Zu Saison-Höhepunkten topfit
Rennrodel-Weltmeisterin Anna Berreiter: „Die Liebe zu Oberhof hat sich entwickelt“

01.02.2023 | Stand 01.02.2023, 14:25 Uhr

Bundestrainer Norbert Loch empfing Anna Berreiter (RC Berchtesgaden) aus Bischofswiesen im Oberhofer Ziel. Hunderte Zuschauer jubelten ihr zu. −Foto: Mareks Galinovskis

Von Hans-Joachim Bittner

Rennrodel-Weltmeisterin Anna Berreiter vom RC Berchtesgaden ist einen Tag länger in Oberhof geblieben, um die WM-Party noch mitzunehmen. Mit zweimal Gold und einmal Bronze war die 23-Jährige erfolgreichste Athletin der Titelbewerbe in Thüringen. Mit ein ganz klein wenig Abstand zu ihrem Medaillenregen in Thüringen stellte sich die Bischofswieserin den Fragen von heimatsport.de.

Frau Berreiter, Oberhof gehört bislang nicht zu jenen Bahnen, auf denen Sie früher gerne gefahren sind– das hat sich mittlerweile vermutlich geändert.
Anna Berreiter: Das stimmt. In Jugendzeiten mochte ich diese Bahn überhaupt nicht. Seit ich im Weltcup bei den Erwachsenen unterwegs bin, hat sich jedoch eine gewisse Liebe zu Oberhof entwickelt. Ich fuhr dort im Februar 2020 meinen ersten Weltcup-Sieg ein, erreichte danach eigentlich immer Podestplätze, jetzt den WM-Titel. Mittlerweile fahre ich dort wirklich gern, trotz meiner beiden Stürze zu Beginn der Saison in Oberhof.

Ähnlich wie in Sigulda? Dort hatten Sie 2020 einen schweren Trainingssturz, wurden aber in Lettland zuletzt Europameisterin.
Berreiter: In Sigulda hat die Aufarbeitung für mich deutlich länger gedauert als in Oberhof.

Ihre Teamkollegin Dajana Eitberger war in dieser Saison enorm stark, gewann drei Weltcup-Rennen. Haben Sie in Oberhof schon am Start gespürt, dass Sie sie diesmal schlagen können?
Berreiter: Ich möchte keine Sportlerin explizit rausnehmen, es gibt so viele starke Rodlerinnen, gerade auch die Julia (Taubitz/d. Red.), die im Finale nochmal richtig angegriffen hat. Ich konzentriere mich in einem Rennen aber in erster Linie auf mich und versuche, immer das Beste rausholen.

Ihre Teamkollegen Tobias Wendl und Tobias Arlt sagen, sie probieren während der Weltcup-Rennen bei allem Sieg-Ehrgeiz durchaus mal etwas aus, um zum Saisonhöhepunkt – Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften – das bestmögliche Level zu erreichen. Selbst wenn das mal einen möglichen Sieg kostet. Sie haben heuer kein Weltcup-Rennen gewonnen, dafür alle drei in Ihrem Sport möglichen Titel geholt: Deutsche Meisterin, Europameisterin, jetzt sogar erstmals Einzel-Weltmeisterin. Machen Sie es ähnlich wie die Tobis?
Berreiter: Auf dem gewaltigen Level der Tobis sehe ich mich noch lange nicht. Sie wissen durch ihre enorme Erfahrung ganz genau, wann und wo sie ein wenig mit dem Material spielen können. Davon bin ich weit entfernt. Aber es ist natürlich schon so, dass die ganze Weltcup-Saison eine Art Vorbereitung auf Olympia oder eben eine WM ist.

Dann scheinen Sie das optimal abzuarbeiten. Und möglicherweise vor allem mental besser hinzubekommen als die anderen. Wie nervös sind Sie noch vor einem Start wie jüngst bei einer WM?
Berreiter: Es ist meist eine gesunde Nervosität, eine gute Konzentration. Aber das ist sehr unterschiedlich, es wechselt auch. Bei manchen Rennen ist man nervöser, bei anderen sehr ruhig. Bei einer WM ist die Anspannung natürlich etwas höher, die innere Einstellung, das kann man gar nicht so beeinflussen. Es ist natürlich im Kopf, dass es jetzt um einen Titel geht, das ist schon nochmal was anderes.

Haben Sie nach dem Sprint, dem ersten Oberhofer WM-Bewerb, bei dem Sie Bronze geholt haben, etwas an Ihrem Schlitten verändert?
Berreiter: Nein, schon im Training war deutlich zu sehen, dass der Schlitten läuft. Ich bestritt alle drei Rennen mit dem gleichen Setup. Es gab nichts umzustellen, wir haben die ganze Saison intensiv an der Abstimmung gearbeitet, sie hat jetzt perfekt gepasst. Da bin ich unserem Technik-Coach Christian Thurner extrem dankbar. Athletisch war ich zu Beginn der Saison nicht auf dem Niveau, welches ich mir wünsche. Mit meinem Heimtrainer Patric Leitner habe ich dann intensiv an dieser Sache gearbeitet. Jetzt hat es super gepasst.

Wo reihen Sie diesen WM-Erfolg ein?
Berreiter: Gold ist immer das Höchste, das wir im Sport erreichen können. Ich möchte aber kein Ranking erstellen und keinen Vergleich zu einem Weltcupsieg ziehen. Jedes Rennen ist anders, alles entsteht unter besonderen Bedingungen, es passieren immer wieder andere und neue Dinge. Letztlich haben alle Bewerbe ihre Berechtigung. Natürlich ist Olympia etwas ganz besonderes.


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