4:0-Gala: BVB in München wieder schwindelig gespielt – So ist der Plan mit Flick

09.11.2019 | Stand 19.09.2023, 1:21 Uhr

Jubel in Rot: Bayern ließ Dortmund beim 4:0 keine Chance. −Foto: dpa

Uli Hoeneß nickte auf der Tribüne zufrieden, auf dem Rasen hüpften die Bayern-Profis vor den ausgelassen feiernden Fans auf und ab: Interimstrainer Hansi Flick hat den Rekordmeister in Rekordzeit wiederbelebt und zu einem großen Clásico-Sieg gegen Borussia Dortmund geführt. Im zweiten Spiel unter dem Nachfolger von Niko Kovac sorgten Robert Lewandowski mit seinen Saisontoren 15 und 16 (17./76. Minute), Serge Gnabry (47.) und Mats Hummels mit einem Eigentor (80.) beim 4:0 (1:0) für einen dominanten Erfolg des deutschen Fußball-Meisters.

Flick, der nach dem Abpfiff schnell und ohne allzu große Gefühlsregung im Kabinentrakt verschwand, bleibt nach dem überzeugenden Erfolg erstmal weiter Trainer der Bayern. "Wir machen bis auf Weiteres mit Hansi weiter, er hat das jetzt gut gemacht und er hat unser Vertrauen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Hansi hat vor dem Spiel gesagt, die zwei Spiele sind jetzt erstmal die Ziellinie. Die Ziellinie hat er heute bravourös überschritten." Jetzt mache man in aller Ruhe mit Flick weiter, sagte Rummenigge. Man müsse dem Coach ein "großes Kompliment" aussprechen.

Das Engagement von Flick als Nachfolger von Niko Kovac war zunächst nur für die Spiele gegen Olympiakos Piräus (2:0) und Dortmund vorgesehen. "Wir sind zufrieden mit dem, wie wir heute aufgetreten sind", sagte Rummenigge nach dem dominanten Auftritt gegen BVB. In zwei Wochen in Düsseldorf wird Flick nach der Länderspielpause also zum dritten Mal in der Verantwortung stehen.

Wie lange die Münchner mit Flick planen, sagte Rummenigge nicht. Auch nicht, was das für die Trainersuche des deutschen Fußball-Rekordmeisters bedeute. "Was wir machen, das möchte ich nicht in der Öffentlichkeit kommentieren", sagte der Münchner Vorstandschef.

"Es geht nicht um meine Person. Es geht um den FC Bayern München. Für den Verein ist das eine schwierige Situation. Der Verein hat Zeit, sich Gedanken zu machen, nicht mehr und nicht weniger", sagte Flick zur Trainerfrage. Mit seiner Frau wolle er am Abend bei einer Flasche Rotwein den Sieg feiern.

Für die Mannschaft hatte er nur Lob: "Sie haben heute gezeigt, dass sie Fußball auch wirklich zelebrieren können. Die Mannschaft hat gewusst, dass sie in der Pflicht ist und das hat sie gut umgesetzt." Lewandowski bezeichnete er als "besten Stürmer der Welt".

"Kompliment an die Mannschaft. Wir haben das, was der Hansi in der kurzen Zeit einzuschleifen versucht hat, echt gut umgesetzt", sagte Thomas Müller bei Sky. "Wir waren mutig. Die Spieler waren durch den Trainerwechsel noch mehr gefordert, die Alibis waren weg." BVB-Trainer Lucien Favre räumte ein: "Bayern war viel besser als wir. Tempo, Ballannahme, Technik. Wir waren nicht gut. Es war eine große Enttäuschung."

Eine Woche nach der 1:5-Demütigung bei Eintracht Frankfurt erlebten die 75 000 Zuschauer im rasanten 101. Liga-Klassiker einen FC Bayern, der sehr dominant, bestens geordnet und mit hoher Passsicherheit zu Werke ging. Angetrieben von Rekordmann Lewandowski, der als erster Bundesligaakteur an elf Spieltagen nacheinander traf, ließen die Münchner in einem intensiven Spiel den Gäste keinen Raum zur Entfaltung. Defensiv gingen die schon in der Champions League gegen Olympiakos Piräus (2:0) ohne Gegentor gebliebenen Bayern im Vergleich zur Niko-Kovac-Zeit wie verwandelt zu Werke. "Oh wie ist das schön", riefen die Bayern-Fans – die BVB-Anhänger verstummten.

Zwar hatte der BVB angekündigt, nach der von Manager Michael Zorc als "Horrorbilanz" eingestuften Niederlagenserie mit 3:22 Toren dagegen zu halten. Doch früh setzten die Bayern-Stars Zeichen – nur sie spielten den im Vorfeld von beiden Seiten propagierten "Männerfußball".

Vor allem das 1:0 durch Lewandowski hinterließ Wirkung bei der Borussia, dass es zur Pause nur 1:0 stand, war vor allem Hummels zu verdanken. Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw rettete der Kapitän mehrfach in höchster Not. Nach dem Wechsel konnte aber auch Hummels das Debal nicht mehr verhindern − und traf zum allem Überfluss auch noch ins eigene Tor.