Geste der Solidarität
Bayern, BVB, Leipzig und Leverkusen stellen 20 Millionen Euro für in Not geratene Klubs bereit

26.03.2020 | Stand 19.09.2023, 1:32 Uhr

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. −Foto: dpa

Vielleicht ist genau das ja diese "neue Fußball-Welt", über die Uli Hoeneß sinniert: Solidarität statt Egoismus. Starke, die auch mal zurückstecken und den Schwachen helfen. Ein Hoffnungsschimmer in kritischen Zeiten ist die selbstlose Spende von Bayern München und Co. allemal. "Diese Aktion unterstreicht, dass Solidarität in der Bundesliga und 2. Liga kein Lippenbekenntnis ist", sagte DFL-Boss Christian Seifert: "Das DFL-Präsidium ist den vier Champions-League-Teilnehmern sehr dankbar im Sinne der Gemeinschaft aller Klubs." Gemeinsam mit Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen zahlen die Bayern 20 Millionen Euro in einen Topf ein, der in Not geratenen Vereinen in der Coronakrise helfen soll. Die Bild-Zeitung hatte zuvor davon berichtet.

"Wir haben immer gesagt, dass wir uns solidarisch zeigen werden, wenn Klubs unverschuldet durch diese absolute Ausnahmesituation in eine Schieflage geraten, die sie alleine nicht mehr beherrschen können", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. 12,5 Millionen Euro der gesamten Summe sind Rücklagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) aus TV-Erlösen, die eigentlich den vier Klubs zustehen würden. Die restliche Summe steuern sie aus eigenen Mitteln bei. Das DFL-Präsidium entscheidet über die Verteilung der Gelder.

"Jetzt muss Solidarität gelebt, nicht nur erzählt werden", forderte Hoeneß im Fachmagazin kicker - bezogen auf die gesamte Gesellschaft, über Grenzen hinweg, nicht nur im Fußball. Aber eben auch. Der langjährige Bayern-Präsident bezeichnete die aktuelle Situation als "eine Gefahr", sieht in ihr aber auch die Chance, "dass die Koordinaten etwas verändert werden können. Es wird sehr wahrscheinlich eine neue Fußballwelt geben."

Hoeneß erwartet eine "neue Fußball-Welt" nach Corona

Wie diese (vorerst) in Deutschland aussehen wird, darüber entscheiden die 36 Vereine der Bundesliga sowie 2. Liga am kommenden Dienstag bei der virtuellen DFL-Mitgliederversammlung. Auf dem Programm stehen neben der weiteren Saisonplanung auch die wirtschaftlichen Folgen der Zwangspause, unter Umständen ist die Aktion des Quartetts ja nur der Anfang einer solidarischen Welle. Die DFL, die für die Verteilung aus dem "Hilfstopf" zuständig sein soll, wird es hoffen.

Wie schnell aus einer sturen Ablehnung eine großzügige Bereitschaft werden kann, beweist das Beispiel des BVB. Watzke hatte sich unlängst nach unglückliche Äußerungen den Vorwurf der fehlenden Solidarität gefallen lassen müssen.

Dass diese nun dauerhaft Bestand haben wird, darf jedoch zumindest angezweifelt werden. Der Verzicht der vier Champions-League-Starter, die in der vergangenen Woche über ihren Plan beratschlagt haben, soll wegen der Corona-Pandemie eine einmalige Solidaraktion sein. Skepsis ist bereits vorhanden, unter anderem bei Steffen Baumgart.

"Eines habe ich in den Jahren gelernt", sagte der Trainer des Bundesliga-Schlusslichts SC Paderborn: "Es wird, auch in Krisen oder nach schlimmen Vorfällen, sehr viel geredet und theoretisiert. Wir dürfen nicht blauäugig sein und glauben, alles wird besser oder vernünftiger." Genau das glaubt aber Hoeneß, zumindest vorübergehend erwartet er eine Regulierung.

Irrwitzige Gehälter? Dreistellige Millionenbeträge für Transfers? "Das kann ich mir in der nächsten Zeit nicht vorstellen", mutmaßte der 68-Jährige: "Die Transfersummen werden fallen, die Beträge werden sich in den kommenden zwei, drei Jahren nicht mehr auf dem bisherigen Niveau bewegen können. Denn es sind ja alle Länder betroffen." Und damit tatsächlich die Chancen gegeben, eine neue Fußball-Welt zu erschaffen.

− sid