Luftgewehr
Schützin Ursula Schröppel krönt ihre Karriere bei knisternder Atmosphäre mit dem Deutschen Meistertitel

Senioren-Luftgewehrschützin aus Oberndorf gewinnt den nationalen Meistertitel mit dem letzten Drücker

08.11.2023 | Stand 08.11.2023, 14:00 Uhr
Roland Kugler

Ursula Schröppel wurde deutsche Meisterin mit dem Luftgewehr. Foto: Roland Kugler

Ursula Schröppel aus dem Bad Abbacher Ortsteil Oberndorf hat sich in Dortmund die Deutsche Meisterschaft erschossen. Bei den Senioren hat sie sich im Luftgewehr aufgelegt in einem an Spannung nicht zu überbietenden Finale durchgesetzt.

Die Schützin strahlt noch immer vor Freude, wenn sie vom Wettkampf um die deutsche Meisterschaft erzählt. Denkbar knapp konnte sie sich am letzten Oktoberwochenende in Dortmund durchsetzen: Mit dem letzten Schuss holte sie sich den ersten Platz in der Klasse Senioren weiblich 3 Luftgewehr aufgelegt. Überglücklich zeigt sie am Schießstand ihres Vereins, der Königlich Privilegierten Feuer- und Zimmerstutzengesellschaft Bad Abbach (FZG) im Keller des Hotels zur Post, Urkunde und Goldmedaille. Bis zum Gewinn der Titelehren war es jedoch ein langer Weg.

1975 begann Ursula Schröppel als junge Frau mit dem Schießsport. Sie war in regionalen Wettkämpfen oft erfolgreich, hörte aber nach vielen Jahren mit dem Schießen auf. 2017 stieg sie wieder ein, bei den Senioren, mit dem aufgelegten Luftgewehr. „Ich hab gleich gut getroffen“, sagt sie. Deshalb hat sie wieder ehrgeizig trainiert. 2019 war sie schon einmal bei der deutschen Meisterschaft in Dortmund, da hat sie aber noch ordentlich Lehrgeld bezahlt.

Besondere Atmosphäre

War sie doch sonst ruhige und übersichtliche Wettkämpfe gewohnt, hatte sie die Atmosphäre bei der deutschen Meisterschaft völlig überfordert. „Die Menschenmenge, der Lärm, die Zuschauer, ich habe gezittert, so nervös war ich“, erinnert sie sich. Eine zitternde Hand trifft nicht gut, entsprechend war ihre Platzierung unter ferner liefen. Aber sie hat weiter gemacht und viel trainiert. Voriges Jahr wurde sie Dritte bei den bayerischen Meisterschaften. Heuer im Juli wurde sie bayerische Meisterin und feierte damit ihren größten Erfolg.

Durch diese Leistung bestätigt und angespornt, entschloss sie Ursula Schröppel, wieder zur deutschen Meisterschaft zu fahren. Und dieses Mal kamen ihr die Erfahrungen von der ersten, eher ernüchternden, Teilnahme zugute.

Wieder war ein Riesentrubel, doch die Oberndorferin wusste, was sie erwartete und war darauf vorbereitet: „Zwei Reihen mit je 50 Schießständen an denen geschossen wird, noch mal eine kleinere Reihe, insgesamt 1677 Teilnehmer, dazwischen die Kampfrichter und Zuschauer, die Brotzeit machen – gut, dass ich das schon einmal erlebt habe, sonst hätte ich nichts getroffen“, berichtet die neue Deutsche Meisterin.

Schröppel reiste einen Tag zuvor an, um sich anzumelden, das Gewehr kontrollieren und wiegen zu lassen, und die Startnummer zu holen. Tags darauf ging es los: Ein Durchgang mit 30 Schuss – Ursula Schröppel erzielte 316,5 Ringe und stand in ihrer Klasse an fünfter Stelle von 95 Starterinnen. Die Qualifikation fürs Finale der besten acht Schützinnen war geschafft. „Im ersten Durchgang war ich aufgeregter. Mein Ziel war, dass ich ins Finale komme. Alles, was dann kommt, ist Zugabe, dachte ich mir“, schildert sie ihre Stimmung. Die Einstellung half ihr, während des langen und anstrengenden Finalschießens locker zu bleiben.

Erst wurden zwei Runden mit je fünf Schuss absolviert, dann kam das K.-o.-Schießen mit jeweils zwei Schuss. Hier hielt sie gut mit und lieferte sich mit ihrer stärksten Konkurrentin einen spannenden Zweikampf. Die Gegnerin lag beim vorletzten Schuss noch vor Schröppel, zeigte aber Nerven und beendete den Wettkampf mit einer 9,5. „Sie war unter Druck, weil sie auch letztes Jahr am Ende nur Zweite wurde“, so Schröppel und zeigt Mitgefühl.

Schröppel bleibt cool

„Ich weiß, was es heißt, wenn man unter Druck steht. Doch dieses Mal ging es mir gut.“ Musik, Lärm, Applaus der Zuschauer – nichts konnte sie aus der Ruhe und Konzentration bringen. Die Oberndorferin erzielte final eine 10,6 und wurde mit 0,9 Punkten Vorsprung deutsche Meisterin.

Bei der Rückkehr sei sie mit einem riesigen Hallo von Familie, Vereinsmitgliedern und Bürgermeistern empfangen worden. „Meine Familie hatte mich mit Fahne, Sekt und einem selbst gebastelten Plakat empfangen“, erzählt sie noch immer gerührt. Auch die Abbacher Bürgermeister Benedikt Grünewald und Reinhold Meny, selbst aktive Schützen bei der FZG, gratulierten.

Ebenso FZG-Vorsitzender Andreas Diermeier: „Wir sind stolz auf unsere Schützenschwester Ursula Schröppel“, sagt Diermeier. „Sie ist mit ihrem Training, Disziplin und Erfolg ein Vorbild für unsere Mitglieder.“