Sportliche Talfahrt hat Konsequenzen
Martin Weng nicht mehr Trainer des FC Pipinsried

14.04.2024 | Stand 14.04.2024, 21:20 Uhr

Am Samstagnachmittag zum letzten Mal gemeinsam auf der Pipinsrieder Bank: Coach Martin Weng (r.) und der Sportliche Leiter des FC Pipinsried, Johannes Müller (2. v. l.). Foto: M. Schalk

Das war’s für Martin Weng als Trainer des FC Pipinsried. Schon vor dem Heimspiel am Samstag gegen den SV Heimstetten hatte sein Stuhl bedenklich gewackelt. Einen Tag nach dem 1:3 (1:3), der vierten Niederlage in Folge, fiel die Entscheidung: Am Sonntagabend musste der Sportliche Leiter Johannes Müller seinem Kumpel Weng die Trennung mitteilen. „Es ist seine Rolle, ich nehme ihm das nicht übel“, sagte Weng, „wir werden weiterhin befreundet bleiben.“

Die jüngsten Pipinsrieder Ergebnisse in der Bayernliga Süd sprachen gegen eine Weiterbeschäftigung Wengs, obwohl Müller erst noch im Trainingslager Anfang Februar den Vertrag mit dem Dasinger verlängert hatte. Doch mit jeder Niederlage, mit der auch der Abstand nach unten schrumpfte – seit Samstag sind es nur noch fünf Punkte auf den ersten Relegationsrang –, wurde die Nervosität im Dachauer Hinterland größer. Schließlich lassen die personellen Planungen für die neue Saison darauf schließen, dass der FCP ganz oben angreifen möchte. Stattdessen gerät er jetzt, in der finalen Saisonphase 2023/24, mehr und mehr in den Abstiegssog. Und genau deshalb schrillen die Alarmglocken an der Reichertshauser Straße immer lauter. Denn eines haben die vergangenen vier Partien deutlich gezeigt: Diese Pipinsrieder Mannschaft kann keinen Abstiegskampf, was auch den Entscheidungsträgern nicht verborgen geblieben ist.

Auch mit seinen personellen Entscheidungen hatte Weng am Samstag wenig Glück. So nahm er einen Torhütertausch vor, weil Maximilian Retzer zuletzt „verunsichert gewirkt“ habe, so der Chefcoach: „Ich wollte einen Impuls setzen“, nachdem der FCP die vier bisherigen Punkte in diesem Kalenderjahr mit Julian Kirr zwischen den Pfosten geholt hatte. Doch der Schuss ging nach hinten los: Schon das 0:2 durch Jordi Woudstra in die kurze Ecke war nicht unhaltbar (17.), und das 1:3 kurz vor dem Pausenpfiff hatten Kirr und Fabian Willibald nach einem krassen Missverständnis zu verantworten – Kubilay Celik war lachender Dritter (43.). „Im Nachhinein haben wir jetzt zwei verunsicherte Torhüter“, hadert Weng. Wurde vielleicht deshalb auch Alexander Eiban, der in der Regionalligasaison 2021/22 die Bälle beim FCP gefangen hatte, am Samstag auf der VIP-Tribüne gesichtet? Zumindest scheint der 29-Jährige ein Thema für die kommende Spielzeit zu sein.
Lange Zeit in dieser Saison war die Defensive der verlässlichste Pipinsrieder Mannschaftsteil, doch davon war am Samstag nichts zu sehen. Wer darauf gehofft hatte, dass die Heimstettener nach ihrer Ankündigung in der vergangenen Woche, auf den Aufstieg in die Regionalliga zu verzichten, das Gastspiel in Pipinsried für einen frühsommerlichen Ausflug nutzen würden, wurde von Beginn an eines Besseren belehrt. Der SVH stürzte die sichtlich stark verunsicherten Dorfklubkicker von einer Verlegenheit in die andere. Die Folge war das frühe 0:1 (10.): Im Anschluss an eine Ecke wurde der Schuss von Sebastian Rosina gefühlt fünfmal abgefälscht – ein Billardtor, das sinnbildlich für die Pipinsrieder Verfassung steht. „Gegentreffer nach Standards ziehen sich gerade wie ein roter Faden durch“, lamentiert Weng.
Die Pipinsrieder Köpfe gingen nach unten, erst recht nach dem 0:2. Doch diesmal zeigte das Team eine gute Antwort. Weng nahm sofort Korrekturen vor und ging schon früh ins Risiko, brachte Angreifer Daniel Gerstmayer ins Spiel und beorderte Abwehrspieler Benedikt Lobenhofer auf die „Zehn“. „Die Mannschaft hat eine Reaktion gezeigt“, findet nicht nur Müller. „Wir waren jetzt gut im Spiel“, so Weng. Der 1:2-Anschlusstreffer durch Fabian Benko, der aus acht Metern halblinker Position SVH-Torhüter Maximilian Riedmüller klasse überwand, war die logische Konsequenz (28.).
„Danach ging ein Ruck durch die Mannschaft. Wir hatten offensiv so viele Aktionen wie die drei vorherigen Spiele zusammen“, verweist Weng auf die jetzt beste Pipinsrieder Phase – bis eben zu diesem vermaledeiten 1:3 kurz vor der Pause. Ein Treffer, der dem FCP den Stecker zog. Er war nach dem Seitenwechsel zwar bemüht, doch je länger die zweite Hälfte dauerte, desto mehr schwand bei ihm der Glaube an eine Wende, zumal der eine oder andere Spieler auch körperlich sein Limit erreichte. „Einigen ist extrem die Puste ausgegangen“, hat auch Müller erkannt. Und so verwalteten die Heimstettener fast mühlelos ihre 3:1-Führung bis zum Schluss.

Obwohl Müller erst seit Ende
des vergangenen Jahres als Sportlicher Leiter im Amt ist, kennt er natürlich die Mechanismen des Fußballgeschäfts. „Wo kommt jetzt ein Impuls her?“, fragte er am Samstag in die Medienrunde. Am frühen Sonntagabend gab er darauf selbst die Antwort.

Herbert Walther