Mit 10 ging er alleine nach Österreich
„Absoluter Unterschiedsspieler“: Wacker-Neuzugang Lema – hinter ihm liegt eine ziemlich verrückte Profi-Reise

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 22:05 Uhr

Traf gleich im ersten Pflichtspiel für Burghausen: Michael John Lema. − Foto: mb-presse

Traumstart für Wacker Burghausen, Traumstart für Michael John Lema. Der Winter-Neuzugang hat gleich in seinem ersten Pflichtspiel der Regionalliga Bayern gegen den TSV Buchbach für Schlagzeilen gesorgt. Und das nicht nur wegen seines sehenswerten Treffers zum 1:0.

„Das ist ein absoluter Unterschiedsspieler“, brachte Buchbachs Trainer Aleksandro Petrovic zum Ausdruck, was sich viele der über 2300 Zuschauer in der Wacker Arena dachten. Der 24-Jährige nagelte den Ball schon in der 5. Minute aus 20 Metern herrlich in die Maschen. Auch danach ließ er in vielen weiteren Situationen seine Klasse aufblitzen. Ebenso spannend wie das fußballerische Potenzial ist aber die persönliche Geschichte des jungen Österreichers.

Dieser wurde in Tansania, Zentralafrika geboren. Lemas Mutter arbeitete in einem Krankenhaus und lernte dort Elisabeth Girstmair aus Lienz im österreichischen Osttirol kennen, die sich als Krankenschwester für einen Auslandseinsatz entschieden hatte. Die beiden Frauen wurde Freundinnen und 2007 kam Familie Lema für einen Urlaub nach Lienz. Michael John Lema, damals acht Jahre alt, war laut Berichten sofort begeistert von der Region und habe schon damals beschlossen, künftig in Österreich leben zu wollen.

Zwei Jahre später verließ der damals 10-Jährige tatsächlich Tansania – allein! „Meine Familie unterstützte mich in allen Belangen, aber sie wollten nicht mitkommen. Ich musste alleine gehen, das war nicht einfach“, erklärt Michael John Lema gegenüber dem Onlineportal dolomitenstadt.at. Fortan lebte er bei seiner Ziehmutter Elisabeth in Lienz und träumte von einem Engagement als Profifußballer – was er später auch schaffen sollte. Über die verrückte Reise ihres Ziehsohns hat Elisabeth Girstmair sogar ein Buch veröffentlicht („Plötzlich Mutter eines afrikanischen Fußballtalents“).

Über den lokalen Fußballklub Sportunion Tristach und weitere Stationen kam Michael John Lema schließlich zu Sturm Graz, wo er bereits als 16-Jähriger für die Amateure debütierte. In der Regionalliga Mitte erzielte er beeindruckende 23 Tore in 47 Spielen und wurde schnell zu den Profis befördert. Mit 18 Jahren lief er erstmals in der österreichischen Bundesliga auf, galt zu dieser Zeit als absolutes Toptalent, war österreichischer Juniorennationalspieler.

2020, Lema war zu dieser Zeit an den SV Hartberg verliehen, riss er sich das Kreuzband. 430 Tage dauerte die Leidenszeit, ehe der Angreifer zurück war auf dem Platz. Doch nach der schweren Verletzung geriet auch die Karriere des jungen Profis (31 Bundesligaspiele in Österreich) ins Stocken. Erst wechselte er in die 2. Liga zum SV Lafnitz, von dort ging es weiter in die Regionalliga zum DSV Leoben. In der Steiermark blühte Lema wieder auf, hatte mit sechs Toren und ebenso vielen Assists maßgeblichen Anteil am Meistertitel und dem damit verbundenen Aufstieg. Zurück in der 2. Liga saß der Offensivspeiler aber meist auf der Bank, kam nur auf sechs Einsätze. So entschloss sich Lema im Winter erneut zu einem Wechsel – und unterschrieb bis Sommer 2025 in Burghausen.

Für Wacker könnte sich die Verpflichtung als echter Glücksgriff erweisen. Der Sportliche Leiter Karl-Heinz Fenk bezeichnete Lema schon bei der Verpflichtung als „hochkarätigen Offensivspieler, der technisch sehr versiert ist, viel Tempo mitbringt und eine hohe Torgefahr ausstrahlt“. Und weiter: „Trotz seines immer noch jungen Alters bringt er bereits sehr viel Erfahrung mit, darunter unter anderem auch Einsätze in der österreichischen Bundesliga. Wir sind davon überzeugt, dass uns Michael sofort weiterhelfen wird.“ Gegen Buchbach hat das jedenfalls schon mal eindrucksvoll funktioniert ...

− la