40 Punkte, Tabellenplatz zwei
Vilzing ist das Überraschungsteam der Regionalliga: Eibl und Beller bilanzieren die Hinrunde

25.10.2023 | Stand 25.10.2023, 15:36 Uhr
Thomas Mühlbauer

Volle Pulle: Die DJK weiß spielerisch wie kämpferisch zu überzeugen – das zeigte sich auch gegen den FC Bayern II. Für Josef Beller eines der vielen Highlights der bisherigen Saison. Foto: Tschannerl

Die DJK Vilzing blickt auf eine Vorrunde in der Regionalliga Bayern zurück, die sportlich alle Erwartungen übertroffen hat. Der Zuschauerschnitt beweist, dass die Fans die Leistungen honorieren. Ein Vilzinger erregte in der Vorrunde sogar bundesweit Aufsehen. Der Erfolg weckt freilich auch Begehrlichkeiten.



Die Vorrunde der Fußball-Regionalliga Bayern ist abgeschlossen. Die DJK Vilzing beendete sie mit fast sensationell anmutenden 40 Punkten. Erst am vergangenen Samstag stand eines von vielen Highlights auf dem Programm: Mario Kufner & Co. spielten tatsächlich gegen die bis dahin punktgleichen Würzburger Kickers um die inoffizielle Herbstmeisterschaft.

Dass sich die Unterfranken am Ende mit 3:1 (1:0) durchsetzten, tat der Vilzinger Freude über die famose Vorrunde keinen Abbruch. Trainer Josef Eibl, der nicht im Vordergrund steht, bekommt vom Sportlichen Leiter Josef Beller ein hervorragendes Zwischenzeugnis ausgestellt. Der DJK-Funktionär sagt: „Jeder weiß, die Trainerposition ist in einem Verein das Wichtigste. Mit ihr steht und fällt alles.“ Die Sportliche Leitung könne die Spieler zur Verfügung stellen, doch am Ende liege es am Coach, die richtigen Akteure aufzustellen. Das hat laut Beller in den ersten 17 Spielen hervorragend geklappt.

Erfolg weckt Begehrlichkeiten



Doch Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Auch im Hinblick auf den Trainer? Eibl betonte Anfang Oktober in einem BFV-Interview, dass er keinen Karriereplan in der Schublade habe. Gerade absolviert er den A-Lizenzlehrgang. Am 22. November ist die Abschlussprüfung. „Aktuell verschwende ich wenig Gedanken an etwas anderes. Schule, Fußball und meine Familie mit zwei Kindern nehmen die meiste Zeit in Anspruch“, sagt der Realschullehrer.

Auch Sepp Beller sieht die Sache entspannt: „Es gilt beim Trainer das Gleiche wie bei unseren Spielern: Wenn es Angebote von oben gibt und der Trainer das machen möchte, werden wir ihm keine Steine in den Weg legen.“

Sehenswerte Bilanz: 13 Siege, ein Remis, drei Niederlagen

Mit 13 Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen steht die DJK mit 40 Punkten auf Rang zwei. Hinter das ursprüngliche Ziel Klassenerhalt kann sie nach der Halbserie schon einen Haken machen. Selbst der sonst so nüchterne Beller gerät ins Schwärmen: „Das ist fantastisch. Keiner hat sich träumen lassen, dass wir so eine außergewöhnliche Vorrunde spielen. Man kann einfach nur stolz auf diese Mannschaft und ihre Leistung sein.“

Eibl schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich habe der Mannschaft gesagt, keiner hat so etwas für möglich gehalten. Das ist unvorstellbar, dass wir nach der Vorrunde auf Platz zwei liegen. Die Jungs haben sich das verdient. Wir können, wenn wir auf die Tabelle schauen, einfach nur stolz sein.“

Bleibt die Frage: ausruhen oder weitermachen? Sepp Beller macht unmissverständlich klar: „Ausruhen wäre jetzt der größte Fehler. Wir müssen genauso weitermachen.“ Bei Eibl klingt das so: „Wir spielen jetzt 17 Spiele genauso weiter, und zwar für diese Saison. Dazu werden wir uns intern auch neue Ziele stecken.“ Die Position soll gefestigt werden. Siegen lautet deswegen auch die Marschroute für das kommende Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg II.

Ob es für Eibl das eine Spiel gegeben hat in der Vorrunde? „Jedes Spiel bleibt mir in Erinnerung. Wir haben erfrischenden Offensivfußball gespielt und nur in der Partie gegen Schweinfurt kein Tor geschossen. Zudem haben wir uns spielerisch enorm weiterentwickelt und den Zuschauern viel Freude bereitet“, antwortet der Trainer.

DJK lehrt den kleinen Bayern das Fürchten

Der Sportliche Leiter greift dann doch eine Partie heraus, nämlich die vom Dienstag, 29. August, als die Vilzinger einen geschichtsträchtigen Sieg einfuhren und nach 0:2-Rückstand den FC Bayern München II noch mit 3:2 bezwangen. „Dieses Spiel bleibt hängen, denn wir haben einen Rückstand noch gedreht – und das vor 2500 Zuschauern“, sagt Beller. Dabei will er es auch belassen. Er ordnet auch alle anderen Spiele als Highlights ein, in die die DJK meist als als Außenseiter gegangen war. Das zeigt auch der Blick auf die Zuschauertabelle, denn zu den bislang neun Heimspielen kamen 11500 Zuschauer, was im Schnitt 1300 bedeutet.

Auf Rang vier in der Zuschauergunst



In der Liga stehen die Vilzinger nach Würzburg (2500), Bayreuth (2400) und Schweinfurt (1600) auf Platz vier der Zuschauergunst. Das ordnet der Sportliche Leiter auch als Wertschätzung der Arbeit ein, die in den vergangenen zehn Jahren geleistet wurde. Dazu blickt Beller gerne zurück, um aufzuzeigen, wo die DJK überhaupt herkommt: nämlich aus der Bezirksoberliga (2012). Von dort ging es stetig bergauf. Und nun, im zweiten Jahr in der Regionalliga, habe sich die DJK Vilzing in der Spitzengruppe festgesetzt.

Klar ist auch: Die DJK ist in der vierten Liga, um zu bleiben. Mit welchen Spielern es in die dritte Regionalligasaison geht, bleibt abzuwarten. Denn der Erfolg von Kufner & Co. hat sich längst bei den Profivereinen herumgesprochen. Doch Beller bleibt gelassen: „Grundsätzlich ist es so: Jede Klasse höher, umso schwieriger und größer ist der Sprung.“. Es sei eben ein Unterschied, ob man von einer Bezirksliga- in eine Landesligamannschaft, von einer Bayernliga- in eine Regionalligamannschaft oder von da noch weiter nach oben in den Profibereich wechselt.

„Wenn ein Angebot kommt, und der Spieler das machen möchte, werden wir ihm keine Steine in den Weg legen“, formuliert Beller die Linie der DJK. Allerdings werde man versuchen wird, die Spieler von den Vorzügen der DJK Vilzing zu überzeugen. Sind intern die Entscheidungen bekannt, werde versucht, die Mannschaft punktuell wieder zu verstärken, um auch in der kommenden Saison eine konkurrenzfähige Regionalligamannschaft auf den Platz zu bringen.

Kaderplanung: Beller und Co. haben viel zu tun



Damit steckt der Sportliche Leiter – zusammen mit seinen beiden Kollegen Roland Dachauer und Andy Bugl – auch sein Aufgabenfeld für die kommenden Monate ab: „Für die Sportliche Leitung ist jetzt von Oktober bis April die arbeitsintensivste und heißeste Zeit, denn jetzt stehen die Gespräche mit dem aktuellen Kader und potenziellen Neuzugängen an.“

Auch wenn es Beller ungern ausspricht, mit 40 Punkten und dem sicheren Klassenerhalt in der Tasche hat die DJK derzeit sehr gute Argumente bei Vertragsgesprächen mit dem aktuellen Kader und auch, um potenzielle Neuzugänge an den Huthgarten zu locken.

Der Kunstschütze im Vilzinger Tor

Ein Vilzinger erregte in der Vorrunde sogar bundesweit Aufsehen. Torhüter Maximilian Putz hat den „Bayern-Treffer des Monats“ Juli erzielt. Mit 25,3 Prozent aller 3394 abgegebenen Stimmen setzte sich der 33 Jahre alte Keeper des Oberpfälzer Regionalligisten gegen seine fünf Konkurrenten durch und gewann das Voting knapp vor Lukas Pöperny (SV Unterreichenbach, 24,5 Prozent) und Fabian Schwabbauer (VfL Kaufering, 20,3 Prozent).



Eine wirklich große Überraschung ist der Ausgang dieser Abstimmung allerdings nicht, denn Putz‘ spektakulärer 90-Meter-Abschlag war parallel auch für das bundesweite Voting zum „Tor des Monats“ der ARD-Sportschau nominiert und überzeugte dabei auch die Fußballfans im ganzen Land. Es war das erste Mal, dass ein in der Regionalliga Bayern erzieltes Tor zum ARD-Tor des Monats gewählt wurde.

Beim Regionalliga-Saisonauftakt der Spielzeit 2023/24 der DJK Vilzing bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg gelang dem Schlussmann der Kunstschuss: Aus 90 Metern erzielte der 33 Jahre alte Niederbayer per Abschlag ein Tor zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung. Aus dem eigenen Strafraum heraus schlug der gebürtige Pilstinger (Kreis Dingolfing) einen Abschlag weit in die gegnerische Hälfte, der Ball prallte auf dem nassen Rasen auf und sprang über den gegnerischen Torhüter, der zu weit vor seinem Gehäuse stand, hinweg ins Tor.