Bayerwald-Adler Severin Freund und sein langer Weg zurück: "Jeden Sprung mitnehmen"

21.12.2018 | Stand 17.09.2023, 21:55 Uhr

Weltcup-Rückkehrer Severin Freund: Es braucht Zeit. −F.: Urs Flueeler/Keystone/dpa

Es war eine Rückkehr unter besonderen Vorzeichen: Severin Freund an der Gross-Titlis-Schanze, im winterlichen Kanton Obwalden (Zentralschweiz). Genau an diesem Ort begann 2007 die Weltcup-Laufbahn des Mannes vom WSV-DJK Rastbüchl. Damals schaukelte sich der erst 19-Jährige auf schwache 88 Meter und blieb im Tableau unter ferner liefen. Auch elf Jahre danach gehört die Schanze in Engelberg immer noch nicht zu den Lieblingsanlagen des 30-Jährigen. Qualifikationsränge unter ferner liefen, ein 50. und letzter Platz sowie ein 47. Rang im Wettkampf waren die schmerzliche Bilanz des ehemaligen Weltcup-Gesamtsiegers am vergangenen Wochenende in den Schweizer Bergen. Und doch blickt der Waldkirchener (Landkreis Freyung-Grafenau) nach vorne.

Erst im Januar 2017 und dann ein weiteres Mal im Juli 2017 zog sich der vormals beste DSV-Adler einen Kreuzbandriss zu, fiel den kompletten Winter 2017/2018 aus. Die Karriere stand auf der Kippe, der Weg zurück ein langer, wie Freund gegenüber heimatsport.de erzählt: "Im August, September habe ich nicht wahnsinnig viel vorangebracht. Es ist eher im Oktober, November gewesen, dann habe ich nochmal einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht, natürlich immer in Relation zu sehen." Vor der Vierschanzentournee, die am 29. Dezember mit der Qualifikation in Oberstdorf startet, ist er noch lange nicht der Alte, aber zumindest konkurrenzfähig. Bis einschließlich des Neujahrsspringens in Garmisch-Partenkirchen hat der 30-Jährige eine Einsatzgarantie. Freund rechnet sich aber nicht viel aus: "Ich habe schon früh gesagt, dass die Tournee für mich zu früh kommt. Für mich geht es darum, dass ich jeden Sprung mitnehme und schaue, dass ich besser werde."

In Freunds Abwesenheit hat sich viel getan im deutschen Skispringen. Springer wie Andreas Wellinger (SC Ruhpolding) oder Richard Freitag (SG Nickelhütte Aue) übernahmen die Führungsrolle. Junge Nachwuchsleute, wie Junioren-Vizeweltmeister Constantin Schmid (WSV Oberaudorf), machten auf sich aufmerksam. Karl Geiger (Oberstdorf) feierte seinen ersten Weltcupsieg. Doch unabhängig von allen Veränderung ließ der Bundestrainer dem ehemaligen Weltmeister und Gesamtweltcupsieger von 2014/2015 immer eine Tür offen: "Ich denke schon, dass er noch wusste, dass ich das Potenzial habe", stellt Freund fest. "Über die Jahre ist sehr viel Gutes passiert, da wächst auch ein gutes Verhältnis. Immer wenn man gut in Form ist, ist man auch auf den Trainer angewiesen und genauso ist es umgekehrt." Entsprechend groß war die Erleichterung, als das Comeback im finnischen Ruka/Kuusamo mit den ersten Weltcuppunkten glückte.

Bisher hat Severin Freund zwölf Punkte gesammelt und belegt in der Gesamtwertung den 44. Rang. Weit weg von den Top-Platzierungen vergangener Tage, doch der Waldkirchener kennt seine Baustellen: "Das Flugsystem ist definitiv eine Sache, hängt aber auch damit zusammen, dass ich nicht den Druck vom Tisch bekomme, dass ich leicht werde, sondern eher noch gegen den Ski falle." In Panik verfallen will der 30-Jährige aber nicht. Dafür hat er zu viel in diesem Sport gesehen.

Den gesamten Text über Severin Freunds langen Weg zurück lesen Sie im Sportteil der Wochenendausgabe (22./23. Dezember) Ihrer Passauer Neuen Presse.