Erst der Wettkampf, dann die Liebe
Hochzeit als Belohnung für die Leiden beim Ironman: Deggendorfer Maximilian Aigner (25) im doppelten Glück

15.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:15 Uhr

Die Skyline im Hintergrund, den Marathon vor sich: Zunächst läuft’s rund, dann machen die Oberschenkel zu. Doch der Deggendorfer Physiotherapeut lässt nicht locker und kämpft sich mit unbändiger Willensstärke ins Ziel.

Vom Skatehockeyspieler bei den Pflanz zum erfolgreichen Triathleten – Maximilian Aigner (25) feiert mit guter Zeit Top-Premiere auf der Langdistanz in Frankfurt. Kommenden Freitag heiratet der Deggendorfer seine Lisa.

2. Juli 2023 – an diesen Sonntag wird sich Maximilian Aigner (25) sein ganzes Leben lang erinnern, mit Stolz und Freude zurückblicken und viel, sehr viel von diesem Tag zu erzählen haben. Der Physiotherapeut aus Deggendorf erfüllte sich an diesem Tag einen Traum, bei dem man durchaus schnell Schnappatmung bekommen kann. 11 Stunden, 56 Minuten, 28 Sekunden war der 25-Jährige beim Ironman Frankfurt immer in Bewegung – und dann sichtlich bewegt im Ziel. Er hat seinen ersten Langdistanz-Triathlon bewältigt.

3,8 km im Wasser, 180 km auf dem Rad und schließlich noch ein geschmeidiger Marathon (42,195 km) – diese „strapaziöse Hölle“ lagen vor Aigner, der früher sehr erfolgreich Skatehockey bei den Deggendorf Pflanz in der 2. Bundesliga gespielt hat. Jeweils gestoppt wurde er in 1:18:27 (Schwimmen, wobei die Strecke 200 Meter länger als normal war!), 5:55:53 (Rad) und 4:30:16 (Laufen) – eine Zeit von der er nicht mal „zu träumen gewagt hätte“, wie er im Gespräch mit der Heimatzeitung sagt. Davor lagen aber noch beinharte 36 Wochen.

Corona machte aus dem Teamplayer einen Individualsportler



Und wie kommt jetzt ein erfolgreicher Skatehockeyspieler zum Triathlon? Ganz einfach. Auch bei ihm spielte Corona eine große Rolle. Weil Mannschaftssport in dieser Zeit nicht erlaubt war, begann er mit dem Mountainbiken, dann stieg Aigner um aufs Rennrad. „Na ja, gelaufen bin ich eh schon immer gern, und schwimmen hab ich mir am Anfang mehr oder weniger selbst beigebracht“, lacht der Deggendorfer über seine ersten zaghaften „Gehversuche“. Doch daraus wurde schnell mehr. „Eine Leidenschaft“, wie er heute sagt. „Der Fokus liegt voll und ganz auf Triathlon, Hockey spiele ich nur noch zum Ausgleich in der 2. Mannschaft.“

Letztes Jahr sollte es dann soweit sein: Für die Mitteldistanz meldete sich der Sportler in Dresden an. Doch der Event wurde vier Tage davor wegen Straßensperrungen abgesagt. „Vor lauter Frust und Enttäuschung hab ich mich dann gleich für den Ironman in Frankfurt angemeldet“, schmunzelt der Physio.

100000 Fans an der Strecke



Aus der Frustaktion wurde schließlich ernst. 100000 Fans an der Strecke. „Die Stimmung vor dem Start ist auch etwas ganz besonders“, erzählt Aigner. „Man spürt die Anspannung, die Konzentration der Athleten, ein besonders Knistern liegt in der Luft.“ Rund 3200 Triathleten stellten sich der Herausforderung, 2070 kamen letztendlich ins Ziel. Als Aigner einen Tag vor dem Start sein Rad abgab und zum ersten Mal die Schwimmstrecke begutachtete, hatte er schon ein bisschen Bammel. „Dass ist dann doch was anderes, als wenn man im Hallenbad seine Runden dreht.“ Und als Sonntag um 3 Uhr der Wecker klingelte, ging im „schon das Bröserl“, wie man so schön sagt.

Dennoch meisterte er das Schwimmen für seine Verhältnisse sehr solide, sehr entspannt. Auf dem Rad, seiner stärksten Disziplin, ist es dann super gelaufen. Nur die letzten 40 Kilometer zurück nach Frankfurt waren auf Grund von starken Windböen nicht nach seinem Geschmack. „Das war mega anstrengend und kräftezerrend.“ Auch beim abschließenden Marathon lief zunächst alles nach Plan. Doch nach 10 Kilometern war es vorbei mit der Leichtigkeit des Seins, ein böser Anfängerfehler sorgte für heftige Qualen. „Ich habe bereits beim Radfahren zu wenig Salze und Energie zugeführt – und dafür die Quittung bekommen“, berichtet Maxi Aigner, der weiter erzählt: So ab Kilometer 20, 25 haben dann beide Oberschenkel zugemacht. Der Klassiker halt. Plötzlich steht der Mann mit dem Hammer vor dir.“ Doch Aigner kämpft sich durch, überwindet den berüchtigten inneren Schweinehund vier bis fünf Mal – und kämpft sich ins Ziel. Freude und Erleichterung weichen der Anspannung, der Jubel normal, nicht überschwänglich. „Das kam alles erst die nächsten Tage raus, wenn du realisierst, was man geleistet hat“, sagt Aigner, der in seiner Altersklasse auf Platz 84 und gesamt auf 1000 finisht. Eine prächtige Bilanz nach dem ersten Langdistanz-Triathlon.

Einen Tag nach Frankfurt-Ironman für Challenge in Roth angemeldet



Wann er sich wieder einen vornimmt? Maximilian Aigner hat jetzt, wie man so schön sagt, Blut geleckt. „Tatsächlich hab ich mich einen Tag nach Frankfurt für die Challenge in Roth (Tickets waren innerhalb von 40 Sekunden alle vergriffen; Anm. d. Red.) angemeldet und auch einen Startplatz für 2024 ergattert“, sagt der 25-Jährige und schüttelt den Kopf: „Ich hab zwar kurz an meiner geistigen Verfassung gezweifelt, ob noch alles richtig läuft, einen Tag nach Frankfurt sich für Roth anzumelden. Aber jetzt steht die nächste Herausforderung.“

In der kommenden Woche wartet auf den stolzen Triathleten zunächst aber eine ganz andere Herausforderung. Diesmal tauscht er Schweiß, Schinderei und den Kampf gegen sich selbst gegen Liebe, Glück und Gemeinsamkeit. Denn nach dem gestrigen Junggesellenabschied heiratet Maximilian Aigner am Freitag seine Lisa. Anschließend stehen dreieinhalb spannende Flitterwochen mit dem Campingbus durch Norwegen auf dem Programm, bevor der Deggendorfer Ausdauersportler dann seine Vorbereitung auf die „Hölle“ Roth in Angriff nimmt.