Kreis Zugspitze stimmt über Modellversuch ab
Auf- und Abstiegsrunde, Bonuspunkte: Ganz Bayern schaut auf diese Fußball-Revolution

01.04.2021 | Stand 19.09.2023, 2:02 Uhr
Alexander Hübner

In der Kreisliga 2 Inn/Salzach kreuzen Benjamin Kastenhuber von der SG Tüßling/Teising (links) und Alexander Irlweg (TSV Altenmarkt) mit ihren Teams bislang zweimal in der Saison die Klingen. Nach dem vom Kreis Zugspitze ertüftelten Spielmodel könnte es mehrere Duelle geben. −Foto: Zucker

Seit mindestens 75 Jahren verläuft eine Saison im bayerischen Fußball nach dem gleichen Muster: eine Hin- und eine Rückrunde, jeder spielt zweimal gegen jeden, und am Ende ist einer Meister und ein paar Vereine steigen ab. Im Kreis Zugspitze könnte sich das nun grundlegend ändern. Dort startet ein Modellprojekt, auf das viele andere Regionen mit großer Spannung blicken.

"Es wäre spannend, einfach mal was Neues zu machen", erklärt Zugspitz-Kreisspielleiter Heinz Eckl, warum die Funktionäre zusammen mit zwei Dutzend Vereinsvertretern – von Abteilungsleitern über Trainer bis zum Torhüter – in Online-Sitzungen wochenlang über einem neuen Spielsystem gebrütet haben. Mehr Spannung soll es vor allem bringen. Es ist ein Pilotprojekt, angelegt auf zwei bis drei Jahre, auf das ganz Bayern schaut. Ob und wie es umgesetzt wird, sollen die rund 230 Vereine selbst entscheiden, denen Eckl die Pläne vorstellte. Bis zum 19. April haben sie nun Zeit abzustimmen. Sprechen sich mindestens zwei Drittel dafür aus, geht es im August los.

So funktioniert das neue System

Qualifikationsrunde: Die Zahl der Spielgruppen wird verdoppelt, so dass in jeder Liga nur sieben bis acht Teams spielen. Die Kreisliga bestünde also aus vier Gruppen, die Kreisklasse aus acht. 14 Spieltage lang wird von Anfang August bis Mitte November in Hin- und Rückspiel gekickt, dann rechnet man ab: Die ersten Drei jeder Liga qualifizieren sich für die Aufstiegsrunde, der Rest muss in die Abstiegsrunde.

Aufstiegsrunde: In jeder Gruppe spielen sechs Vereine um Meisterschaft und Aufstieg – macht zehn Spieltage von Ende März bis Ende Mai. In der Kreisliga wären das insgesamt zwölf Mannschaften, in der Kreisklasse viermal sechs, also 24. Der Erste jeder Gruppe rückt auf, der Zweite geht in die Relegation um den Aufstieg.

Abstiegsrunde: Hier bestehen die Gruppen im Frühjahr aus fünf oder sechs Mannschaften, die in Hin- und Rückspiel gegeneinander antreten. In der Kreisliga wären das zum Beispiel drei Gruppen, in der Kreisklasse sechs. Nur die Tabellenletzten steigen direkt ab, die davor platzierten Teams gehen in die Relegation mit den Vizemeistern der nächstniedrigeren Klasse.

Bonuspunkte: Die Auf- und Abstiegsrunden beginnen bei Null. Doch damit es im Herbst nicht nur um die Qualifikation geht, nehmen die Vereine je nach ihrem Tabellenplatz Bonuspunkte mit: Der Erste geht mit sechs Punkten in die Aufstiegsrunde, der Zweite mit vier, der Dritte mit zwei. In der Abstiegsrunde bekommt der Vierte sechs Punkte, der Fünfte vier, der Sechste zwei und der Siebte und Achte je einen Zähler mit.

C-Klassen (in Niederbayern mit A-Klassen gleichzustellen): Abstiegsrunde wäre unsinnig – weiter runter geht es ja nicht. Trotzdem wird die Saison in zwei Hälften geteilt. Für den Sieger der Herbstrunde gibt es einen zusätzlichen Anreiz: Er rückt im Frühjahr in die Abstiegsrunde der B-Klasse auf – und nimmt zwei Bonuspunkte mit, einen mehr als die beiden Tabellenletzten der B-Klasse. Im Frühjahr werden die C-Klassisten neu gemischt, nehmen aber Bonuspunkte aus dem Herbst mit. Der Frühjahrsmeister steigt ebenfalls auf.

Relegation: Kreisspielleiter Eckl stellt die Zugspitz-Vereine vor die Wahl. Entweder die Relegation bleibt, wie sie ist – oder sie wird umgestellt auf einen Play-off-Modus "Best of Three".

Vor- und Nachteile des neuen Systems

Der größte Vorteil in den Augen von Eckl: Die Saison wird spannender, schon im Herbst geht es um Hopp oder Top. Im Frühjahr werden die Spiele enger, weil die Mannschaften in der gleichen Liga ähnlich stark sind. Durch die kleineren Ligen winken mehr Derbys und kürzere Fahrtstrecken. Das kann aber auch bedeuten: Man spielt viermal in einer Saison gegen den gleichen Gegner. Das gilt auch für die Tatsache, dass die Saison nach dem neuen Modus in der Regel zwei Spieltage kürzer ist.

Trotzdem kann der Termindruck größer werden: Die Herbstrunde muss im November abgeschlossen sein. Deshalb sollen Partien an den letzten vier Spieltagen notfalls auf des Gegners Platz – oder auf einen neutralen Platz – verlegt werden können. Weil die Gruppen im Frühjahr neu zusammengestellt werden, steht ein Fragezeichen hinter den gemeinsamen Heimspielen von erster und zweiter Mannschaft, die vielen Klubs wichtig sind.

− la

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