Aufatmen hier, Angst dort: Teilzeitkraft Liendl erlöst die Löwen – Würzburg am Tiefpunkt

18.03.2017 | Stand 18.09.2023, 23:52 Uhr

Löwen-Jubel: Torschütze Michael Liendl (v.l.), Kai Bülow und Stefan Aigner feiern das 2:0. − Foto: dpa

In seinem 100. Zweitligaspiel führt Michael Liendl 1860 München zu einem eminent wichtigen Derbysieg. Der Österreicher wundert sich, warum Coach Pereira nicht intensiver auf ihn setzt. Beim Verlierer aus Unterfranken soll die Länderspielpause neue Kräfte freisetzen.

Der gefeierte Jubilar genoss die Sprechchöre der glücklichen Anhänger. "Michi Liendl, du bist der Beste", schallte es aus der Fankurve des TSV 1860 München. Beim eminent wichtigen 2:1 der "Löwen" in der 2. Fußball-Bundesliga gegen die nun auch richtig in den Abstiegskampf abgestürzten Würzburger Kickers war der zur Pause eingewechselte Michael Liendl der Matchwinner gewesen. "Er hat das Spiel belebt", bestätigte auch 1860-Trainer Vitor Pereira.

Das Kopfballtor von Abwehrchef Abdoulaye Ba (67. Minute) bereitete Liendl vor. Und das 2:0 erzielte der 31 Jahre alte Österreicher in seinem 100. Zweitligaspiel per Foulelfmeter selbst (78.). Das Tor zum 1:2 von Peter Kurzweg in der Nachspielzeit kam für die Gäste zu spät.

"Schön, wenn die Fans einen feiern", sagte Liendl am Freitagabend in den Stadionkatakomben. Noch lieber wäre dem Mann mit dem ausgeprägten Ballgefühl im linken Fuß jedoch, wenn auch Trainer Pereira seine Fähigkeiten mehr zu schätzen wüsste. "Keine Ahnung, was da los ist", äußerte Liendl: "Prinzipiell habe ich genug Argumente geliefert in dieser Saison, dass ich häufiger vom Start weg spielen darf."

Mit acht Treffern ist der Regisseur auch erfolgreichster Torschütze bei 1860. Seine Tempodefizite und die mangelnde Zweikampfstärke kann er im Mittelfeld mit Übersicht und Technik ausgleichen. "Ich weiß, dass ich die Qualität habe, das Spiel lenken zu können", erklärte Liendl, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. Über ein neues Arbeitspapier habe vom Verein noch niemand mit ihm gesprochen. "Wenn er das nicht tut, will er nicht verlängern", schlussfolgert er.

Liendl war neben dem starken Abwehrchef Ba maßgeblich dafür verantwortlich, dass die "Löwen" drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf einfuhren. "Wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre es ziemlich dunkel geworden", sagte Offensivspieler Stefan Aigner.

Richtig düster wird es langsam in Würzburg. Der Aufsteiger stellt mit zwei Punkten das schwächste Rückrundenteam. Zur Winterpause hatten die Unterfranken noch satte elf Zähler Vorsprung auf die "Löwen", jetzt ist es noch einer. "Die Länderspielpause kommt zu einem guten Zeitpunkt", sagte Trainer Bernd Hollerbach. Er will die Zeit bis zum Heimspiel gegen den direkten Mitkonkurrenten Arminia Bielefeld am 1. April nutzen, um im Saisonendspurt "gestärkt zurückzukommen".

Hollerbach glaubt an sich und seine Spieler. "Die Mannschaft hat Mentalität und Moral gezeigt", sagte er in München. Was wieder gefehlt habe, sei mal ein Tor im richtigen Moment gewesen. Zudem zogen sich Torwart Robert Wulnikowski (Knie) und Mittelfeldspieler Tobias Schröck (Leiste) Verletzungen zu. "Ich bin zweimal mit der Mannschaft aufgestiegen. Wir haben 29 Punkte, die Luft wird dünner", sagte Hollerbach sachlich. Kämpferisch kündigte er an: "Wir müssen hart arbeiten, das werden wir in der Pause auch tun."