Pressekonferenz im Stehen
Köllners schmerzhafte Jobrettung: Löwen zaubern sich aus der Krise, Trainer kann nicht mehr sitzen

23.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:53 Uhr

Etwas ungemütlich absolvierte Michael Köllner die Presserunde nach dem Zwickau-Spiel im Stehen – gezwungenermaßen. −Foto: Imago Images

Von Matthias Vogt

Die Münchner Löwen haben ihre Krise und damit auch die ihres Trainers Michael Köllner mit dem 3:1 (3:0)-Heimsieg gegen den FSV Zwickau vorerst beendet. Dabei kombinierte die Mannschaft im Giesinger Schneetreiben so gut wie lange nicht. Ein bisschen wirkte es bei der anschließenden Pressekonferenz trotzdem, als wollte sich Michael Köllner möglichst schnell verabschieden.

Der wahre Grund, weshalb der Löwen-Trainer ein wenig ungemütlich am Pressepult stand, anstatt es sich im guten Gefühl des Heimsieges bequem zu machen, war aber ein anderer: Schon am Freitag sei es ihm in den Rücken gefahren, erzählte der 53-Jährige. Und nachdem die Physiotherapeuten ihn zwischenzeitlich wieder fit gemacht hatten, ging bei zwei weiteren Sitzversuchen am Samstag erneut nichts mehr. „Die Physios meinten dann, ich dürfe nicht mehr sitzen“, schmunzelte Köllner. Das war nach dem Heimsieg gegen Zwickau aber zumindest sein größtes Problem.
Es sei „viel Druck auf dem Kessel“ gewesen, das gab Köllner auch freimütig zu, wenngleich er dabei nicht von seiner Rolle in dieser schwierigen Situation sprach. Dass es mit Köllner und den Löwen vorbei sein könnte, wenn es gegen Zwickau schiefgehen sollte, das war wohl trotzdem so etwas wie ein offenes Geheimnis gewesen. „Umso erleichterter bin ich, dass wir das Spiel gewonnen haben“, meinte Köllner, natürlich wieder nur mit Blick auf die Mannschaft: „Es war der zehnte Saisonsieg. Wir liegen nach der Vorrunde in einer guten Position“, bilanzierte er. Vier Punkte trennen die Löwen von einem direkten Aufstiegsplatz.

Krisen-Löwen überzeugen mit erstaunlicher Leichtigkeit



Und das nicht einmal aufgrund eines zähen, erzwungenen oder glücklichen Heimsieges gegen Zwickau, sondern dank einer von erstaunlicher Leichtigkeit und Leidenschaft geprägten ersten Halbzeit, die man – erst recht als Kontrast zur 1:3-Niederlage in Mannheim – auch als Statement seines Teams für Köllner deuten konnte. Der hatte bei seinem Zwickau-Plan auch keine Rücksicht auf große Namen genommen, ließ den angeschlagenen Torschützenkönig Marcel Bär genauso wie den zuletzt unsicheren Abwehrchef Jesper Verlaat zunächst auf der Bank.
Dafür kombinierten andere bei recht schwierigen Platzverhältnissen im Münchner Schneetreiben so ansehnlich wie lange nicht mehr. Yannick Deichmann, nach Erkrankung wieder in der Startelf, schlug den langen Ball zu Fynn Lakenmacher (ebenfalls neu im Team), der wiederum auf den Kopf von Neuzugang Raphael Holzhauser flankte: Das 1:0 nach nur 28 Sekunden war die Basis für diese „furiose erste Halbzeit“, von der Köllner zufrieden sprach.

Wegen Schneechaos: Helfer machen Spiel erst möglich



Kurz darauf traf Lakenmacher nach einer unglücklichen Abwehraktion des Zwickauers Jan Löhmannsröben (er wurde schon nach 13 Minuten ausgewechselt) zum 2:0 (7.), Martin Kobylanski rundete das Bild nach Vrenezi-Flanke mit einem Kopfball zum 3:0 ab (42.). Selbst als Dominic Baumann verkürzte (56.), hätte Köllner das Gefühl gehabt, „dass nichts schiefgehen kann“. Der Auftritt der Mannschaft sei die richtige Reaktion auf die jüngste Kritik gewesen. Die Vorrunde endet nun auf Platz fünf und damit in einer besseren Ausgangsposition als beispielsweise in der Vorsaison (Platz elf).
Der Dank des Trainers ging dabei aber nicht nur an seine Spieler, sondern ausdrücklich auch an die vielen Helfer, die das Grünwalder Stadion ab 5 Uhr morgens vom Schnee befreit hatten. „Sie haben das Spiel gesichert“, so der Trainer, ehe seine Mannschaft sich schließlich eine weiterhin gute Aufstiegsperspektive und ihm persönlich mit dem Heimsieg wohl den Job sicherte. Vorerst zumindest, beim Rückrundenauftakt heute in einer Woche kommt Dynamo Dresden zu einem weiteren enorm wichtigen Löwen-Spiel ins Grünwalder Stadion.