Eibl zieht Vergleich
„Wie der FC Bayern ohne Harry Kane“: Schaldings Probleme – und Vilzings „Sorgen“

13.11.2023 | Stand 14.11.2023, 9:42 Uhr

Zuletzt oft Alleinunterhalter in der Schaldinger Offensive: Fabian Schnabel, der in Vilzing per Elfmeter sein siebtes Saisontor erzielte. − Foto: Lakota

Am Ende wollte Josef Eibl noch etwas loswerden. Er blickte kurz hoch auf den TV-Bildschirm an der Wand des rappelvollen Vilzinger Vereinslokals und griff dann zum Mikrofon.

„Ich kenne den SV Schalding ja ganz gut, habe viele Jahre dort gespielt. Wenn hier ein Markus Gallmaier ausfällt, dann ist das etwa so, wie wenn der FC Bayern ohne Harry Kane spielen müsste.“ Auf dem Fernsehbild feierte Kane gerade seinen zweiten Treffer für die Münchner im Duell gegen Heidenheim und unterstrich einmal mehr seine Bedeutung für den Rekordmeister. Der Engländer ist ein Unterschiedsspieler, wie es heute so schön heißt. Ein solcher sei auch Gallmaier, befand Eibl. „Und dann sind ja viele weitere wichtige Kräfte ausgefallen. Aber ich habe nicht einmal gehört oder gelesen, dass Stefan Köck gejammert hat. Das verdient Respekt – und ich hoffe wirklich sehr, dass Schalding am Ende in der Liga bleibt.“

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Eibl und seine Vilzinger sind personell trotz eines relativ kleinen Kaders personell bisher ganz gut durchgekommen und haben den angestrebten Klassenerhalt längst in der Tasche. Nach dem 3:1-Heimsieg im Derby gegen den SVS stehen beeindruckende 47 Punkte auf dem Konto – nur drei weniger als Spitzenreiter Würzburg. „Sensationell“, nannte Eibl die bisherige Saison. Und auch wenn man im letzten Heimspiel des Jahres nicht glänzen konnte, zog der Trainer auf der Pressekonferenz den Hut vor seiner Truppe. „Wir haben zuletzt so oft ein Spektakel geliefert. Heute war es kein Leckerbissen. Aber wir haben die drei Punkte geholt − und ich bin wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft.“

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Während die Vilzinger Fans und Unterstützer im Vereinslokal noch lange den perfekten Heimabschluss feierten, mussten die Schaldinger die Rückreise erneut mit einer Enttäuschung antreten. Seit neun Partien wartet der SVS nun schon auf einen Sieg, der Abstand zum rettenden Ufer wird immer größer. Sollte Fürth II sein Nachholspiel gewinnen, wären es schon sieben Punkte. Trotz der langen Negativserie und der anhaltenden personellen Probleme sei man noch immer „voll dabei“ im Rennen um den Ligaerhalt, stellt Köck heraus. „Der Optimismus ist ungebrochen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es am Ende schaffen.“ Dazu freilich ist ein Sieg im kommenden Heimspiel gegen den Vorletzten Memmingen fast schon Pflicht.

Dem SVS fehlt der Mut

Das Schaldinger Probleme in diesen Tagen wurde auch beim Auftritt im Manfred-Zollner-Stadion deutlich. Vor 800 Zuschauern konnte der SVS das Vilzinger Angriffsspiel oft erfolgreich stören. Eigene Offensivaktionen gab es dagegen nur selten. Vilzing habe sehr gut verteidigt, befand Köck, „unsere Stürmer wurden ja fast aufgefressen“. Allerdings fehlte häufig auch die Bereitschaft, mit mehreren Spielern ins letzte Drittel zu rücken, so dass es den DJK-Verteidigern meist auch nicht allzu schwer fiel, Situationen zu klären. „Wir haben es in der zweiten Halbzeit versucht, aber wir waren nicht mutig genug. Wenn wir vorne waren, haben wir immer selbst die Spieler zurückgeholt anstatt mutig draufzuschieben“, bestätigte Köck.

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Beide Trainer urteilten hinterher, dass der Vilzinger Sieg verdient war. Die „Probleme“ der beiden Coaches könnten dagegen unterschiedlicher nicht sein. Während Köck schauen muss, vor dem Winter noch irgendwie Punkte aufs Konto zu bringen, geht es für Vilzing darum, mit einer neuen Rolle zurechtzukommen. Eine unglaubliche Serie, wie sie die Oberpfälzer hingelegt haben, sei Segen und Fluch zugleich, betonte Eibl. „Vielmehr natürlich Segen. Aber man muss auch sagen, dass wir jetzt ganz anders wahrgenommen werden. „Kein Gegner unterschätzt uns mehr, viele haben sich auf unser Spiel eingestellt, es gibt kaum mehr schnelle Umschaltmomente. Deshalb habe ich auch zu Andi Jünger gesagt, dass wir uns etwas anderes einfallen lassen müssen. Es ist nicht leicht für die Mannschaft, mit dieser neuen Ausgangslage umzugehen. Sogar Tabellenführer Würzburg hat gegen uns sein System umgestellt, zum ersten und einzigen Mal in dieser Saison. Es wird nicht einfacher für uns, aber bisher machen es meine Jungs hervorragend“, betonte Eibl.

Scout von Kiel auf der Tribüne

Während der Coach die taktische Herangehensweise anpassen muss, weil der Favorit in den Spielen nun stets Vilzing heißt, rücken auch die DJK-Spieler mit jedem Sieg ein Stückchen mehr in den Fokus größerer Klubs. Allen voran die noch jungen Marco Pledl (22) und Elija Härtl (21), der vor Saison aus Hankofen kam, haben das Interesse einiger Profiklubs geweckt. Gegen Schalding saß sogar ein Scout von Holstein Kiel auf der Tribüne. Gut möglich also, dass man den ein oder anderen Vilzinger künftig am Samstagnachmittag auch live im Fernsehen zu sehen bekommt.