Können setzt sich durch: Dressur-Amazone Julia Brunner (33) aus Osterhofen ist mit ihrem Empire of the Sun alias „Emil“ erneut in den Regionalkader getanzt. Seit Weihnachten, als sie das erfuhr, bereitet sie noch motivierter als ohnehin sich und ihre beiden Pferde auf die neue Turnier-Saison vor.
Julia Brunner kennt dieses erhabene Kader-Gefühl. Bloß, dass jene Erfahrungen mehr als ein Jahrzehnt zurückliegen, ritt sie doch mit dem Aufnäher Niederbayern/Oberpfalz in der U21-Riege an den Startpunkt X von Dressuraufgaben. Die Berufung erarbeitet jedes Mitglied sich in allen Altersklassen durch Turniererfolge. Julia sammelte als Teenager erste Erfahrungen im Prüfungsviereck zunächst mit Haflingern, dann mit ihrer Philomena, mit der sie schließlich in der schwierigsten, der S-Klasse, Platzierungen heimste, dem Regionalverband auffiel, und schwupps – im Reiter-Kader landete.
Nun also, nach abgeschlossenem Jurastudium, erstem Bürojob, einer nicht wirklich reibungslosen Schwangerschaft 2018 und den ersten beiden Jahren mit Söhnchen Lukas seit vorletztem Jahr wieder ernsthaft Leistungssport. Während der Mama-Jahre hatte Profi Alexandra Sessler Empire of the Sun, der daheim nur Emil heißt, fit gehalten, war mit ihm angetreten
Julia Brunner hatte, wenn es passte, die Stute Umami in den Klassen M und S vorgestellt. Seit vorletzten Sommer aber sitzt Julia, instruiert von Grand Prix-Könner und Profi Ludwig Zierer und dank ihm derzeit unterwegs zu den höchsten Weihen, den Grand Prix-Lektionen, wieder selbst in Emils Sattel. Endlich wieder Turniere, dazu außerdem wieder ein junges Pferd neben Julias Crack Empire of the Sun (15). Sein designierter Nachfolger heißt Simply Secret und ist vier Jahre jung.
Mit „Simply Secret“ steht das nächste Pferd schon parat
Julia Brunner schwärmt: „Simply ist schüchtern und zurückhaltend. Ich hatte schon einige Pferde unterm Sattel, allerdings noch nie ein Pferd mit so einem lieben, zugewandten Charakter.“ Üblich ist es, junge, gerne mal übermütige Pferde an der langen Laufleine vor dem Aufsitzen abzulongieren. Simply brauchte sowas nicht, er ließ sich das schonende Reiten und Spazierengehen mit Reiter schon mit drei Jahren einfach so gefallen. „Er will immer alles richtig machen.“ Seine Qualität bewies der Jungspund bereits 2021, als er es in die Vorauswahl zur Hannoveraner-Hengstkörung in Verden geschafft hatte.
Je behutsamer ein so junges Dressurpferd an seine Aufgaben herangeführt wird, umso weniger Widerstand und Verletzungen treten in der Regel auf. Deshalb plant Julia erst heuer allererste Turnierstarts auch mit Simply.
Empire of the Sun hat eine nicht ganz so behütete Vergangenheit: „Emil ist selbstbewusst, absolut erfahren. Dennoch ist er kein Juniorenpferd, verzeiht keine Reiterfehler.“ Bevor er zu den Brunners kam, sollte er Lehrmeister für ein Mädchen sein, das sich die mittelschwere Kl. M erarbeiten wollte. „Das konnte mit ihm nicht klappen, unmöglich. Er will absolut korrekt geritten werden. Unser gemeinsamer Beginn im August 2021 war deshalb mehr als schwierig.“ Das glaubt heute keiner mehr, der dieses schmucke Traumpaar beobachtet. Die Früchte von beider Training und Julias Durchhaltevermögen sind amtlich mit der stolzen 2022er-Bilanz von fünf S-Platzierungen in Bayern und Österreich.
Und als Krönung in Landshut nicht nur dem Tanz ins Finale der Verbandsmeisterschaft mit anspruchsvollen Intermediaire I-Lektionen wie einer 360 Grad-Drehung auf der Stelle im Galopp oder drei unterschiedlichen Trab-Tempi, sondern auch gleich viertbestes Paar der Verbandswertung.
Als die Nachricht kommt, gibt es Jubel ohne Ende
Jubel ohne Ende, als am 23. Dezember per Post im Hause Brunner die Berufung in den Regionalkader eintraf. Das ist im Lager der Erwachsenen, das mit starken Profis besetzt ist, ungleich schwieriger als für eine Amateurin wie Julia Brunner. Sie arbeitet Teilzeit in der Rechtsabteilung einer Baufirma, hilft ihrem Partner beim Bürokram in dessen Firma und ist bei all dem noch alleinerziehende Kleinkind-Mama. Möglich machen ihr diesen Alltag samt Pferdepassion ihre Eltern und ihr Freund.
Heuer gehen Julia und ihr Emil also mit dem Kader-Abzeichen an den Start. Der allergrößte Wunsch Julia Brunners sind aber gar nicht bunte Platzierungs- und goldene Siegerschleifen, sondern „immer gesunde und zufriedene Pferde“. Und, eben auch deshalb, irgendwann mal mit Simply in Emils Hufschlag zu tanzen.
