Neu-Trainer Sigurdsson im Interview
Burghausen will Regionalliga rocken: Wackers Wikinger fordert „Kriegermentalität“

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:08 Uhr

„Am wichtigsten im Fußball sind Mentalität, Einstellung und Wille“, sagt Trainer Hannes Sigurdsson. Wackers Wikinger startet mit seiner Mannschaft am 16. Juli mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger Ansbach in die neue Saison und fordert: „Man muss klar im Kopf sein.“ −Foto: Butzhammer

Der neue Trainer Hannes Sigurdsson (39) startet am kommenden Samstag mit dem SV Wacker Burghausen in die Saison 2022/23 der Fußball-Regionalliga. Das Ziel definierte Geschäftsführer Andreas Huber wiefolgt: „Wir wollen die Liga rocken.“ Im Interview mit der Heimatzeitung sprach der 27-malige Nationalspieler Islands über seinen Wechsel zum SVW, sein Leben als Fußballer und Trainer sowie seine Spielphilosophie.

Herr Sigurdsson, ein paar Wochen sind Sie schon in Burghausen. Haben Sie sich gut eingelebt?
Hannes Sigurdsson: Ja, es ist eine wunderschöne Stadt. Ich war schon beim Baden im Wöhrsee, in der Altstadt und an der Salzach. Aber in der Vorbereitung gibt es nicht so viel Zeit. Ich habe bisher nur nette Leute getroffen, aber das war auch zu erwarten.

Sie haben einen ähnlichen Weg genommen wie ihr Vorgänger Leo Haas und mit einem unterklassigen Team für Furore gesorgt.
Sigurdsson: Das kann man so sagen. In Deisenhofen hatten wir weniger Ressourcen. Aber als Isländer und angesichts des Erfolgs, den unsere Nationalmannschaft die letzten Jahre hatte, wissen wir, dass man auch mit weniger Ressourcen Erfolg haben kann.

War Ihnen immer klar, dass Sie Trainer werden möchten?
Sigurdsson: Nein. Ich habe erst mein Bachelorstudium in Philosophie, Ökonomie und Politik gemacht. Zum Fußball verband mich wegen meiner Verletzungen aber immer eine Hassliebe. Als meine Spielerkarriere vorbei war, habe ich gemerkt, dass ich nicht durch war mit Fußball. Ich hatte immer meine Ideen, Meinungen – das war nicht immer schön mit den Trainern. Ich habe viel überlegt, was würde ich machen, wie würde ich arbeiten. Ich habe dann noch mein Masterstudium erledigt, aber ich wollte weiter im Fußball bleiben.

Sie haben bei 13 Vereinen gespielt. Waren die Verletzungen Grund für die vielen Wechsel?
Sigurdsson: Absolut, ja. Wenn man auf meine Karriere schaut, sieht es aus wie eine problematische Karriere. So war es nicht. Es kam der Zeitpunkt, da war ich körperlich fertig, konnte nicht mehr auf dem gleichen Niveau spielen wie als junger Spieler. Also: Was kann ich rausholen vom Fußball? Ich konnte schon noch kicken, nur als anderer Typ. Skandinavien war nicht mehr interessant, das kannte ich. Ich wollte neue Kulturen und Sprachen kennenlernen. Es war niemals geplant, in Russland oder Kasachstan länger zu spielen.

Wo haben Sie sich am wohlsten gefühlt?
Sigurdsson: Stavanger wird immer eine Heimat sein. In Russland und Kasachstan war alles ein bisschen rostig und grau, aber das ist auch schön. Und dann natürlich Bayern. Hier war ich im Urlaub, als ich 14 war. Da war ich absolut verliebt in die Natur und Kultur.

Sind Sie deshalb auch in Deisenhofen gelandet?
Sigurdsson: Als ich in Grödig gekickt habe, habe ich mal ein langes Wochenende in München verbracht, weil ich verletzt war. Da habe ich meine Frau kennengelernt. Das ist der Grund, warum ich dann Deisenhofen übernommen habe.

Vor Ihrem Wechsel nach Burghausen gab es ja einige Unstimmigkeiten mit Pipinsried, das Sie auch haben wollte.
Sigurdsson: Das war unnötig. Es wurde viel gesagt, was überhaupt nicht stimmt. Es gab Sachen, die haben mir nicht gefallen und deshalb hätte ich nie dort unterschreiben können. Ich habe ihnen das mitgeteilt, aber es hat sich einen Monat lang nichts getan. Das Vertragliche hat nicht gepasst, das habe ich ihnen klar und deutlich über längere Zeit gesagt, aber keine Antwort bekommen. Das geht nicht.

Ihnen war aber klar, dass nun der nächste Schritt kommen muss, also von Deisenhofen weg?
Sigurdsson: Absolut. Wir hatten extreme Kontinuität in unserem Kader. Wir haben auf maximalem Niveau gespielt, dann kommt irgendwann der Knackpunkt, wo man Änderungen braucht – und das war jetzt.

Wie sehen Ihre Eindrücke aus der Vorbereitung aus?
Sigurdsson: Wir haben eine sehr junge, teilweise neue Mannschaft. Am wichtigsten im Fußball sind Mentalität, Einstellung und Wille. Dazu kommt dann noch die Fitness. Wenn ein neuer Trainer zu einer neuen Truppe kommt, dauert das mit dem Taktischen und dem Spielerischen immer ein bisschen. Nach vier, fünf Wochen Vorbereitung kann man nicht erwarten, dass alles perfekt läuft und die Automatismen da sind. Aber den Willen kann man sehen, die Kriegermentalität. Beim Fußballerischen brauche ich eine Steigerung, jedes Spiel eine Verbesserung. Die Ziele, die behalte ich noch intern.

Wie würden Sie Ihren Stil, Fußball zu spielen, beschreiben?
Sigurdsson: Man muss flexibel sein, darf nicht immer nur ein System haben. Wir haben in Deisenhofen 60, 70 Prozent Ballbesitz gehabt, eine Gewinnquote zwischen 50 und 60 Prozent. Ich will das Spiel dominieren, viele Tore machen, Freude im Stadion verbreiten. Die Fans sollen kommen und sagen: Es hat Spaß gemacht und wir haben gewonnen.


Das Interview führte: Alexander Nöbauer. Das ganze Gespräch lesen Sie im Sportteil der Heimatzeitung oder im PNP-Online-Kiosk.