Bezirksliga-Partie
Schiri-Ärger und Rassismus-Anschuldigungen: Passauer Vorwürfe und ein Konter aus Mauth

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:43 Uhr

Nicht fassen kann Passaus Felix Hochholzer, dass ihm Schiedsrichter Jan Eringer nach einem Foulspiel gleich die rote Karte präsentiert. −Fotos: Mike Sigl

Von Andreas Lakota und Helmut Heininger

Eigentlich, sagt Christian Wolf, wäre es ein ganz normaler Fußballnachmittag gewesen. Der 1.FC Passau besiegt den TSV Mauth in der Bezirksliga Ost mit 4:2, aus Sicht des Spitzenreiters ein ungefährdeter Erfolg. Am Ende sprach aber niemand mehr über das Ergebnis und von Normalität konnte auch keine Rede mehr sein im Passauer Dreiflüssestadion. Im Gegenteil.

Auch zwei Tage nach der Partie ist Wolf noch aufgewühlt. Der Sportliche Leiter der Passauer spricht von Dingen, „die überhaupt nicht gehen“, von Worten, „die weder auf dem Fußballplatz noch sonst irgendwo etwas zu suchen haben“. Und er ärgert sich mächtig über den Schiedsrichter Jan Eringer. Wolf sitzt gerade am Computer, schneidet Video-Szenen zusammen, die der Verein dem Bayerischen Fußball-Verband schicken will. Sie sollen zeigen, dass vieles anders abgelaufen ist, als es der Unparteiische im Nachhinein in seinen Meldungen darstellt.

Gleich vier Berichte des Schiedsrichters flatterten den FC-lern am Montag ins Postfach. Was also ist passiert in dieser eigentlich normalen Bezirksligapartie?

Bis zur Halbzeit scheint die Begegnung ihren erwarteten Gang zu nehmen. Der Tabellenführer liegt zwar früh hinten, dreht aber mit drei schnellen Toren die Partie, zweimal trifft auch Noah Aklassou, der später noch zum unfreiwilligen Hauptdarsteller des Nachmittags werden sollte. Nach 28 Minuten stellt Schiri Eringer dann den Passauer Leo Schmied für zehn Minuten runter. Doch auch jetzt deutet noch nichts darauf hin, dass die Partie am Ende für derart viel Gesprächsstoff sorgen sollte.

Nach der Pause muss dann mit Chris Wimmer der nächste Spieler der Heimelf den Platz verlassen, wieder verhängt Eringer eine Zeitstrafe. Wimmer ist noch nicht wieder auf dem Feld, da trifft es Aklassou, erneut gibt‘s 10 Minuten, dieses Mal wegen Meckerns. Die Passauer Proteste werden jetzt immer lauter, zumal es eine Minute später dann noch dicker kommt für die Gastgeber. Rot für Felix Hochholzer wegen Foulspiels. „Ja, mei“, sagt Wolf mit zwei Tagen Abstand, „das waren halt alles Tatsachenentscheidungen. Es war sicher nicht alles falsch. Aus unserer Sicht hat er einfach sehr, sehr einseitig gegen uns ausgeteilt“, so der Sportchef, der auch noch mitansehen muss, wie Trainer Christian Nußhart wegen Reklamierens die rote Karte sieht.

Wolf: „Stellungnahmen des Schiris sind ein Witz“

Alles nicht schön aus FCP-Sicht. Doch was Wolf und den ganzen Verein richtig auf die Palme bringt, sind die Geschehnisse kurz vor Schluss. Stefan Lohberger hatte mit seinem Tor zum 4:2 für die Entscheidung gesorgt, dann bekam auch Aklassou die rote Karte. Er war mit einem Spieler der Mauther aneinandergeraten. Laut Bericht des Schiedsrichters habe Aklassou diesen als „Mongo“ beleidigt. „Der Schiedsrichter schreibt, dass er direkt daneben stand. Da fragen wir uns alle, warum er dann nicht gehört hat, was der Mauther Spieler gesagt hat?“ Laut Wolf wurde Aklassou zuvor rassistisch beleidigt, Worte wie „kannst du überhaupt deutsch?“ seien gefallen. „Es ist unfassbar, dass so etwas passiert. Das geht einfach nicht. Auch von der Tribüne kamen Beleidigungen. Und am Ende ist Noah der Dumme, der bestraft wird. Noah trainiert bei uns Nachwuchsteams, ist extrem freundlich und hat noch nie eine rote Karte bekommen. Und jetzt so etwas“, echauffiert sich Wolf. Auch nach Schlusspfiff sei noch ein Passauer Spieler rassistisch beleidigt worden, „das kam von den Zuschauern“, sagt Wolf.

Der Ärger der Passauer wird nicht geringer, als sie zwei Tage später die Stellungnahmen des Schiedsrichters lesen. „Was er schreibt, ist ein Witz. Er übertreibt maßlos, schildert die Dinge bei unseren Platzverweisen viel schlimmer als es wirklich war.“ Eringer beklagt sich in den Meldungen auch, dass er nach Schlusspfiff von Spielern und Zuschauern angegangen worden sei. „Auf den Videos ist aber klar zu sehen, dass er nach Schlusspfiff einfach vom Platz geht, ohne dass ihn irgendjemand bedrängt oder angeht. Zwischen den Zuschauern ging es schon wild zu, aber der Schiedsrichter wurde absolut in Ruhe gelassen.“ Tatsächlich zeigt die vom FCP geschickte Video-Sequenz, dass erst Aklassou, dann ein FCP-Verantwortlicher noch kurz mit dem Schiedsrichter-Trio diskutiert, dieses dann aber relativ „unbehelligt“ in der Kabine verschwindet.

Die Passauer werden nun ihre Sichtweise beim Verband darlegen, die mitgeschickten Videos sollen als Beweis dienen. Dass Schiri Eringer aus Künzing stammt, einem Hauptrivalen der Passauer um die Meisterschaft, will Wolf nicht weiter kommentieren. Er sagt aber: „Wenn so einseitig gepfiffen wird und wenn Stellungnahmen so verfasst werden, fragt man sich natürlich schon, was der gegen uns hat und reimt sich vielleicht gewisse Dinge zusammen. Aber wir wollen da keinen Zusammenhang herstellen und betonen ausdrücklich, dass wir den Künzingern nichts unterstellen oder ihnen irgendwelche Vorwürfe machen.“

TSV Mauth: „Die Passauer waren hier undiszipliniert

“Die Vorwürfe aus dem Passauer Lager weisen die Verantwortlichen des TSV Mauth derweil entschieden zurück, wie die gesamte Vorstandschaft in einer Stellungnahme betont: „Wir haben unsere Spieler befragt und die haben uns versichert, dass keine beleidigenden Äußerungen in Richtung Noah Aklassou gefallen sind. Es wurde aber auch bestätigt, dass er unseren Akteur ,Mongo‘ genannt hat. Der Schiedsrichter hat bewertet, was er gesehen oder gehört hat. Am Ende muss man sachlich feststellen, dass drei Zeitstrafen und drei rote Karten gegen den FC verhängt worden sind. Also: Die Passauer waren hier undiszipliniert.“

Im übrigen hätten die Mauther mit Verwunderung registriert, dass der FCP ab der 70. Minute die Balljungen abgezogen habe. Ganz offenbar, um Zeit zu schinden. „Aber das ist doch wirklich Kindergarten“, findet man im Lager der Waldler. Diesen Vorwurf wiederum weisen die Passauer als „absurd“ zurück, auch das würden die Videos belegen, sagt Wolf. Die Mauther bedauern indes, dass ihre Mannen sportlich nichts aus der numerischen Überzahl gemacht haben, denn: „Da war deutlich mehr drin für uns.“ Der Sieg ging letztlich an den FC Passau, der sich nach den Ereignissen und drohenden Sperren aber nicht recht über die drei Punkte freuen kann.