617 Kilometer und 16.500 Höhenmeter
Tort(o)ur-Traum-Erfüllung in Südafrika: Markus Beck und Marco Gierzinger bei der harten „Cape Epic“

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 8:00 Uhr
Hans-Joachim Bittner

In Action: Markus Beck aus Bad Reichenhall beim „Cape Epic“ in Südafrika, der „Tour de France“ der Mountainbiker. − Foto: Veranstalter

Es klingt nur auf den ersten Blick nach einer (dreieinhalbwöchigen) Auszeit, die sich Markus Beck und sein Sohn Marco Gierzinger einmal im Jahr nehmen: Denn sie liegen nicht faul an irgendeinem Strand, sondern nehmen an den härtesten Rad-Rennen dieses Erdballs teil. Nach der „Crocodile Trophy“ 2022 in Australien (wir berichteten damals) war es nun erstmals die „Cape Epic“ in Südafrika. Unter den Teilnehmern gilt sie als „Tour de France“ der Mountainbiker – also als der härteste Wettkampf, den ihr Sport zu bieten hat. Darum befinden sich alle Profis und Top-Stars der Szene bei diesem Rennen im Feld.

„Es ist schon eine Ehre hier starten zu dürfen. Dieser Bewerb war ein Lebensziel, hinter das ich nun einen Haken setzen kann“, sagt Beck, Hotelier aus Bad Reichenhall. Er spricht von sich, da sein Sohn Marco (29) leider nach der vierten Etappe „mental entkräftet“ aussteigen musste. „Das verlangt hier schon allen alles ab“, sagt sein Vater, der sich nach vier Tagen als Zweier-Team alleine bis ins Ziel durchschlug – und danach „fix und fertig war“. Letztlich tat ihm alles weh, inklusive aufgeschlagener Handflächen. „Und einen meiner großen Zehen spüre ich erst jetzt langsam wieder“, berichtet der 49-Jährige und ergänzt schmunzelnd: „Wie mein Gesäß aussieht, will niemand wissen geschweige sehen.“ Die zusätzliche Herausforderung: „Ständig Kohlehydrate und Süßes zu sich nehmen. Und das bei einer unvorstellbaren Hitze, man muss ich extrem dazu zwingen. Das ging bei Marco irgendwann nicht mehr.“

Grund für all diese Blessuren ist ein Trail, der es in sich hat: Pausenlos brutale Schläge durch den steinigen „unruhigen“ Untergrund verlangen Körper, Geist und Sportgerät alles ab. „Die Strapazen sind gewaltig, bei fast täglich bis zu 40 Grad“, betont Beck. Und das über sieben Etappen plus Prolog vorab auf den Helderberg Trails rund um das Lourensford Wine Estate. Die Teilabschnitte danach bewegten sich um Tulbagh am Saronsberg, das Witzenberg Valley sowie Wellington und die herrliche Weinmetropole Stellenbosch. „Ohne die täglichen Massagen am Abend wäre ich nach vier Tagen nicht mehr aus dem Bett gekommen“, schätzte Beck die Angebote rund um die Tour. Dazu gehörte das Nächtigen in Appartements – „manche tun sich das in Zelten an, das könnte ich nicht“ – sowie der Bike-Service: „Die zerlegen die Räder jeden Abend, machen alles sauber, am nächsten Morgen stehen die Räder da wie neu. Bislang hatte der Trail auch mal flache Passagen, doch wegen der Jubiläumsauflage dachten sie wohl, etwas Besonderes machen zu müssen“, zuckt Beck mit den Schultern. „Es gab quasi keine Chance der Erholung.“

Die 20. Auflage der „Cape Epic“ führte über 617 Kilometer inklusive 16.500 Höhenmeter, das entspricht 27 Höhenmetern pro Kilometer. 717 Zweier-Teams, also gut 1400 Damen und Herren, begaben sich an den blockweisen Gruppen-Start jeweils ab 7 Uhr – da damit noch ein paar Stunden etwas „Kühle“ garantiert werden konnten –, nur 488 erreichten zusammen das Ziel. Ein Duo musste sich immer innerhalb von zwei Minuten befinden, da sonst Zeitstrafen drohten. 157 Einzelstarter finishten wie Beck, der mit seiner Endzeit den starken 20. Amateur-Platz belegt hätte. Da der eigentliche „Grand-Master“-Teilnehmer als Team mit seinem Sohn im Amateurfeld auf die permanente Querfeldein-Stecke bergauf bergab gegangen war, schien er nicht in der Ergebnisliste auf. Als Duo hatten sie stets zwischen den sehr guten Plätzen 23 und 39 gelegen. „Im Ziel war nicht die ganz große Emotion da, weil ich alleine war. Ich war einfach nur froh, dass es vorbei war.“

Hoffnung auf zweite Teilnahme-Verlosung

Beck wäre 2025 gern wieder in Südafrika dabei, erhielt jedoch kein „Early-Bird“-Ticket. Bei der ersten Teilnahme-Verlosung ging er ebenfalls leer aus, die zweite steht im Mai auf dem Programm – „die ist meine Hoffnung“. Am vergangenen Wochenende qualifizierte sich der Reichenhaller mit Rang 8 im Rahmen des „Wörthersee Gravel Race“ jedoch zumindest schon mal für die Weltmeisterschaft der Trek UCI World Series am 5. und 6. Oktober in Belgien. Am „Kap der guten Hoffnung“ war Beck für einen ausgewanderten Deutschen gestartet, der sich dort ein Guesthouse einrichtete. Der Gesamtsieg ging übrigens an die Vorjahressieger Matthew Beers (Südafrika) und Howard Grotts (USA), die besten Damen waren Anne Terpstra (Niederlande) und Nicole Koller (Schweiz) aus dem deutschen Ghost-Team.