Ringer nach 13 Jahren zurück
Burghausen II tritt kommende Saison in der Oberliga an – und ist darüber alles andere als glücklich

21.07.2022 | Stand 21.07.2022, 11:00 Uhr

Auf das Einlegen von Rechtsmitteln haben Ringer-Abteilungsleiter Jürgen Löblein (links, neben Cheftrainer Eugen Ponomartschuk) und seine Kollegen von der Burghauser Vorstandschaft verzichtet. −Foto: Zucker

Nach 13 Jahren Abstinenz sind die Ringer des SV Wacker BurghausenII zurück in Bayerns höchster Klasse. Doch der Aufstieg in die Oberliga war weder angestrebt noch sportlich errungen, vielmehr erfolgte er per Beschluss des Bayerischen Ringerverbands (BRV) und gegen den Willen des Vereins.

Denn der Sprung nach oben erfolgte einzig in Folge von corona-bedingten Kampftags-Absagen in der abgelaufenen Saison, damit verbundenen Wertungen zu Gunsten des SVW sowie dem Rückzug des SV Untergriesbach und des RSV Schonungen, der als Bayernliga-Meister ebenfalls nicht in die Oberliga wollte.

Rückblick: Nach der wegen der Pandemie abgesagten Saison 2020 sollte vergangenes Jahr wieder eine reguläre Runde stattfinden. Dieses Vorhaben konnte weitestgehend auch umgesetzt werden, bis sich zwei Kampftage vor Schluss der BRV aufgrund der in die Höhe schießenden Inzidenzwerte dazu gezwungen sah, den Ligabetrieb einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt belegte die Burghauser Reserve einen soliden 4. Platz, der in etwa deren Leistungen widerspiegelte.

Ende März 2022 – also rund vier Monate nach dem Abbruch – wurden die Burghauser vom BRV informiert, dass sie verpflichtet seien, am 23. April am Aufstiegskampf zur Oberliga gegen Schonungen teilzunehmen. Auslöser hierfür waren die nachträglich erfolgten Wertungen von vier wegen Corona ausgefallenen Bayernliga-Duellen zu Gunsten des SV Wacker. Damit schnellte die „Zweite“ vom 4. auf den 2. Rang der Bayernliga nach oben. Da zudem der Bayernliga-Meister Untergriesbach vom Sprung in die Oberliga absah und sein Team zurückzog, rückten die Burghauser nach. Auf der Homepage des BRV machte Ligenreferent Jens Heinz unmissverständlich deutlich: „Die Mannschaften bis zum 2. Platz einer Liga sind laut Regularien des BRV verpflichtet, bei Bedarf an Aufstiegs- beziehungsweise Relegationskämpfen teilzunehmen und auch aufzusteigen. Vereine, die sich nach Abschluss der laufenden Wettkampfsaison den Aufstiegs- oder Relegationskämpfen entziehen, werden gemäß Paragraf 9 Leistungsklassen um zwei Klassen zurückgestuft.“

Vor allem die barsche Art und Weise, in der die öffentlich geführte Kommunikation erfolgte, rief bei den Burghausern Unverständnis und Verwunderung hervor. Noch abstruser wurde die eh schon kuriose Situation, als sich der designierte Gegner Schonungen noch vor den Aufstiegsduellen dazu entschloss, seine Staffel ebenfalls zurückzuziehen und den Zwangsabstieg in Kauf zu nehmen. Damit verblieb Wacker im „Schwarzer-Peter-Spiel“ um den Oberliga-Aufstieg als einziger in Frage kommender Klub.

Nach intensiven Besprechungen und wochenlangen Diskussionen einigte man sich auf Burghauser Seite darauf, das schwere Los anzunehmen und auf das Einlegen von Rechtsmitteln zu verzichten. „Wir sind uns sicher, dass das Zustandekommen dieses Aufstiegs einer tiefgehenden Überprüfung nicht standgehalten hätte“, erklärt Abteilungsleiter Jürgen Löblein, betont aber: „Wir haben uns am Ende entschieden, den Aufstieg anzunehmen, obwohl wir in unserer zweiten Mannschaft nur über eine sehr dünne Personaldecke verfügen, die zudem nur teilweise die ringerische Qualität besitzt, um in der extrem stark besetzten Oberliga mithalten zu können. Anderseits haben wir einige Sportler, die von der höheren Leistungsdichte in der Oberliga profitieren und sich somit besser weiterentwickeln können.“ Man habe für die Bundesliga-Reserve keine Zielvorgabe ausgesprochen, da allen bewusst sei, „dass wir selbst bei geringen personellen Ausfällen diese nicht kompensieren können“.

− rh