Deutsche Jugend-Meisterschaft
Nach Bestzeit raus im Finale: Annika Just wegen eines angeblichen Fehlstarts disqualifiziert

27.02.2024 | Stand 27.02.2024, 21:13 Uhr

Eine neue Bestzeit gelang Annika Just (mitte) im 60 m-Halbfinale mit 7,48 Sekunden. Ganz bitter: Im Finale wurde sie nach einem angeblichen Fehlstart disqualifiziert. − Fotos: Theo Kiefner

In der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle wurden die neuen deutschen Jugend-Hallenmeister gekürt. Für die Athletinnen des LAC Passau war es ein gebrauchtes Wochenende. Ein 5. Platz über 200 Meter war nicht das Ziel von Annika Just. Noch größer war der Frust über ihre Disqualifikation im 60-Meter-Finale. Nach Top-Zeiten auf konstantem Niveau zuvor waren die Erwartungen für die DM hoch.

Mit ihrer Bestzeit von 7,49 Sekunden stand Niederbayerns schnellste Sprinterin auf Platz 4 der Meldeliste. Bestens vorbereitet, hochmotiviert präsentierte sich Just beim Aufgalopp in einem kontrollierten Vorlauf als souveräne Siegerin in 7,51 Sekunden. Im Halbfinale legte sie trotz eines mäßigen Starts eine Schippe drauf, stürmte zur neuen Bestzeit in 7,48 Sekunden. Trainer Tobias Brilka und Athletin waren sich einig. Eine niedrige 7,40-er-Zeit ist im Finale drin.

Acht Athletinnen kauerten im Startblock. Der Starter schoss das Feld nach dem Startschuss zurück. Das Kampfgericht beriet, zeigte Just die rote Karte – Disqualifikation. Was war geschehen? Just hatte in der „Fertig“-Position leicht die Hüfte gehoben, sie hatte „gezuckt“. Dieses Zucken ist auf der Videoaufnahme zu sehen. Deutlich zu sehen ist aber auch, dass Just die Hüfte nicht vor 0,10 Sekunden nach dem Startschuss hob, sondern nach etwa 0,12 Sekunden. In der Leichtathletik gilt ein Start als Fehlstart, wenn die Athletin innerhalb von weniger als 0,10 Sekunden Reaktionszeit Druck auf den Startblock gibt.

Eine Reaktionszeit von mindestens einer Zehntelsekunde wird bei jeder Sprinterin angenommen. Ist es weniger, wird davon ausgegangen, dass die Sprinterin „ins Blaue hinein“ startete, sich dadurch einen Vorteil verschaffen wollte. Der Starter schießt das Feld zurück. Auf jeden Fall wäre eine Verwarnung, die gelbe Karte die angemessene Reaktion gewesen. Nicht bei diesem Kampfgericht. Just fragt zweimal nach, ob sie nicht unter Vorbehalt starten könne. Nach der anschließenden Auswertung der Videos hätte das Kampfgericht endgültig über eine Disqualifikation entscheiden können. Doch Just musste den Innenraum verlassen.

Die anwesenden Bundestrainer waren sich einig, dass hier falsch entschieden wurde. Just hätte definitiv unter Vorbehalt mitlaufen dürfen. Ein schwacher Trost für Just, der das Kampfgericht die Chance auf eine DM-Medaille nahm. Das 60-Meter-Finale gewann überraschend Sherin Kimuanga (SC DHfK Leipzig) in 7,35 Sekunden vor der Favoritin Chelsea Kadiri (SC Magdeburg/7,38). Die U20-Staffel-Europameisterin war mit einer Bestzeit von 7,29 Sekunden angereist. Bronze holte Philina Schwartz (SC Berlin/7,46).

Bei U18-Sprinterin Emma Plöchinger machte nach einem guten Start im Vorlauf bei 40 Meter ein Oberschenkel zu. Sie konnte nicht mehr voll durchziehen. 7,89 Sekunden reichten nicht für das Halbfinale. 7,68 Sekunden wären nötig gewesen (PB 7,73). Die 16-Jährige hat jedoch noch zwei Jahre in der Jugend vor sich.

Zweite Chance am nächsten Tag für Just über 200 Meter. Ihre Bestzeit hatte sie diesen Winter bereits auf 24,30 Sekunden runtergeschraubt. Ihren Vorlauf gewann sie in 24,53 Sekunden. Im Finale versuchte Just auf der ungünstigen Bahn eins mit dem engen Kurvenradius alles, gab Vollgas ab dem ersten Meter. Doch nach der Aufregung am Vortag war die 18-Jährige nicht locker, lief nicht entspannt und büßte auf die Konkurrentinnen viele Zehntel auf den letzten Metern ein. Johanna Martin (LAV Rostock/ 23,86) gewann vor Judit Mokobe (USC Mainz/24,19) und Celine Böer (LG Region Karlsruhe/24,30). Annika Just wurde enttäuschte Fünfte in 25,00 Sekunden. Franziska Rohmann schied mit 26,73 Sekunden im sechsten von sieben Vorläufen aus (SB 25,71). Sie wirkte fest in der Muskulatur und musste ebenfalls auf Bahn eins laufen.

Hürdenspezialistin Maria Anzinger qualifizierte sich über 60 Meter Hürden in 8,90 Sekunden für das Halbfinale. Dort liefen sechs ihrer sieben Konkurrentinnen Bestzeit über die 84 Zentimeter hohen Hürden. Anzinger lief die ersten Hürden nicht aggressiv genug an. Ihre 8,87 Sekunden reichten nicht für das Finale. Im Jahr zuvor war die 18-Jährige im Hürdenfinale gestanden, Sechste in 8,64 Sekunden geworden. Durch die Verletzung von Plöchinger hatte sich ein Start der 4 x 200-Meter-Staffel erledigt und damit auch die letzte Chance der Passauer auf eine Medaille. Die Saisonbestleistung des Passauer Quartetts liegt bei 1:40,45 Minuten. Bronze ging in 1:40,01 Minuten an den Dresdner SC.

− khb