31-Jähriger im Interview
Bobpilot Hafer ersetzt Lochner in Altenberg: Was sich der Bad Feilnbacher erhofft und was er über die Unfälle denkt

16.02.2024 | Stand 16.02.2024, 20:47 Uhr

In der vergangenen Saison war Bobpilot Christoph Hafer im Vierer und Zweier eine feste Größe im Weltcup. 2023/24 muss er aufgrund der starken Konkurrenz in der deutschen Mannschaft zuschauen – außer an diesem Wochenende: Da Teamkollege Johannes Lochner aufgrund des Sturzes im Training in Altenberg pausiert, darf der Bad Endorfer mit seiner Crew ran. − Fotos: imago images/Bittner

Unter dem Eindruck der schweren Trainingsunfälle seiner Kollegen darf beziehungsweise muss Bobpilot Christoph Hafer, der vor der laufenden Saison 2023/24 in der internen Qualifikation gegen das Team von Adam Ammour den Kürzeren gezogen hatte, nun beim Weltcup in Altenberg antreten. Die Heimatsport.de traf den 31-jährigen Profisportler bei der Freizeit- und Reisemesse F.RE.E in München, bei der er als Botschafter für seine Heimatgemeinde Bad Feilnbach auftrat, zu einem kurzen Gespräch.

Herr Hafer, Sie bestreiten an diesem Wochenende unverhofft Ihr Debüt in dieser Weltcup-Saison – das hätten Sie sicher gern unter anderen Umständen erlebt, oder?
Christoph Hafer: Auf jeden Fall. Aus sportlicher Sicht und vor allem, wenn man hinten ansteht, muss man das Angebot fast annehmen. Um die Chance, sich im Weltcup zu präsentieren, zu nutzen. Darum machen wir das. Aber natürlich fahren wir jetzt mit einem anderen Gefühl nach Altenberg, die Vorfreude hält sich unter diesen Vorzeichen in Grenzen.

Sie wurden zudem sehr kurzfristig in diese Situation gepresst.
Hafer: Und wir haben nur drei Trainingsläufe, um uns die Bahn zu erarbeiten – in beiden Schlitten. Wie die Rennen laufen, ist freilich völlig offen. Ich selbst gehe mit relativ wenig Erwartungen in diesen Weltcup. Selbstverständlich will man das Beste zeigen, wir werden alles geben. Der Fokus und das Mitgefühl sind bei Sandro Michel (der schwer verletzte Schweizer Anschieber, d. Red.), damit er so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommt.

Wie bewerten Sie die Stürze beziehungsweise Unfälle?
Hafer: Leider ist das in unserer Sportart nie ganz auszuschließen. Das Schmerzliche an der ganzen Sache ist, vor allem beim Unfall des Schweizer Bobs, dass ein zurückrutschender Bob vermeintlich hätte verhindert werden können. Dazu wird es natürlich Gespräche und eine Aufarbeitung geben, um so etwas künftig zu vermeiden. Das Team Lochner hatte Glück im Unglück, es werden keine gravierenden Schäden bleiben. Das ist die gute Nachricht in dieser Woche.

Sie sind der Olympia-Dritte von 2022 im Zweier und hatten heuer bislang keinen Platz im starken deutschen Weltcup-Team. Ohne den Lochner-Sturz wäre das an diesem Wochenende genauso – und das wird wohl auch die restliche Saison so sein. Wie geht es Ihnen in diesem schwierigen Winter damit?
Hafer: So ist der Leistungssport nun mal. Für Deutschland ist es aber erstmal tatsächlich egal, wer fährt, weil wir so oder so immer starke Teams am Start haben. Die Erfolge sind da, danach wird der Bundestrainer bewertet. Für mein Team und mich ist diese Saison natürlich eine Katastrophe, wir wollen selbstverständlich im Weltcup antreten, diesen Anspruch haben wir. Das haben wir leider nicht geschafft, weil wir in der Qualifikation gegen das Team Ammour ganz knapp geschlagen wurden (die beiden Teams Friedrich und Lochner waren gesetzt, es dürfen nur drei im Weltcup, d. Red.). Wir haben uns mit der Situation mittlerweile arrangiert.

Das Team Ammour liefert freilich…
Hafer: …absolut. Sie bringen ihre Leistung, gewinnen Rennen, das müssen wir anerkennen. Wir sind verdient ausgeschieden und sehen es sportlich. Es war fair, es war kein Trainerentscheid, wir haben „einfach“ verloren – wenngleich es extrem knapp war.

Sie werfen die Flinte aber nicht ins Korn.
Hafer: Auf keinen Fall. Wir werden voll angreifen und hoffen, nächste Saison wieder mit dabei zu sein.

Was haben Sie in dieser Saison bislang gemacht?
Hafer: Im Europacup fahren würde mir nichts bringen, weil ich schon „Senior“ bin und ich mir über diesen Weg keinen Kaderplatz erfahren kann. Deshalb testen wir permanent, sind viel unterwegs, fahren ständig – das freut die Trainer. Denn die aktuellen Schlitten dürfen aufgrund von Änderungen im Reglement nächstes Jahr nicht mehr gefahren werden.

Wie lautet Ihr Fernziel?
Hafer: Irgendwann am Königssee, meiner Heimbahn, die Karriere beenden.


Interview: Hans-Joachim Bittner