Weltcup in Ruhpolding
„Biathlon soll ein Ganzjahresthema sein“ – Neuer Tourismus-Chef Dr. Matjan im Gespräch

16.01.2023 | Stand 16.01.2023, 14:19 Uhr

Dr. Gregor Matjan ist seit September als Vorsitzender des Ruhpolding Tourismus Kommunalunternehmens im Einsatz. −Foto: Neumeier

Für Dr. Gregor Matjan war’s der erste Biathlon-Weltcup in Ruhpolding. Als Vorsitzender des Ruhpolding Tourismus Kommunalunternehmens ist er seit 1. September im Dienst. Ursprünglich kommt er aus dem Salzburger Land. „Ich freue mich über die neue Herausforderung, eine Destination wie Ruhpolding in die Zukunft zu führen“, sagt Matjan, auf den große Aufgaben warten. Im Interview mit heimatsport.de spricht er nun erstmals über seine ersten Weltcup-Erfahrungen, Biathlon als Ganzjahresthema für Ruhpolding und die Veränderungen für die traditionellen Fans.

Herr Dr. Matjan, wie war denn bislang Ihre Biathlon-Erfahrung?
Dr. Gregor Matjan: Ich war bislang ein ganz normaler Fernseh-Zuschauer. Meine Eltern sind große Biathlon-Fans, die haben mir das eingeimpft. Daher war ich nie so 100 Prozent dran, habe es aber immer mitverfolgt.

Wie groß war dann das Kribbeln vor dem Start?
Dr. Matjan: Ich war ja schon bei der Sommer-WM dabei und konnte kurz vor meinem Amtsantritt schon ein bisschen reinschnuppern und habe dabei mitbekommen, wie die Atmosphäre ist und das Stadion funktioniert. Wir als Ruhpolding Tourismus sind da hauptsächlich in die Pressebetreuung mit eingebunden und schauen, dass Biathlon als Marke und Imageträger für Ruhpolding funktioniert.

Größter Imageträger sind ja meist die Bilder von einem Winter-Wunderland, die in alle Welt gesendet werden. Das ist ja diesmal anders. Wie knapp war es denn?
Dr. Matjan: Unser Glück war, dass wir im Dezember ein paar kalte Tage hatten, an denen wir zusätzlich zu unserem Schneedepot noch beschneien konnten. Das hat uns rausgerissen, denn das waren die 20 Prozent, die notwendig waren, dass alles passt. Winter dieser Art werden wohl zunehmen, man muss sich aber dafür wappnen.

Zum Weltcup kommen Fans aus Deutschland und der ganzen Welt. Wie haben Sie die Stimmung wahrgenommen?
Dr. Matjan: Ich sehe das natürlich sehr stark aus der touristischen Perspektive anhand der Buchungen und Nächtigungen. Es ist sehr schön, dass dieses Thema nach Corona wieder Fahrt aufnimmt und die Wintersaison wieder belebt. Wir sind noch nicht auf dem Niveau von 2019, aber wir nähern uns dem wieder an. Das stimmt uns für die Zukunft optimistisch. Wobei Biathlon für uns ein Ganzjahresthema sein soll.

Wie das?
Dr. Matjan: Ganzjahresthema heißt für mich, dass man das immer wieder in die Kommunikation einflicht. Wir werden im Ort digitale Anzeigetafeln machen, dass dieses Thema auch für die Gäste im Sommer präsent sein wird. Dazu werden wir das Thema auch im Online-Marketing spielen, beispielsweise Biathlon-Packages schnüren mit Tickets, Nächtigungen und Eintritt ins Schwimmbad.

Ihr erster Weltcup hatte es in sich: Zuschauer-Rückkehr nach Corona, wenig Schnee, dazu der Stromausfall beim ersten Wettbewerb. Eine Feuertaufe?
Dr. Matjan: Es ist vor allem organisatorisch eine Feuertaufe, weil die einzelnen Beteiligten ja komplett wirtschaftlich neu aufgestellt wurden. Es gibt jetzt die Chiemgau Arena GmbH als Betreiber der Sportstätte, es gibt uns als Ruhpolding Tourismus Kommunalunternehmen – und da ist eine ganz neue Konstellation entstanden, den wir jetzt genauso professionell aufrecht erhalten wollen.

Wie beurteilen Sie das Zuschauerinteresse?
Dr. Matjan: Für den Anfang bin ich sehr zufrieden. Man muss immer berücksichtigen, dass wir quasi von Null kommen. Deshalb ist das jetzt ein guter Ansatz.

Für den traditionsbewussten Fan hat sich einiges geändert. Es gab keine Eröffnungsfeier, bei der die Athleten präsentiert wurden und auch die Siegerehrungen im Championspark sind weggefallen. Bleibt es dabei?
Dr. Matjan: Mir wäre es ein großes Anliegen, dass wir die Siegerehrung mit den Sportlern und die sportliche Komponente wieder in den Championspark mit einbinden. Im Moment war es aber auch so – und das muss man verstehen – dass den Verbänden das gesundheitliche Risiko für die Athleten noch zu groß war. Vielleicht wird es nächstes Jahr besser. Was aber wichtig ist: Wir haben das an Aloha-Promotions, einen professionellen Veranstalter, vergeben, der das mit dem Musikprogramm und den moderaten Preisen toll aufgezogen hat. Die Stimmung war sehr gut.

In der Chiemgau Arena war zuletzt die Sommer-WM. Gibt es denn Bestrebungen, dass sich Ruhpolding auch wieder für eine Weltmeisterschaft im Winter bewirbt?
Dr. Matjan: Derzeit kann ich nichts dazu sagen. Das muss man dann auch mit dem Bürgermeister und der Chiemgau Arena diskutieren, wann da eine Bewerbung wieder sinnvoll sein kann. Weil es ja heuer eine WM in Deutschland gibt, wird das sicherlich nicht so bald sein. Ich denke, wir sind immer gerüstet. Und nachdem wir den Weltcup so zuverlässig ausrichten, bin ich mir auch sicher, dass wir da auch wieder drankommen.

− tn