23 Jahre lang Chef der Chiemgau-Arena
Vom Taferlbuam zum WM-Organisator: Schweiger spricht über seinen überraschenden Rücktritt und zieht Bilanz

28.12.2022 | Stand 28.12.2022, 17:57 Uhr

Engelbert Schweiger war 23 Jahre lang Chef in der Chiemgau-Arena. Im Sommer gab er überraschend seinen Rücktritt bekannt. −Fotos: Kas/Archiv

Er war 23 Jahre Chef in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena, hat insgesamt sechs Weltmeisterschaften und 26 Weltcups ausgerichtet und sich in der internationalen Biathlon-Szene einen großen Namen gemacht: Engelbert Schweiger. Im Sommer hatte er völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt und war abgetaucht. Kurz vor Jahreswechsel spricht der 55-jährige gebürtige Traunsteiner mit der Heimatzeitung über die Hintergründe, zieht eine Arena-Bilanz und erklärt, wie er künftig den Ruhpoldinger Unternberg hoffähig machen will.

Herr Schweiger, wie kam es dazu, die Chiemgau-Arena nach so langer Zeit als verantwortlicher Stadionchef und Geschäftsführer so plötzlich zu verlassen?
Engelbert Schweiger: Für viele Außenstehende war das vielleicht plötzlich, aber das kann man so nicht behaupten, da ich mich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken beschäftigte. Es war meine einzigallein persönliche Entscheidung, die dann konkret etwa Mitte August nach einigen Monaten Überlegungsphase final gefallen ist. Ich habe dann einen Tag nach der Biathlon Sommer-Weltweltmeisterschaft meinen Vertrag beim Kommunalunternehmen Gemeindewerke unter Einhaltung der siebenmonatigen Kündigungsfrist zum 31. März 2023 gekündigt, wollte dies aber nicht vorher bekanntgeben, um keine zusätzliche Unruhe in die bevorstehende Biathlon-Sommer-WM reinzubringen. Auch habe ich mich nicht aktiv nach einem anderen Job bemüht, dennoch wollte ich mich nach so langer Zeit im Veranstaltungsbereich noch einmal beruflich verändern. Das Einzige, was mir noch im Veranstaltungsbereich gefehlt hat, sind Olympische Spiele, die aber in den nächsten zehn Jahren in unserer Region nicht realistisch sind. Es hat durch die „Meine Volksbank und Raiffeisenbank e.G.“ keine Abwerbung stattgefunden, sondern das zukünftige Gesamtkonzept und die dahinter stehende Philosophie der Wertegemeinschaft VR Bank hat mich überzeugt. Die darauffolgenden Gespräche wurden mit sehr viel gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geführt. Letztendlich hat man mir den Geschäftsführer-Posten von „Meine Bergwelt GmbH“ angeboten, und ich habe aus den vorgenannten Gründen zugesagt.

Ihr Vertrag in der Chiemgau-Arena wurde dann wohl vorzeitig aufgehoben?
Schweiger: Richtig! Eigentlich war immer mein Ansinnen, den bevorstehenden Biathlon-Weltcup 2023 noch vollumfänglich durchzuführen, da ich ja noch viele Vorbereitungsentscheidungen getroffen habe. Mit meinem bisherigen Arbeitgeber wurde aber dann Mitte Oktober einvernehmlich mit allen Beteiligten ein Aufhebungsvertrag, mit Zustimmung des Verwaltungsrats des Kommunalunternehmens, zum 31. Dezember vereinbart, da ja der Pachtvertrag der Rauschbergbahn GmbH zum Betrieb der Unternbergbahn zum Jahresende ausläuft. Trotz langer und intensiver Bemühungen seitens der Bank ist eine Übergangsregelung bis 31. März 2023 nicht zustande gekommen. Die „Meine Bergwelt GmbH“ übernimmt zum 1. Januar 2023 den Betrieb der Sesselbahn sowie den Betrieb der Skilifte mit dem dazugehörigen Personalstamm. Die bisherigen Geschäftsführer Iven Matheis und Franz Hofmann von der VR-Bank haben eine großartige Vorarbeit geleistet, auf deren Grundlage man in Zukunft nun sehr gut aufbauen kann.

Mit wem haben Sie sich beraten?
Schweiger: Zunächst natürlich in erster Linie mit meiner Frau Sabine, mit den beiden Söhnen und meinen Eltern, die zu jeder Zeit zu 100 Prozent hinter mir gestanden sind. Aber ich habe auch mit meinem engsten Freundeskreis diese grundsätzliche und nach 39 Jahren Gemeinde Ruhpolding für mich weitgreifende Entscheidung abgewägt.

Was hinterlassen Sie für ein Team?
Schweiger: Ich denke, ein nahezu perfektes Team, für das wir in Ruhpolding national und international im Veranstaltungsbereich allerorts beneidet werden. Ich war immer stolz auf mein langjähriges Team um Alois Reiter, Hubert Neidhardt, Claudia Hummel und all die weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit mir in den letzten vier Jahren alle Umstrukturierungen vom Regiebetrieb in den Eigenbetrieb Chiemgau-Arena und zuletzt in eine Chiemgau-Arena GmbH und in ein Kommunalunternehmen Gemeindewerke erfolgreich mitgegangen sind.

Ist der Abschied mit Wehmut verbunden?
Schweiger: Darüber hatte ich noch gar nicht die Zeit, richtig nachzudenken, weil es ein fließender Übergang in die neue Tätigkeit war. Mein Herz wird aber immer an der Chiemgau-Arena und am Wintersport hängen, dafür war ich zu lange in diesem Bereich tätig. Ich habe im Skisport nebenbei auch viele ehrenamtliche Positionen bekleidet, angefangen als Skisprungtrainer, als Sportwart im Verein und SV Chiemgau, neun Jahre als Erster Vorsitzender des Ski-Club Ruhpolding, zwei Jahre als Erster Vorsitzender des Skiverbandes Chiemgau, sechs Jahre als Vizepräsident im Bayerischen Skiverband und im Vorstand Sportbeirat des BLSV und in den verschiedensten DSV-Gremien.

Wo werden Sie den Biathlon-Weltcup im Januar schauen?
Schweiger (lacht): Ich werde sicherlich mal an der Strecke sein, aber wie oft, das kann ich noch nicht sagen. Das hängt auch etwas von meinem neuen Job und den schwierigen Witterungsbedingten ab, auf die man häufig kurzfristig reagieren muss.

Ziehen Sie doch mal Bilanz über Ihre Zeit als Chef in der Chiemgau-Arena.
Schweiger: Ich habe alle sechs Biathlon-Weltmeisterschaften (mit Sommer-WM und Junioren-WM) in Ruhpolding miterlebt, 22 Biathlon-Weltcups und vier Weltcups in der Nordischen Kombination. Bei der Biathlon-WM 1978 war ich Skiclub-Taferlbua. Bei der WM 1985 war ich als Vorläufer auf der Strecke dabei, bei der WM 1996 war ich Assistent von WM-Generalsekretär Alois Auer. Es war eine sehr lehrreiche Funktion, denn ich war im OK-Team unter Alt-Bürgermeister Herbert Ohl bei allen Entscheidungen mit dabei. Da habe ich also sehr früh das Thema Organisation von Großveranstaltungen mitbekommen.

− kk

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