Neuzugang hat voll eingeschlagen
Schlüsselfigur Paul Grauschopf: Ein Ex-Juniorennationalspieler zieht bei Vilzing die Fäden

14.10.2023 | Stand 14.10.2023, 15:56 Uhr

Denker und Lenker im Mittelfeld: Bei der DJK Vilzing hat der ehemalige Juniorennationalspieler Paul Grauschopf auf Anhieb eine Führungsrolle übernommen. − Foto: Simon Tschannerl

Diese Mannschaft ist nicht aufzuhalten, zählt schon jetzt zu den großen Überraschungen der laufenden Saison: Im vergangenen Jahr erstmals in die Regionalliga aufgestiegen, „rockt“ der Dorfclub aus Vilzing (Lkr. Cham) im zweiten Anlauf das bayerische Oberhaus, steht völlig überraschend und punktgleich (beide 36) mit Spitzenreiter Würzburg auf Rang zwei.

Dabei hat die Elf von Trainer Josef Eibl „nur“ den Klassenerhalt als Ziel. Mit einem Heimsieg am Samstag (14 Uhr) gegen Wacker Burghausen kann dieser schon so gut wie besiegelt werden. Klar ist: Die Fans und Verantwortlichen am Huthgarten kommen derzeit gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Dabei gibt es gute Gründe für den Vilzinger Lauf.

Er führt die Vilzinger Torschützenliste an

Einer heißt Paul Grauschopf, der im Sommer von Bayernligist Donaustauf zu den Schwarz-Gelben wechselt. Der 25-Jährige entwickelt sich auf Anhieb zur zentralen Figur im Mittelfeld der DJK. Als „Sechser“ gibt der gebürtige Ergoldsbacher (Landkreis Landshut) den Takt vor, gewinnt Zweikämpfe, ist obendrein torgefährlich. Schon sechs Mal netzte Grauschopf in der laufenden Runde ein – und ist damit aktuell der Toptorjäger der Vilzinger. Auch beim jüngsten 4:1-Erfolg bei der Eintracht aus Bamberg ist der 1,83-Meter-Mann mit einem Kopfball-Doppelpack spielentscheidend.

„Wir wissen, dass wir eine starke Truppe haben und mit jeder Mannschaft mithalten können. Dass es aber so gut läuft, damit hat natürlich keiner gerechnet“, sagt Grauschopf im Gespräch mit der Heimatzeitung. Er ist überzeugt: Entscheidend für den Lauf ist, dass sich jeder Spieler voll auf seine Aufgabe auf dem Platz konzentriert. „Wir sind eine reine Amateurtruppe. Aber wenn wir im Training oder im Spiel auf dem Platz stehen, schafft es jeder Spieler, den Schalter umzulegen und Gas zu geben.“

Er studiert Lehramt für Gymnasium

Als im Frühjahr die Anfrage aus Vilzing kommt, muss Grauschopf nicht lange überlegen. „Einige Jungs habe ich schon vorher gekannt: Jim-Patrick Müller, Tobias Kordick und Nico Dantscher. Und alle haben mir von dem Top-Umfeld in Vilzing berichtet.“ Grauschopf, der in Regensburg studiert und zum Gymnasiallehrer (Fächer Englisch und Sport) ausgebildet wird, sagt zu – und fühlt sich nun ebenfalls „sehr wohl“.

Trainer Josef Eibl baut von Anfang an auf den Neuzugang, der bei der DJK mit der Nummer 5 aufläuft. Grauschopf zieht im Mittelfeld die Fäden, ist Denker und Lenker – und bringt trotz seines jungen Alters reichlich Erfahrung mit. Immerhin schafft es der talentierte Mittelfeldmann nach seinen ersten Schritten beim TSV Ergoldsbach in die Jugendakademien des SSV Jahn Regensburg, der Spvgg Greuther Fürth und RB Leipzig. Und weil der Niederbayer auch in den Nachwuchs-Bundesligen überzeugt, wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf ihn aufmerksam. Grauschopf wird in die Nationalmannschaft berufen, absolviert zwischen 2013 und 2016 insgesamt 15 Junioren-Länderspiele (zwei Tore).

48 Drittliga-Partien für Unterhaching



Dennoch: Der große Durchbruch bleibt letztlich aus. Über den Umweg Ingolstadt II landet Grauschopf 2019 in Unterhaching. Für die Münchner Vorstädter bestreitet er 48 Drittligapartien (5 Tore), läuft unter anderem vor 15000 Zuschauern gegen den Lokalrivalen 1860 München auf. „Eine tolle Erfahrung, die ich wahrscheinlich nie mehr vergessen werde.“

Hat er den Profifußball also abgehakt? „Jein“, sagt Grauschopf. „Ich fühle mich sehr wohl in meiner aktuellen Situation in Vilzing und möchte vor allen Dingen mein Studium beenden. Aber klar: Falls eine interessante Anfrage kommt, höre ich sie mir an.“