Neuer Sportlicher Leiter des TSV Rain
„Alle haben Bock, alle geben Gas“: Jürgen Meissner über die Herausforderungen beim Regionalliga-Absteiger

14.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:16 Uhr

Jürgen Meissner aus Karlshuld hat die sportliche Leitung beim Bayernligisten TSV Rain übernommen. Das Saisonziel lautet Klassenerhalt. Foto: Jung

Jürgen Meissner ist bekannt für seine gerade Linie und für seinen kompromisslosen Einsatz für die Aufgabe, der er sich widmet. „Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent“, sagt er von sich selbst. Nun hat der 44-Jährige, der in Neuburg geboren wurde und in Karlshuld wohnt, eine Herausforderung angenommen, die ihn fest im Griff hat: Als Sportlicher Leiter soll er dem TSV Rain neue Impulse geben und den Verein aus einer Talsohle heraushelfen.

Rain ist erst jüngst von der Regionalliga in die Bayernliga abgestiegen und hat in der zweiten Saisonhälfte alles andere als ein positives Bild abgegeben. Trainer weg, Co-Trainer weg, Kapitän weg, der Hauptsponsor schaltete einen Gang zurück, wobei dessen finanzielles Engagement nach wie vor sehr ansehnlich ist. Auch der langjährige Sportliche Leiter Alexander Schroder konnte das Debakel nicht abwenden und stand am Ende mit leeren Händen da. Ende Juni hatte er sowieso aufhören wollen.

Rain steht vor komplettem Neuanfang

Rain hat nun insgesamt einen Schlussstrich gezogen und steht vor einem kompletten Neuanfang. Vom alten Kader sind weniger als eine Handvoll Spieler geblieben. Ein neuer Chefcoach, Tjark Dannemann, der freilich aus den eigenen Reihen stammt, hat übernommen, und es gibt eben auch den neuen Sportlichen Leiter. „Der Umbruch wird nicht einfach.“ Darüber ist sich Meissner im Klaren. Das Hauptziel bestehe darin, die Liga zu halten, umreißt er die Aufgabenstellung. Und wer ihn kennt, weiß, dass Meissner präzise Vorstellungen auf den Weg dorthin hat. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Arbeitgeber, das hat die Vergangenheit gezeigt, ist keine Einbahnstraße, denn der Bauleiter für Elektrotechnik hat seinerseits ebenfalls eine Erwartungshaltung. Beim TSV Landsberg hat er nach Differenzen mit Trainer Sascha Mölders seine Sachen gepackt und auch seine Arbeit beim SV Donaustauf beendete der Karlshulder vorzeitig. Dort hatten ihm die Verantwortlichen im Vorfeld versichert, in die Regionalliga aufsteigen zu wollen. Davon war aber bald nicht mehr die Rede; Donaustauf wollte auf Kicker aus der Region um Regensburg setzen und beerdigte damit die Aufstiegsambitionen. Meissner warf hin. Auch in Rain wäre der Vertrag wegen mangelnder Perspektive fast noch gescheitert. Kurzzeitig wälzte man dort den Plan, die 1. Mannschaft komplett aufzulösen und mit der 2. Mannschaft, die in der Bezirksliga zu finden ist, weiterzumachen. Dazu wäre Meissner nicht bereit gewesen – zu uninteressant. Doch es kam anders: „Es folgten zwei gute Gespräche und damit war für mich die Sache klar“, berichtet der Sportliche Leiter. „Ich will arbeiten, Fußball bedeutet mir sehr viel.“ Die Grundvoraussetzungen stimmen jedenfalls. „Alle haben Bock, alle geben Gas und wenn alle an einem Strang ziehen, bin ich guter Dinge.“ Schon das Testspiel gegen Ehekirchen stimmte Meissner zuversichtlich. Er sah das Potenzial und das technische Können seiner Jungs. Allerdings: Noch vor zwei Wochen sprach der 44-Jährige eine Schwachstelle an. Es fehle im jungen Kader die Erfahrung. Inzwischen stimmt in etwa diese Mischung; gerade durch Neuzugänge wie Daniel Biermann und Eugen Belousow konnte manche Lücke geschlossen werden.

Vom Cheftrainer überzeugt

Auch Cheftrainer Tjark Dannemann hat sich den Respekt des Sportlichen Leiters erworben. „Ich bin überzeugt, dass er es schafft und er macht vieles, was er gar nicht machen müsste. Da ziehe ich meinen Hut.“

Und so schein es eine Win-Win-Win-Situation zu sein: Für den Verein, der über einen willensstarken und kompetenten Sportlichen Leiter verfügt, für den fußballbegeisterten Meissner, der in seiner Aufgabe aufgeht, und nicht zuletzt für dessen Familie, seiner Frau und den beiden Kindern. Die Wegstrecke zwischen Karlshuld und dem TSV bewältigt der Familienvater in rund 30 Minuten. „Ein Luxus“, sagt Meissner mit einem Lächeln. Nach Landsberg war er dreieinhalb Stunden auf Achse, nach Donaustauf immer noch drei Stunden. Dazu kommen selbstverständlich noch die drei bis vier Stunden, die er täglich für den Verein investiert.

DK