Landesliga-Aus wenig überraschend
„Schadenfreude oder Häme sind völlig fehl am Platz“: Das traurige Ende in Neukirchen b.HL. Blut

05.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:58 Uhr

Laden dicht: In Neukirchen b. HL. Blut gibt es vorerst keinen Fußball mehr. −Foto: Verein

Es war in den vergangenen Wochen still gewesen um die Rosenkranzler. Besorgniserregend still. Während die Vereine landauf, landab Trainer vorstellten, Spieler verpflichteten, die Kader Konturen annahmen, tat sich beim SV Neukirchen beim Heiligen Blut – nichts. Ein schlechtes Zeichen, wie sich nun herausgestellt hat.

Am Montag um 18 Uhr war es amtlich. „Die Verantwortlichen des SV Neukirchen b. Hl. Blut haben ihre Herren-Mannschaft aus der Landesliga Mitte offiziell abgemeldet“, hieß es auf der Homepage des Bayerischen Fußball-Verbandes.

Diese Entwicklung kommt nicht überraschend, auch wenn nicht wenige gehofft hatten, dass es der Klub im Hohenbogenwinkel noch einmal schafft. Darunter Franz Koller: „Das ist schon brutal traurig“, sagt der Sportliche Leiter des Bayernligisten SV Donaustauf. Bis vor wenigen Wochen war der A-Lizenzinhaber selbst noch an der Seitenlinie im Rosenkranz-Stadion gestanden – zum dritten Mal in seiner Karriere. Die Verantwortlichen hatten ihn erneut in den Wallfahrtsort zurückgeholt – quasi als Nothelfer. Koller hatte zwar frühzeitig signalisiert, nur bis zum Winter bleiben zu wollen, blieb aber dann bis zum Ende der Spielzeit. „Es war schon in der Rückrunde eine schwierige Situation, eine spielfähige Mannschaft aufzustellen“, sagt der gebürtige Ränkamer. Oftmals saßen nur ein, zwei Spieler auf der Auswechselbank.


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Anders ausgedrückt: Für den 3650 Einwohner zählenden Ort kurz vor der tschechischen Grenze war es immens schwer, Talente aus der Region anzuwerben. So schön es im Hohenbogenwinkel ist, „viele empfanden den Aufwand als zu hoch, dort hinzufahren“, sagt Koller.

Ein weiterer Kritikpunkt: die vernachlässigte Jugendarbeit. Zudem wurde die Reserve vor fünf Jahren abgemeldet. Einige einheimische Akteure spielen zwar in der SG Stachesried/Neukirchen II, allerdings in der B-Klasse.

Hinzu kommt – wie so oft – die finanzielle Komponente. Der Spielbetrieb sei nicht für die komplette Saison gesichert gewesen, ließ der SVN-Vorstand verlauten.

Trotzdem zollt Koller summa summarum dem Vorstand Anerkennung: „Ich hatte zu den Verantwortlichen immer ein top Verhältnis. Sie waren immer mit viel Herzblut dabei. Ich kann mir vorstellen, dass ihnen dieser Schritt sehr schwergefallen ist. Ich denke, ihr Handeln verdient auch ein Stück weit Respekt“, sagt er. Denn mit Sicherheit sei es die bessere Lösung, jetzt noch die Reißleine zu ziehen, als erst nach dem siebten oder zehnten Spieltag.

Franz Koller mag sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: „Schadenfreude oder Häme sind völlig fehl am Platz. Diejenigen, die den Verein jetzt ins Lächerliche ziehen, die ganzen Schlauberger, die sehen nicht, was dieses Dorf auf die Beine gestellt hat: eine tolle, eine coole Sache. Das muss erst einmal jemand besser machen und die Verantwortung dafür übernehmen!“


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