155 verletzte Polizisten in der Regionalliga
Gewaltorgie: Dynamo Berlin am Pranger – Niederbayern-Export Stockinger muss Aufstiegstraum abhaken

07.05.2024 | Stand 07.05.2024, 6:00 Uhr

In Rauch gehüllte Fan-Tribüne beim BFC Dynamo Berlin: Bei Ausschreitungen rund um das Regionalliga-Spiel zwischen den Hohenschönhausenern und dem FC Energie Cottbus werden 155 Polizisten verletzt. − Foto: Imago Images



Die Gewalt einiger Fans bei einem Fußballspiel in der Regionalliga schockt auch die Politik. Bundesinnenministerin Faeser wird deutlich. Dass sich nach der 0:2-Niederlage gegen Cottbus der Drittliga-Aufstieg für den BFC Dynamo Berlin und seinen Niederbayern-Export Tobias Stockinger erledigt hat, gerät zur Nebensache.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat mit Fassungslosigkeit auf die Ausschreitungen beim Regionalliga-Fußballspiel zwischen dem Berliner Verein BFC Dynamo und Energie Cottbus reagiert. „155 verletzte Polizeibeamte sind eine schlimme Bilanz massiver Krawalle. Solche Gewalt macht den Sport kaputt. Den verletzten Einsatzkräften wünsche ich, dass es ihnen schnell wieder gut geht“, schrieb die SPD-Politikerin am Montag auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Bei dem Spiel am Samstag in Berlin hatte es Ausschreitungen in den Fanblocks gegeben. 116 Polizisten aus Berlin und vom Bund wurden nach Angaben der Behörden durch Reizgas verletzt, 28 Polizeikräfte durch Angriffe und 11 Bundespolizisten durch Pyrotechnik. Die Polizei nahm mindestens 74 Verdächtige vorübergehend fest, es gab zunächst 62 Anzeigen.

Das alles drängt die sportlichen Aspekte in den Hintergrund. Nach der Niederlage hat Dynamo als Vierter auch die letzte theoretische Chance auf einen Aufstieg verspielt. Und Tobias Stockinger (24) bleibt die Krönung einer starken persönlichen Saison verwehrt. In 29 Ligaspielen im Einsatz, hatte der Salzweger, vor der Spielzeit aus Bayreuth in den Berliner Osten gewechselt, mit zwölf Toren und zwei Vorlagen maßgeblich dazu beigetragen, dass die Dynamos lange um die Spitze mitspielten.

Jetzt haben die Berliner ganz andere Sorgen. Vor Innenministerin Faeser hatte sich bereits Berlins Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) empört gezeigt. „Ich verurteile das absolut“, sagte Spranger am Montag am Rande eines Pressetermins. Sie forderte den Verein, den Berliner Fußballverband und Fanvereinigungen auf, noch in dieser Woche bei ihr zur Erklärung zu erscheinen. „Der Verein muss uns jetzt sagen, was er mit seiner Fangemeinde machen will. Das sind Steuergelder, die wir einsetzen mussten mit 1000 Polizisten zur Sicherung.“

Die Gewalt und die Angriffe auf Polizisten seien viel schlimmer gewesen als am 1. Mai, sagte Spranger. Durch solche Gewaltausbrüche in Sportstadien würden auch Familien und Kinder in Gefahr gebracht. „Wenn es zu solchen Ausschreitungen kommt, werden wir dagegen vorgehen.“

Verein und Verband sollten klare Ansagen machen, wie es jetzt weitergehe. Sie werde sich auch mit Bundesinnenministerin Faeser darüber austauschen. Jetzt müsse man genau feststellen: „Wie teuer war das Ganze, wie ist der Schaden im Stadion entstanden, wer bezahlt das, wie wollen die Fans dazu künftig mit umgehen?“