Skispringer-Weltcup
Er hat’s schon wieder getan: Sieger-Flieger „Welle“ jetzt als Favorit zur WM

19.02.2023 | Stand 19.02.2023, 11:03 Uhr

Er zeigt wieder die Siegerfaust: Andreas Wellinger in Rasnov. Fünf deutsche Skispringer schaffen’s beim Weltcup in Rumänien unter die ersten Sechs – in Abwesenheit zahlreicher anderer Topspringer. −Foto: Imago Images

Als Andreas Wellinger seine teuflisch guten Flüge in Transsilvanien genoss, brach plötzlich die Musik ab. Mitten in der Nationalhymne versagte die Technik, doch der Mann aus der Gemeinde Schneizlreuth nahm es mit Humor. Schließlich lief bei der WM-Generalprobe im rumänischen Rasnov ansonsten alles nach Plan für den 27-Jährigen, der seinen zweiten Sieg binnen einer Woche feierte und als Anwärter auf Skisprung-Gold nach Planica reist.

Sogar Wellinger gesteht seine Favoritenrolle inzwischen ein. Am liebsten wolle er schon am Samstag bei der WM „wieder gemeinsam mit Karl zur Siegerehrung“ gehen – dann freilich mit kompletter Hymne. Jener Karl Geiger landete am Samstag im letzten Einzel-Wettkampf vor der WM auf Rang drei, und für Wellinger steht fest: „Wenn wir unsere Sprünge zeigen, müssen sich die anderen lang machen.“

Erst eine Woche zuvor hatte Wellinger in Lake Placid seinen ersten Sieg seit fast sechs Jahren gefeiert, nun legte er nach – wenn auch in Abwesenheit nahezu aller Topstars. „Nach letzter Woche gleich wieder ganz oben zu stehen, das fühlt sich unglaublich geil an“, sagte der zweimalige Olympiasieger: „Ich bin momentan echt gut in Form. Ich habe es heute mit Überzeugung und Selbstvertrauen gemacht.“

Längst hat der lange verletzte Wellinger die Führungsrolle im deutschen Team von Geiger übernommen. „Er ist momentan unser aussichtsreichster Springer für Planica“, sagt auch Bundestrainer Stefan Horngacher: „Auf der kleinen Schanze können wir dort um die Medaillen springen, vielleicht sogar mit zwei Mann.“ Schon am Donnerstag steht dort das erste Training an.

So einfach wie in Rasnov wird es dann aber nicht. Weil nur das DSV-Team so kurz vor der WM in Bestbesetzung angereist war, landeten gleich fünf Deutsche unter den besten Sechs: Markus Eisenbichler, Philipp Raimund und Constantin Schmid belegten die Ränge vier bis sechs. Einzig der Slowene Ziga Jelar verhinderte auf Platz zwei den ersten Fünffachsieg der Weltcup-Geschichte.

Denkwürdig war der Wettkampf dennoch. Erst zum fünften Mal seit 1979 landeten fünf Springer einer Nation unter den besten Sechs, nach dem ersten Durchgang gab es eine deutsche Dreifachführung. „Für den Veranstalter ist es schon beschissen, wenn keiner da ist“, sagte Wellinger: „Aber am Ende ist es ein Weltcup, und es gibt eine Ergebnisliste, die gedruckt wird.“

Und genau da stand erneut der Name Wellinger ganz oben. Fünf Weltcupsiege hat der Bayer nun auf seinem Konto, erstmals gewann er zwei Springen innerhalb weniger Tage. Und genug hat er noch lange nicht. Schließlich hat Andreas Wellinger in Transsilvanien gerade erst Blut geleckt.

− sid