Totopokal-Viertelfinale am 18. November
FC Pipinsried zieht das große Los: TSV 1860 München kommt!

18.09.2023 | Stand 20.09.2023, 14:33 Uhr

Immer noch unvergessen: Beim Regionalligaspiel des TSV 1860 München am 5. Mai 2018 in Pipinsried waren rund 7000 Zuschauer live dabei. Foto: Imago Images

Montagabend, 18.07 Uhr: Plötzlich war beim FC Pipinsried nichts mehr wie zuvor. Normalerweise ruhige Zeitgenossen wie der ehemalige Junioren-Nationalspieler Angelo Mayer rasteten im Sportheim völlig aus, Klubchef Benny Rauch (kleines Bild) blickte leicht ungläubig in die Runde – und bei manch einem, der es mit den Gelbblauen hält, rutschten sogar ein paar Tränchen der Rührung aus den Augen. Ja, der Dorfklub aus dem Dachauer Hinterland hat das ganz große Los gezogen: Er darf im Viertelfinale um den Bayerischen Totopokal 2013/24 gegen den ruhmreichen TSV 1860 München ran. Gespielt wird am Samstag, 18. November. Und die Arena an der Reichertshausener Straße dürfte dann aus allen Nähten platzen.

Keine Frage, das mussten die Pipinsrieder erst einmal verdauen. Jeder auf seine ganz spezielle Weise. Keeper Daniel Witetschek war zum Zeitpunkt der Auslosung, die live im Internet aus München übertragen wurde, noch zu Hause in Schrobenhausen – packte gerade seine Sporttasche fürs anschließende Training. „Mein Handy stand an den Wäschekorb gelehnt, ich suchte gerade meine Sachen zusammen – und dann dieser Hammer...“ Ja, ein Stück weit musste nun sogar der sonst so wortgewaltige 23-Jährige kurz durchschnaufen: „Wow, wir haben die ,Löwen‘.Das ist einfach nur krass, das ist richtig geil, das ist schlichtweg der Wahnsinn. Und ich gebe gerne zu: Als die Kugeln da so aus dem Topf geholt wurden, wurde selbst ich komplett nervös.“

Wohl kein Revival des legendären „Sechzgerwalls“

Wenige Minuten später hatte sich Klubboss Rauch im Sportheim nicht nur wieder gefangen – er richtete auch bereits die Blicke nach vorne. „Ich hoffe einfach mal, dass die Auflagen, die uns für dieses Megaspiel gemacht werden, nicht unnötig groß werden – und wir die Hütte schön vollmachen dürfen“, so der 41-Jährige. Offiziell zugelassen sind für das FCP-Stadion rund 2500 Zuschauer. „Aber natürlich werden wir versuchen, eine Lösung zu finden, um vielleicht doch dem einen oder anderen Fan zusätzlich die Chance zu geben, bei diesem Match live dabei zu sein.“

Wie einst, am 5. Mai 2018, ja schon einmal geschehen: Damals, in ihrer allerersten Regionalligasaison, hatten es die Pipinsrieder geschafft, gegen die „Löwen“ sogar rund 7000 Zuschauer unterzubekommen – zum Großteil auf erhöhten Äckern hinter der Gegengeraden. Weshalb eigentlich jetzt kein Revival dieses legendären „Sechzgerwalls“ im November 2023? „Ganz einfach, weil dafür die Witterung im Herbst schlichtweg zu schlecht ist“, so Rauch – um ganz leise ein „Leider“ hinterherzuschicken.

Trotzdem, der große TSV 1860 München muss erneut zum kleinen Dorfklub ins Dachauer Hinterland.. . Und bei der Auslosung im Internet wurde ganz nebenbei ins Spiel gebracht, dass eine der vier Viertelfinalpartien vielleicht sogar live im Bayerischen Fernsehen übertragen werden könnte. Also entweder FV Illertissen gegen den TSV Aubstadt. Oder Türkgücü München gegen den FC Ingolstadt 04. Oder SC Großschwarzenlohe gegen die Würzburger Kickers. Oder eben der Kracher aus Pipinsried. „Das wäre das allererste Mal, das ein Heimspiel von uns direkt im TV übertragen wird“, so Rauch: „Cool wäre das schon.“

Prompt huschte ihm ein zufriedenes Grinsen übers Gesicht. Oder ein stolzes? Egal. „Fakt jedenfalls ist, dass unsere Planungen für diesen Pokalhit eigentlich sofort beginnen müssen“, betonte der Klubchef am Montagabend – zu einem Zeitpunkt, als sich die FCP-Kicker bereits auf dem Trainingsplatz befanden. „So schön das Traumlos ,TSV 1860 München’ auch ist – sie müssen sich zunächst dennoch weiterhin mit voller Kraft auf den Punktrundenalltag in der Bayernliga Süd konzentrieren“, so Rauch.

„Es gibt auf jeden Fall etwas zum Essen und Trinken“

Ein Punktrundenalltag, der zuletzt einige Irrungen und Wirrungen mit sich brachte. Nein, nicht in Sachen Ergebnisse – die drei jüngsten Partien (1:0 in Sonthofen, 1:0 in Garching, 3:0 gegen den FC Ismaning) wurden von den Gelbblauen ja allesamt gewonnen. Stattdessen entwickelte sich eine regelrechte Posse rund um die Frage, wann denn das Heimspiel gegen den achtplatzierten FC Gundelfingen ausgetragen werden soll. Irgendwann hieß es, dass am 3. Oktober gekickt wird – falls die Pipinsrieder bei der Totopokalauslosung keinen Regionalligisten und auch nicht den einzigen noch übrig gebliebenen Landesligisten aus Großschwarzenlohe ziehen würden. Wenn doch, sollte die Partie extrem kurzfristig am morgigen Dienstagabend (Anstoß 17.15 Uhr) stattfinden – was im Gundelfinger Lager zunächst ebenso als Unsinn betrachtet wurde wie in jenem des FCP.

Also passte es ja ganz gut, dass die Gelbblauen den TSV 1860 München als nächsten Cupgegner zogen – denn dadurch schien das Punktspiel am 19. September vom Tisch zu sein. Zumindest so lange, bis die Verantwortlichen des FC Gundelfingen plötzlich erklärten, doch bereits an diesem Dienstagabend beim Tabellenfünften in Pipinsried antreten zu wollen. „Was soll ich jetzt groß dazu sagen?“, so FCP-Präsident Rauch. „Wir versuchen halt, den ganzen Unsinn in bestmögliche Bahnen zu lenken. Was anderes bleibt uns ja nicht übrig. Ich rechne zwar mit einer absoluten Minuskulisse – aber trotzdem kann ich versichern, dass es an unseren Verkaufsständen auf jeden Fall etwas zum Essen und zum Trinken geben wird.“

SZ