Markus Mattes und der VfB Eichstätt: Diese Liebesbeziehung ist nun früher zu Ende gegangen als erwartet. Der 47-jährige Erfolgstrainer, der die Domstädter 2015 als Abstiegskandidat der Bayernliga Süd übernommen hatte, 2017 in die Regionalliga führte und dort 2019 die Bayerische Amateurmeisterschaft holte, war nämlich am Montagabend überraschend von seinem Amt zurückgetreten.
Auslöser für die „mit Abstand schwerste Entscheidung meiner Zeit in Eichstätt“, so Mattes, war die anhaltende Talfahrt mit zuletzt vier Niederlagen in Serie, die das Abrutschen auf den 16. Tabellenplatz bedeutete. Drei Spieltage vor dem Saisonende hat der VfB bereits vier Zähler Rückstand auf den direkten Klassenerhalt, aber nur vier Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsplatz. „Wir haben die Situation nach der jüngsten 0:3-Pleite gegen Illertissen wie immer gemeinsam diskutiert. Markus ist dann auf uns zugekommen und hat seinen Rücktritt angekündigt“, berichtet der stellvertretende Vorsitzende Dominik Schmidramsl – der genauso überrascht war wie Sportvorstand Marco Schiebel und Sportdirektor Hans Benz. „Durch seinen Rücktritt erhofft sich Markus, dass die Mannschaft in der heißen Saisonschlussphase einen neuen Impuls von außen erhält. Dass dies bei anderen Mannschaften gefruchtet hat, hat man gesehen. Genauso wünscht es sich Markus auch bei uns“, sagt Schmidramsl.
Kehrtwende wie beim TSV Buchbach?
Als bestes Beispiel mag hier der TSV Buchbach dienen, der sich – allerdings auf eigene Initiative – Mitte März von Andreas Bichlmaier getrennt hatte und seitdem unter Neu-Coach Uwe Wolf ungeschlagen ist (7 Siege, 2 Unentschieden). „Ich bin überzeugt, im Sinne der Jungs die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Denn ich habe die sportliche Verantwortung getragen und ich bin somit auch für die aktuelle Situation verantwortlich“, äußert sich Mattes sehr selbstkritisch zu seinen Beweggründen für den vorzeitigen Abschied aus der Domstadt.
Der Karlshulder war Anfang 2015 auf Jürgen Steib gefolgt, der seinerzeit beim Regionalligisten TSV Rain am Lech anheuerte. In den inzwischen knapp achteinhalb Jahren beim VfB Eichstätt hat der ehemalige Oberliga- und Regionalliga-Angreifer des BC Aichach, SV Lohhof, TSV Aindling und FC Ingolstadt 04 „sehr viel erlebt und noch mehr erreicht, als ich mir jemals erträumen durfte“, so der A-Lizenz-Inhaber. Absoluter Höhepunkt war zweifelsohne der Gewinn der Bayerischen Amateurmeisterschaft, als man sich dem FC Bayern München II bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Tabellenplatz geliefert hatte. Von der Mannschaft verabschiedete sich Mattes ebenfalls am Montagabend.
Intensive Suche nach einer Interimslösung
Für die VfB-Verantwortlichen gilt es nun kurzfristig einen Interimstrainer zu installieren, der das Team auf das schwere Auswärtsspiel beim Tabellenelften FC Augsburg II (Samstag, 14 Uhr) vorbereitet und auch in den zwei danach folgenden Punktspielen gegen den Vorletzten SV Heimstetten und den Tabellenachten SV Wacker Burghausen sowie einer möglichen Relegation betreut. „Die Telefondrähte unter den sportlich Verantwortlichen glühen logischerweise heiß“, berichtet Schmidramsl. Potenzielle Kandidaten nannte er nicht. Ziel sei es jedoch, kurzfristig einen neuen Coach zu präsentieren, damit die Lücke geschlossen wird und wieder Ruhe einkehrt. „Da die Zeit drängt, wollen wir schnellstmöglich eine Lösung präsentieren. Mit dem neuen Mann an der Seitenlinie werden wir das Ziel Regionalliga-Klassenerhalt natürlich weiterhin mit Vehemenz verfolgen – notfalls über die Relegation“, so der VfB-Vorsitzende. Bei Redaktionsschluss am Dienstagabend stand noch kein Mattes-Nachfolger fest. Unabhängig vom Ausgang wird dann ab der neuen Saison 2023/24 Dominic Rühl, derzeit Trainer beim Nord-Bayernligisten ASV Neumarkt, das Sagen haben.
Mattes bedankt sich derweil nach exakt 250 Punktspielen (116 Siege, 58 Unentschieden und 76 Niederlagen) als verantwortlicher Cheftrainer des VfB Eichstätt bei allen Zuschauern, „die uns über die Jahre positiv begleitet, die Siege mit uns gefeiert und Niederlagen mit uns ertragen haben“.
EK
