Bei Niederlage in Erlangen
„Den stoppst du nicht“: Böse Überraschung – ein Ex-Nationalspieler bezwingt den TSV Simbach

10.10.2023 | Stand 11.10.2023, 17:24 Uhr

Im Frühjahr noch in der Bundesliga, jetzt sporadisch in der Bayernliga: Johannes Sellin (32), der Trainer des Drittliga-Teams des HC Erlangen, verhalf der 2. Reserve der Franken zum Sieg gegen Simbach. „Den stoppst du nicht“, analysierte TSV-Trainer Sepp Schimpf. − Foto: Imago Images

Ein ungleiches Duell: Der TSV Simbach hat am Sonntag sein Auswärtsspiel beim HC Erlangen III mit 33:37 verloren, weil die Gastgeber überraschend mit Johannes Sellin einen Ex-Nationalspieler aufboten, der in den entscheidenden Momenten die Tore erzielte. „Da machste nix, den stoppst du nicht“, haderte TSV-Trainer Sepp Schimpf ein wenig mit den äußeren Umständen der Niederlage im Frankenland.

Sellin, der 2016 mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister geworden war, spielte zu Beginn dieses Jahres noch im Bundesliga-Team des HC Erlangen. Nach der Saison machte der 32-Jährige Schluss mit dem aktiven Handball auf Top-Niveau, er trainiert seit Sommer das Drittliga-Team des HCE und spielt – wenn’s passt – in der Bayernliga-Mannschaft mit. So auch am Sonntag, als der Aufsteiger aus Simbach in Erlangen aufkreuzte.

Doch damit noch nicht genug an Überraschungen: Neben Drittliga-Akteur Marc Kokott stand mit Torwart Leo Marterstock, der ebenfalls zum Kader der Bundesliga-Reserve gehört, ein starker Rückhalt zwischen den Pfosten.

„Wir haben mit den Erlangern gesprochen. Sie wollen unbedingt in der Bayernliga bleiben, weil im kommenden Jahr zehn junge Handballer aus der A-Jugend-Bundesliga zu den Senioren stoßen und sie diesen Talenten eine attraktive Spielklasse bieten wollen“, sagte der Simbacher Coach. Daher versucht der HCE natürlich, in Spielen gegen mögliche Abstiegs-Konkurrenten ein verstärktes Team auf die Platte zu bringen. Wie gegen den TSV.

„Sie haben noch nie in derselben Formation gespielt, das war schon ein Überraschungsei“, urteilte Schimpf. Die Schokoladen-Hülle lassen sich die Gäste indes gut schmecken. Der TSV spielt prima nach dem Start mit und liegt nach zehn Minuten sogar mit 7:3 vorne. Doch dann hat Sellin offenbar die Nase voll und greift aktiv ins Spielgeschehen mit seinem ersten Treffer ein. Doch die Innstädter ficht das zunächst nicht an, auch nach 20 Minuten liegt der TSV dank seiner treffsicheren Schützen Fabian Schwibach und Jan Josef mit 13:9 in Front. Bis zum Halbzeitpfiff verkürzen die Hausherren jedoch durch drei Sellin-Tore auf 17:18.

Nach dem Wechsel legen die Erlanger jedoch einen Zahn zu, der Aufsteiger kann 15 Minuten auf Augenhöhe mithalten, danach treffen die Hausherren quasi bei jedem Angriff. Schwibach & Co. scheitern indes mehrmals am gegnerischen Torwart, vergeben einige 100-Prozentige. „Sie haben sich auf ihren Torwart verlassen und unsere Fehlwürfe zu schnellen Kontern und einfachen Toren genutzt“, beschreibt Schimpf das Dilemma.

Dennoch: Kampflos wollen die Innstädter den Franken nicht das Feld überlassen, durch drei Tore von Kapitän Schwibach in Folge kommt der TSV beim Stand von 32:31 wieder auf einen Treffer ran – und das knapp sieben Minuten vor Schluss. Doch egalisieren, geschweige denn in Führung gehen, das gelingt Simbach nicht mehr. Der Grund: Johannes Sellin. „Er war in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Entweder er wirft und trifft – oder er sieht den frei stehenden Nebenmann“, analysierte der TSV-Coach.

So hechelt der Gast immer der generischen Führung hinterher, das erzeugt Druck im Kopf – und in der Wurfhand. „Wir haben am Ende zu schnell abgeschlossen, weil wir dran bleiben wollten, da haben sich Unkonzentriertheiten und technische Fehler eingeschlichen“, sagte Schimpf, der jedoch eine Qualität des Gegners anerkannte. „Sie waren einfach cleverer“ – vor allem Johannes Sellin.

Für den TSV Simbach spielten: Tor: Stefan Babisch, Moritz Voll; Feld: Xaver Baumgartner, Thomas Klampfer, Lukas Eichinger (4/1), Matthias Schimpf (2), Mark Bäumler, Jonas Hennersberger, Tobias Schimpf (2), Jan Josef (12), Janic Katzhuber, Jan Syrinek (1), Fabian Schwibach (11), David Kopp (1).