1. Verbandsliga Südbayern
TSV Bad Reichenhall mit begeisterndem Hockey: 8:4-Sieg gegen Schwaben Augsburg – Dann 3:4 in Grünwald

11.12.2023 | Stand 11.12.2023, 17:43 Uhr
Hans-Joachim Bittner

Reichenhalls Spielertrainer sowie Kapitän David Wittmann blockt den starken Augsburger Akteur Simon Jocher. − Foto: Bittner

All jene, die in die Sporthalle an der Münchner Allee gekommen waren, bereuten ihr Kommen nicht ansatzweise: Hatten sie doch ein Hockey-Schmankerl der besonderen Art live miterleben dürfen, zwischen dem TSV Bad Reichenhall und dem TSV Schwaben Augsburg. Bereits das Hinspiel der 1. Verbandsliga Südbayern zwei Wochen zuvor war eine enge Kiste, als die Kurstädter noch 3:5 den Kürzeren gezogen hatten. Jetzt wollten sie das Blatt gegen einen schwierig zu bespielenden Gegner unbedingt und endlich einmal wenden.

Die Duelle gegen Augsburg sind immer etwas Besonderes, Michi Dürk spricht vom „Pest“-Gegner, weil diese Begegnung in den vergangenen Jahren meistens Richtung der Schwaben lief. „Heute sind sie fällig, wenn nicht jetzt, wann dann?“, meinte der TSV-Stürmer kurz vor der Partie. Die Voraussetzungen dazu präsentierten sich bestens: Zwölf Reichenhaller auf dem Spielbericht, das hatte es lange nicht mehr gegeben, deren neun auf Augsburger Seite. Wie im Hinspiel erschienen die eingeteilten Referees des TSV Grünwald nicht. Dadurch mussten der am Oberschenkel verletzte Ludwig Hermann und ein Gäste-Akteur einspringen – freilich eine immer auch latent haarige Angelegenheit, sollte es auf dem Feld brenzlig werden.

Das Match begann stürmisch: Hochmotiviert legten beide Teams mit einem irren Tempo los und präsentierten eine Intensität, die das Publikum auf der Tribüne staunen ließ. Von der ersten Sekunde an war klar: Hier wird um jeden Zentimeter gekämpft, ein Zurückziehen wird es hüben wie drüben nicht geben. Nach einer Ecke von Michi Dürk klappte es auch sofort mit dem Toreschießen, Hubert Fagerer verwandelte sicher – 1:0 (2.). Fünf Minuten drauf scheiterte Korbinian Flaschenträger völlig frei am Pfosten (7.). Eine Ecke auf der anderen Seite nutzte Nicolaj Gramsamer zum Ausgleich (9.). Es ging rauf und runter, eine erneute Standardsituation nutzte Flaschenträger auf Zuspiel von Danny Richter zum 2:1 (22.). Enormer Chancenwucher der Gastgeber vor und nach diesem Treffer – vor allem Fagerer (Pfosten, 17.) und der erstmals in dieser Saison spielende Florian Dürk überboten sich im Auslassen hochprozentiger Gelegenheiten – rächte sich noch nicht. Einen Schuss von Patrick Zeien konnte Kerim Kaytas für seinen geschlagenen Keeper Nicolai Strassburg gerade noch von der Linie kratzen (26.).

Augsburg nutzte die Fahrlässigkeiten der Gelb-Schwarzen vor dem Tor dann doch und drehte die Partie erstmal: Simon Jocher traf per Siebenmeter zum 2:2-Pausenstand (28.) und nach einer Ecke zum 2:3 (34.). Flo Dürk glich, ebenfalls vom Punkt, zum 3:3 aus (35.), noch einmal geriet der Heim-TSV jedoch in Rückstand: Eine Ecke führte zum 3:4 durch Dominik Meiss (39.). Was jedoch in den nächsten fünf Minuten folgte, darf getrost ins Reichenhaller Hockey-Geschichtsbuch eingetragen werden: Denn drei Traumtore aus dem Spiel heraus, mit sagenhaftem One-Touch-Hockey, sowie ein Treffer nach einer Ecke, die Michi Dürk nach starker Balleroberung herausgeholt hatte, ließ die Crew von Spielercoach und Kapitän David Wittmann auf 7:4 davonziehen: Als Torschützen glänzten unter jetzt lautem Jubel der Fans Michi Dürk (41.), Flaschenträger (44.), Fagerer (45.) und Flo Dürk (46.), als Vorbereiter Stefan Saboth, Xaver Dorfer, Zeien und Marcel Brunner. Und die nun wie entfesselt aufspielenden Hausherren machten den Sack mit dem 8:4 durch Fagerer endgültig zu (50.), Augsburg kam nur noch zu einem Lattentreffer in der Schlusssekunde. „Die Liga ist enger als gedacht“, bilanzierte Wittmann im Anschluss, dem es nach langer Zeit in der eigenen Halle – auch für ihn persönlich – wieder „so richtig Spaß machte.“

Eine adventliche Siegesfeier danach fiel aus, denn nur knapp 22 Stunden nach der Schlusssirene mussten die Reichenhaller beim TSV Grünwald antreten – aufgrund des Schiri-Desasters laut Wittmann durchaus mit einer Portion „mentaler Voranspannung“ im Gepäck. Vom kräftezehrenden Match gegen Augsburg halbwegs erholt konnten die Kurstädter ihre „Übernacht-Tabellenführung“ allerdings nicht behaupten und zogen knapp und unglücklich mit 3:4 den Kürzeren. Die drei TSV-Treffer erzielten Michi Dürk (2) und Martin Reichl, der gegen Augsburg noch gefehlt hatte. Letztlich scheiterten die Reichenhaller diesmal wirklich an ihrer mangelnden Chancenverwertung.