Historischer Blitzstart
3:0 nach 12 Minuten: Schnellfeuer Bayern – "wir hätten sogar zehn Tore schießen können"

16.02.2020 | Stand 19.09.2023, 1:29 Uhr

Viel Grund zum Jubeln hatten die Bayern in Köln. −Foto: dpa

Das war lange meisterlich: Mit einer eindrucksvollen Demonstration der Stärke und einem historischen Blitzstart hat der FC Bayern die Tabellenführung der Fußball-Bundesliga nach nur 24 Stunden zurückerobert. Nach 12 Minuten führte der FC schon mit 3:0. "Wir hätten heute sogar zehn Tore schießen können", sagt Kapitän Manuel Neuer hinterher.

Hansi Flick ging es wie zuvor seiner Mannschaft: Am Ende verließen ihn die Kräfte. 90 Minuten hatte der Trainer des FC Bayern München während des 4:1 (3:0) beim 1. FC Köln engagiert gecoacht, dann versuchte er noch ein Interview zu geben. Dieses musste der erkältete Flick aber abbrechen, bei der anschließenden Pressekonferenz ließ er sich entschuldigen.

Das Spiel fasste dafür Manuel Neuer treffend zusammen. "Wir hätten heute zehn Tore schießen können", sagte der Kapitän und Torhüter: "Aber auch viel mehr kassieren können." Sehr lange hatten sich die Bayern meisterlich präsentiert und mit einem historischen Blitzstart den Grundstein für die direkte Rückeroberung der Tabellenspitze gelegt. Allenfalls die etwas fahrlässige Schlussphase trübte die ansonsten eindrucksvolle Demonstration der Stärke.

"Ich habe uns selten so spielfreudig erlebt wie in der ersten Halbzeit", sagte Thomas Müller: "In der zweiten Halbzeit waren wir dann zu gemütlich, haben uns zu sicher gefühlt. Das ist menschlich. In der Champions League dürfen wir uns das aber nicht erlauben."

Dass die Münchner den am Samstag an die Spitze gesprungenen Leipzigern direkt wieder die Tabellenführung entreißen würde, war aber schon nach weniger als einer Viertelstunde klar. Robert Lewandowski mit seinem 23. Saisontor (3. Minute), Kingsley Coman beim Startelf-Comeback nach zweimonatiger Verletzungspause (5.) und Serge Gnabry (12.) schossen die schnellste 3:0-Auswärtsführung in der ruhmreichen Bundesliga-Geschichte des FC Bayern heraus. Gnabry legte nach (66.), Köln kam durch Mark Uth zum Ehrentreffer (70.).

Müller verbucht nach seinen Vorlagen zum 1:0 und 2:0 zudem nun 14 Assists in dieser Bundesliga-Saison, das schaffte seit Einführung der genauen Datenerfassung im Jahr 2004 nach 22 Spieltagen noch niemand. "Ich versuche, in unserem funktionierenden System ein Rädchen zu sein", sagte Müller bescheiden: "Dass ich ein Auge für den Nebenmann habe, ist ja bekannt. Ich hätte aber auch gerne selbst getroffen."

Die zuvor viermal in Folge daheim siegreichen Kölner gehen mit einer klaren Niederlage in die Karnevalswoche, der Frust hielt sich aber in Grenzen. "Es hätte übel enden können", sagte Torhüter Timo Horn: "Das ist es letztlich aber nicht." Manager Horst Heldt, einst in Köln Mitspieler von Flick, antwortete auf die Frage, ob das Team so seine Ehre gerettet hätte: "Ja, das finde ich schon."

Auf der einen Seite trafen vor 50 000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergieStadion die beiden erfolgreichsten Vereine der letzten sieben Spieltage aufeinander - und das, obwohl das Derby der Kölner in Mönchengladbach in der Vorwoche wegen des Sturmtiefs "Sabine" abgesagt worden war. Wie groß der Unterschied tatsächlich war, zeigte jedoch eine Statistik: Lewandowski und Müller kamen vor dem Anpfiff auf ziemlich genau fünfmal so viele Bundesliga-Tore wie die gesamte Startelf des FC (339:68). Nach 128 Sekunden stellte Lewandowski das Verhältnis mit einem Schrägschuss in den Winkel auf genau 5:1.

Unbeeindruckt von den klaren Siegen der Konkurrenten Leipzig (3:0 gegen Bremen), Dortmund (4:0 gegen Frankfurt) und Mönchengladbach (4:1 in Düsseldorf) legten die Münchner mit dem Selbstverständnis eines auch kommenden Meisters schnell nach und raubten den in Karnevalstrikots angetretenen Kölnern jede Illusion auf eine Sensation fünf Tage vor Weiberfastnacht.

Nicht nur bei einem Lattenschuss von Gnabry (29.) und einem Pfostentreffer von Joshua Kimmich (37.) lagen weitere Treffer in der Luft. 18:1 Torschüsse für die Gäste wies die Statistik zur Pause aus. Danach waren es 12:8 für Köln. Der FC hatte noch Pech mit zwei Abseitstoren von Jhon Cordoba (46./55.), der Münchner Sieg geriet trotz der Nachlässigkeiten aber nie in Gefahr.