Nach Abbruch der Tischtennis-Ligen
Aufsteigen wollen, können und absteigen: Wie Vilshofen, Bad Höhenstadt und Passau II planen

10.05.2020 | Stand 25.10.2023, 10:55 Uhr

Verlängerung und Trennung: Gergö Timafalvi (vorn) bleibt in Bad Höhenstadt, Richard Kovacs geht nach Passau. −Foto: Georg Gerleigner

Sie sind am Höhepunkt ihrer Vereinsgeschichte angelangt – Aufstiegsfeiern und -gesänge? Fehlanzeige! Die Corona-Welle hat die letzten Spieltage in den Tischtennis-Ligen weggeschwappt, ebenso die nach derartigen Triumphen üblichen Vereinsfeiern, nachdem Versammlungen verboten wurden. Seit der Bekanntgabe des Bayerischen Tischtennis-Verbandes (BTTV) am 2. April sind die DJK Bad Höhenstadt und der TTV Vilshofen offiziell Oberliga-Aufsteiger. Die Saisonwertung erfolgte nach dem letztmöglichen Spieltag (7. März), die Tabelle wies die Höhenstädter als Meister aus, die Vilsstädter als "Vize". Schade andererseits für beide Mannschaften, dass der lokale Konkurrent, die "Zweite" von Fortuna Passau, in die Verbandsoberliga absteigen musste.

Indessen geht die Saison 2019/20 in die Verlängerung – am grünen Tisch, denn: Gegen die Entscheidung des Landesverbandes, alle Relegationsplatzinhaber in den jeweiligen Klassen zu belassen, die auf Absteigerplätzen befindlichen Mannschaften aber absteigen zu lassen, haben sieben bayerische Clubs Einspruch erhoben; darunter die beiden Letzten der Verbandsoberliga Süd, DJK-SB Landshut und TuS Bad Aibling. Das dafür zuständige Gericht des Bayerischen Tischtennis-Verbandes hat auf die Einwände reagiert und ein in drei Punkte gegliedertes Urteil gefällt (siehe Zitat links). Mit weitreichenden Folgen, bis an die Basis. Die Einspruchsfrist für Vereine, die für sich einen Anspruch als Härtefall sehen, ist dieser Montag, 11. Mai. Über einen Quotienten, informiert Nicole Käser von der Verbandsspitze, würde dann über möglichen Abstieg oder Klassenverbleib entschieden. Fest steht: Es finden keine Spiele statt. Bis Donnerstag, so Nicole Käser, hätten sich schon mehrere Vereine gemeldet.

Unterdessen hat das niederbayerische Trio Fortuna Passau II, DJK Bad Höhenstadt und TTV Vilshofen personell die Weichen für die kommende Spielzeit gestellt, deren Beginn-Datum freilich noch in den Sternen steht.

DJK Bad Höhenstadt

"Wir werden natürlich, sobald es möglich ist, die Meisterfeier nachholen und ein entsprechendes Foto machen lassen", sagt Karlheinz Scholz (66), der Macher der Höhenstädter Tischtennis-Familie und seit 1991 deren Spartenleiter. Der Aufstieg des Fürstenzeller Ortsteilvereins, wo seit 1976 der kleine Zelluloidball übers Netz gespielt wird, ist unzweifelhaft ganz eng mit Scholz verbunden. Der ganz persönliche Erfolg bleibt dem umtriebigen Rentner allerdings versagt – "ich wollte schon immer mal gegen Bayern München spielen", verrät er, "jetzt wird es wieder nichts". Die zweite Mannschaft des Drittbundesligisten ist zusammen mit Bad Königshofen in die Regionalliga aufgerückt.

Ohne routinierte Spieler geht’s freilich nicht auf dieser Ebene, und nachdem Richard Kovacs (25) bekanntlich künftig für die Fortunen aufschlägt. "Wir wünschen ihm sportlich alles Gute", sagt Scholz über den Spielertrainer, der weiter in der DJK-Nachwuchsbetreuung wirkt. Für 2020/21 meldet der seit kurzem 66-jährige Spartenchef vor Ende der Wechselfrist (31. Mai) den ersten Zugang: Vom der TuS Bad Aibling kommt dessen Nummer 1, Jose Eduardo Lizarazu (Peru/ 18). Den Kontakt hat DJK-Spieler Viktor Ferencz (26) hergestellt, der in Aibling wohnt und dort auch arbeitet.

Zusammen mit Ferenc bleiben der DJK zwei weitere ungarische Leistungsträger erhalten – die Nummer 1, Gergö Timafalvi (19), und Gabor Kovacs (18). Erstgenannter ist nach der "Corona-Verordnung" nach Hause (Budapest) gereist, Kovacs wohnt und arbeitet in Fürstenzell. Mit dem dritten Ungarn, Kristof Freisinberger (23), stehen laut Scholz noch Gespräche aus, während Enkel Sandro Scholz (18) im Verein bleibt, angesichts des Abiturs im nächsten Jahr aber andere Schwerpunkte setzt.

TTV Vilshofen

Während man in Bad Höhenstadt einen klaren Kurs fährt, sieht man in Vilshofen einen zweifelnden Vizemeister. "Es ist natürlich schon eine Leistung, wenn man in dieser Liga den zweiten Platz erreicht", sagt 2. TTV-Vorsitzender Stephan Katzbichler (31), der zudem Öffentlichkeitsvertreter des Vereins ist. "Ein Wermutstropfen ist aber, dass wir den Aufstieg nicht auf sportlichem Weg erreicht haben." Dies ist freilich nicht der Hauptgrund, dass die Vilsstädter jetzt zögern, nachdem sie doch vor der Saison das Ziel Aufstieg ausgegeben haben. "Es gibt schon Überlegungen, ob wir es machen sollen. Die Oberliga ist halt doch noch einmal ein anderes Kaliber", gibt Katzbichler zu bedenken. Zumal sich mit Jiri Cizek (32) ein Leistungsträger verabschiedet hat (zurück nach Tschechien an einen neuen Wohnort nahe der sächsischen Grenze) und der Verein künftig auf einen zweiten ausländischen Spieler mit weiten Anreisen verzichtet. Laut Katzbichler hat der TTV bis 5. Juni Zeit sich zu entscheiden und die Unterlagen für die Oberliga einzureichen.

Auf der anderen Seite wollen sich die Verantwortlichen des Vereins, der letztes Jahr 30. Geburtstag feierte, keine Verzögerung hinsichtlich der Kaderplanung erlauben. Und da gibt es ein klare Richtung – den Weg zur "Jugend". So versammelt sich hinter den beiden Topspielern Martin Pytlik (51, Katzbichler: "ein Ausnahmespieler, ohne Verfallsdatum") und Spielertrainer Damir Atikovic (49, er lebt mit seiner Familie in Vilshofen) eine kleine "Horde" von Twens. Dabei freut sich der 2. Vorsitzende über die Verpflichtungen der großen Talente Veit Heller (23, zuletzt Regenstauf/Oberliga) und Nikolas Adjan (22, Passau), die auch beruflich ein Team bilden. Weitere Kadermitglieder sind Joel Mittel (21), Lukas Stöger (23) sowie die Haudegen Thomas Wiener (45) und Raffael Zisler (41). Adrian Winkler (25) wird aus privaten Gründen vorerst pausieren"Derzeit sind wir noch in guten Gesprächen mit einem weiteren deutschen Spieler aus der Region", sagt Katzbichler. Spruchreif sei hier noch nichts.

TTC Fortuna Passau II

Nach sechs Jahren in der Oberliga Bayern geht’s für die Bundesliga-Reserve eine Stufe tiefer, ein Schritt, den man in der Dreiflüssestadt nicht allein mit einem weinenden Auge sieht. "Wir sind sportlich abgestiegen, hätten aber als sogenannter Härtefall die Möglichkeit zu einem Einspruch gehabt", erklärt 2. Fortuna-Sportwart Manfred Hirschenauer. "Nachdem wir uns aber bereits vor dem Abbruch dieser Saison dazu entschlossen haben, eine neue Mannschaft aufzubauen, kommt uns diese Situation gar nicht einmal so ungelegen und wir werden darum auch keinen Einspruch einlegen."

Verlassen haben den Verein Lukasz Grzyb (35/ nach Regenstauf), Vojtech Rozinek (22/Prag) und Tomas Vorisek (27/Biebrich, Hessen). Neu im Kader sind der vormalige Höhenstädter Spielertrainer Richard Kovacs (25/ er wohnt in Fürstenzell), die künftige Nummer 1 Martin Jancovic (27/ Haiming) und als Nr. 2 der Defensivspezialist Domonkos Kovacs (26/ Budapest, zuletzt Eggolsheim), der zusammen mit den Höhenstädter Ungarn eine Fahrgemeinschaft bilden soll). Aus dem Jugendbereich rücken David Scholz (17) und Bastian Butz (16) auf. Zusammen mit den gestandenen Oberliga-Spieler Sebastian Schröttner (32), Thorsten Schaller (45) und Christian Lederer (23) sei, so Sportwart Hirschenauer, ein effektives Training mit wenigstens sechs Spielern möglich. Und: "Wir gehen auf jeden Fall positiv gestimmt in die neue Saison und dürften in der Verbandsoberliga eine gute Rolle spielen."