Stocksauer auf BFV
Wegen Sperre für Herbert Paul: Verständnisloses Kopfschütteln beim FC Pipinsried

19.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:42 Uhr

Eigentlich schon lange her: Am 7. Juli 2020 erhielt Herbert Paul (r.), damals noch im Trikot des TSV 1860 München, diese Rote Karte von Schiedsrichter Markus Schmidt. Hierfür gesperrt wird er allerdings erst jetzt. Foto: Imago Images

Eine Vorbereitungsphase des FC Pipinsried komplett ohne Testspielniederlage? „Ich weiß nicht, ob es das überhaupt schon mal gab“, antwortet Atdhedon Lushi schmunzelnd. Jetzt jedoch, unmittelbar vor dem Regionalligastart ins neue Kalenderjahr, war dies sehr wohl der Fall.

Nach zuvor drei Siegen und einem Unentschieden schafften die Gelbblauen zum Abschluss einen 3:1 (2:1)-Auswärtserfolg beim FC Deisenhofen.

3:1-Sieg im letzten Testspiel beim FC Deisenhofen

Dementsprechend zufrieden wirkt Lushi nun, nur wenige Tage vor dem richtungweisenden Punktrundenauftakt 2023 der Seinen in Rain am Lech. „Unsere Jungs scheinen schön langsam verstanden zu haben, auf was wir aus dem Trainerteam Wert legen“, so der Teammanager. So hätten sich gerade in Sachen Spieleröffnung zuletzt deutliche Fortschritte gezeigt. „Wann muss ein langer Ball angebracht? Wann ist eine spielerische Lösung besser? Das muss einfach situationsabhängig entschieden werden – und das wurde zuletzt von unseren Jungs immer mehr umgesetzt.“

Wobei sich, und das ist ebenfalls ein Teil der Wahrheit, nicht die ganz großen Hürden unter den FCP-Testspielgegnern befanden. Selbst der FC Deisenhofen, der aktuelle Tabellenzehnte der Bayernliga Süd, konnte die Pipinsrieder am Samstag nur in einem arg begrenzten Umfang fordern – wie auch Lushi etwas traurig zugeben muss („Ich hätte mir schon ein bisschen mehr von diesem Gegner erwartet“). Faton Dzemailji (2.) und Neu-Kapitän Simon Rauschender (17.) brachten die Gelbblauen schon bis Mitte der ersten Halbzeit beruhigend in Führung – und nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Nico Karger (44.) machte Marin Pudic mit dem 3:1 (65./Foulelfmeter) komplett den Sack zu.

Viel wichtiger als das nackte Resultat war natürlich, dass die Mannschaft an sich sehr ansehnlich performte. Denn so, wie in Deisenhofen die Startelf des FCP aussah (Daniel Witetschek, Fabian Willibald, Rauscheder, Tim Greifenegger, Munkyu Seo, Nickoy Ricter, Dzemailji, Pudic, Benedikt Lobenhofer, Marvin Jike, Mohammed Amdouni) aussah, so dürfte sie laut Lushi „zu großen Teilen“ auch am nächsten Samstagnachmittag in Rain am Lech aussehen.

Auch Halit Yilmaz wird in Rain zuschauen müssen

Die Namen von Top-Goalgetter Halit Yilmaz und Spielertrainer Herbert Paul fehlen in diesem illustren Kreis – weil sie auch beim Pipinsrieder Punktrundenauftakt 2023 nicht auflaufen dürfen. Beide sind nämlich rotgesperrt – was im Fall von Paul für mächtig Ärger sorgt. Denn der Platzverweis, der den 29-Jährigen noch für zwei Punktspiele zum Zuschauen zwingt, liegt bereits über zweieinhalb Jahre zurück. Genauer ausgedrückt war’s am 7. Juli 2020, als der damals noch in der 3. Liga für den TSV 1860 München tätige Paul die Rote Karte für eine „Notbremse“ gegen den FC Ingolstadt 04 sah. „Kurz danach wechselte er zu Austria Klagenfurt und durfte für diesen Verein rund eineinhalb Jahre lang in der 1. sowie 2. Bundesliga Österreichs spielen – ohne irgendwie für den vorherigen Platzverweis gesperrt worden zu sein“, berichtet Lushi: „Also gingen wir in Pipinsried davon aus, dass die Sache erledigt sei – zumal uns das von Seiten des DFB so bestätigt wurde.“

Der Bayerische Fußballverband sieht’s hingegen ein bisschen anders – und pocht darauf, dass Paul wegen seines Vergehens aus dem Sommer 2020 doch noch für zwei Pflichtspiele gesperrt wird. „Das verstehe, wer will. Ich tue es jedenfalls nicht“, so Lushi stocksauer: „Wir als kleiner Verein müssen hier etwas ausbaden, was niemand nachvollziehen kann.“

Das Fehlen von Paul: am kommenden Wochenende natürlich eine herbe Schwächung für die Gelbblauen. Ein Mann mit der Erfahrung aus 55 Drittliga- und 131 Regionalligaspielen in Deutschland, aus 15 Zweit- und elf Erstligapartien in Österreich ist schlichtweg für keinen Klub aus ihrer Spielklasse zu ersetzen. Dementsprechend muss sich Lushi zusammenreißen, um nichts Falsches in Richtung BFV zu sagen. „Ich kann über das Ganze wirklich nur den Kopf schütteln“, so der 30-Jährige enttäuscht: „Viel mehr bleibt mir leider nicht übrig.“

Was ihm deutlich mehr Freude bereitet, ist die jüngste Entwicklung von Sebastian Keßler. „Er ist unser Gewinner der Vorbereitung“, sagt der Teammanager klipp und klar: „Er ist ein sehr intelligenter Spieler, der tolle Qualitäten im ,Eins gegen Eins’ hat, der einen starken linken Fuß besitzt – und der auf dem Feld auch hundertprozentig das macht, was man ihn zuvor gesagt hat.“ Am Samstag in Deisenhofen fehlte der 19-Jährige zwar krankheitsbedingt – aber trotzdem dürfte er seinen Platz in der FCP-Startelf am kommenden Wochenende in Rain sicher haben.

SZ