Starke Bilanz nach Trainer-Comeback
Gibt’s sogar noch die Aufstiegschance? Seitz führt Bayern II zurück in die Spur − und muss jetzt wieder einen Umbruch managen

19.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:55 Uhr

Durfte in der Rückrunde oft jubeln: Holger Seitz, Trainer des FC Bayern II. −Foto: Lakota

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach der Hinrunde dieser Regionalliga-Saison lag der FC Bayern II auf Rang 6, in 19 Spielen setzte es für die Jungprofis sieben Pleiten, dazu mussten die Münchner satte 33 Gegentreffer schlucken. In der Rückrunde liest sich die Bilanz wie folgt: 12 Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen, dazu ein Torverhältnis von 51:20. Keine Frage, die kleinen Bayern haben sich in allen Bereichen gewaltig gesteigert. Trainer-Rückkehrer Holger Seitz (48), der Mitte November für den nach Argentinien abgewanderten Martin Demichelis die Regie übernommen hat, ist es gelungen, die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Was hat der Malchinger gemacht?

„Ich habe am Anfang viele Gespräche geführt. Ich kannte die Spieler ja und wusste um ihre Stärken. Genau diese persönlichen Stärken habe ich ihnen aufgezeigt − und sie auch eingefordert. In jedem einzelnen Training“, sagt Seitz. Zudem habe man versucht, in jeder Einheit ans Limit zu gehen, den Fokus klar aufs Fußballspielen zu legen. So sei dann eine positive Dynamik entstanden, Stück für Stück seien die jungen Spieler sicherer geworden, die Abläufe hätten sich automatisiert. „So haben wir dann die entsprechenden Ergebnisse erreicht. Und, was für mich fast noch wichtiger ist: Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen, hat fast immer gepasst“, sagt Seitz.

Ausbildung steht weiter vor Aufstiegsziel



Im Fokus stand für den Fußballlehrer, der zuvor die sportliche Leitung am Bayern-Campus inne hatte, auch die Gewinner-Mentalität in den jungen Talenten zu wecken. „Ich habe versucht, an sie ranzukommen, ihnen zu veranschaulichen, wie schön es ist, gemeinsam zu gewinnen“, erklärt der Trainer. Er habe die Spieler an das erinnert, was sie vor vielen Jahren auf den Fußballplatz getrieben habe. „Das Miteinander, das Gefühl, wie es ist, wenn der eine für den anderen da ist, wenn man gegenseitig Fehler ausbügelt, zusammen etwas erreicht.“ Kurz: Seitz ist es gelungen, aus hoch talentierten Einzelspielern eine Mannschaft mit großem Zusammenhalt zu formen.

In wenigen Wochen beginnt dieser Prozess nun aufs Neue. Wie jedes Jahr wird der Trainer des FC Bayern II einen großen Umbruch moderieren müssen. „Eine enorme Herausforderung für uns alle“, sagt Seitz. Einige Jungstars wechseln zu Profiklubs, andere werden ausgeliehen – und viele Kräfte aus der eigenen U19 werden nach oben gezogen. Schon jetzt sind teilweise die Hälfte aller Startelf-Akteure der Münchner noch in der A-Jugend spielberechtigt. „Entscheidend ist, dass diese jungen Spieler es schaffen, sich schnellstmöglich an den Herrenfußball anzupassen“, sagt Seitz. Dies sei nicht einfach, „es ist etwas ganz anderes in der Regionalliga Bayern unterwegs zu sein als in der U19-Bundesliga, die viel taktischer geprägt ist“, sagt Seitz und nennt gleich ein Beispiel. „Ein Adam Jabiri aus Schweinfurt wird tendenziell weniger laufen als der klassische U19-Bundesligastürmer. Aber wenn der einmal antritt, mit seiner Erfahrung und seiner Wucht, dann ist das brutal schwer zu verteidigen.“

Trotz aller Schwierigkeiten − die kleinen Bayern werden auch in der neuen Saison ihrem eingeschlagenen Weg treu bleiben. Und dieser setzt das Ausbildungsziel klar vor einen möglichen Aufstieg. Dennoch habe man die 3. Liga im Blick, sagt Seitz. Er sei überzeugt, dass man auch mit einer extrem jungen Mannschaft um die ersten Plätze mitkämpfen könne. „Wenn unsere Talente ins Rollen kommen, wenn sie schnell die Mechanismen des Herrenfußballs verinnerlichen, dann traue ich ihnen das absolut zu.“ Allerdings sieht Seitz die Regionalliga Bayern in der neuen Saison noch stärker als in diesem Jahr. „Bayreuth kommt zurück, Würzburg bleibt drin und Haching muss erst noch die Relegation gewinnen – es werden sicher mehr Top-Teams vertreten sein als es aktuell der Fall ist.“

Relegation zur 3. Liga? „Wir sind vorbereitet“



Vielleicht besteht für Seitz und seine Youngsters aber auch in dieser Saison noch die Möglichkeit, um den Aufstieg zu kämpfen. Grund: Meister Unterhaching und Vize Würzburg haben vom DFB Auflagen für die 3. Liga erhalten, die bisher noch nicht erfüllt werden konnten. Sollten beide Klubs die finanziellen Mittel nicht rechtzeitig aufbringen, könnte der FC Bayern in die Relegationsspiele nachrücken. „Wir sind auf dieses Szenarium auf jeden Fall vorbereitet“, bestätigt Seitz. „Das ist einfach unsere Aufgabe, uns dementsprechend zu wappnen.“ Allerdings schickt der Coach gleich hinterher, dass er dem Nachbarn aus der Münchner Vorstadt den Sprung nach oben gönne. „Ich drücke Haching die Daumen. Sie waren die beste Mannschaft in dieser Saison und hätten es absolut verdient. Es wäre wirklich schade, wenn es aus finanziellen Gründen nicht klappen würde.“


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