„Es ist krass, wie sich alles entwickelt hat“
Benedikt Wiegert – ein Gesicht des Aufschwungs beim FC Pipinsried

06.10.2023 | Stand 06.10.2023, 13:22 Uhr

Auf dem Weg nach vorne: Benedikt Wiegert ist stark beim FC Pipinsried angekommen. Foto: M. Schalk

Plötzlich klingelte irgendwann im Frühjahr 2023 sein Telefon. Und auf der Anzeige erschien eine Nummer, die ihm komplett unbekannt war. Trotzdem ging Benedikt Wiegert ran. Zum Glück für ihn, zum Glück aber auch für den FC Pipinsried. Denn am anderen Ende der imaginären Leitung war Enver Maltas – der Sportliche Leiter der Gelbblauen. Sein festes Ziel: Wiegert für den FCP-Neuaufbau 2023/24 in der Bayernliga Süd zu gewinnen.

Stolze sieben Tore in 16 Pflichtspieleinsätzen

Nein, lange musste er den Offensivakteur aus dem 400-Seelen-Dorf Malching nicht überreden. Eigentlich rannte Maltas bei ihm sogar offene Türen ein – wie Wiegert nun lächelnd zugibt: „Ein Stück weit war ich schon seit einiger Zeit ,Pipi‘-Fan gewesen, hatte immer wieder Heimspiele besucht. Und so war’s für mich ganz klar: Falls ich es mal probieren sollte, höherklassig Fußball zu spielen, dann beim FCP.“

Ja, das alles ist bereits einige Monate her. Mittlerweile ist die Tinte unter Wiegerts Vertrag bei den Pipinsriedern längst trocken – und der 22-Jährige hat auch schon mächtig geliefert. Sein bisheriger Arbeitsnachweis im gelbblauen Trikot: 16 Pflichtspieleinsätze, sieben Tore. „Ja, es hätte schlechter laufen können“, bestätigt er mit einem Grinsen im Gesicht. Womit er allerdings nicht nur seine eigene Ausbeute meint. Denn dass der FCP an sich nach 14 Spieltagen der Bayernliga Süd auf Tabellenrang drei steht, dass er zudem fulminant ins Bayerische Totopokal-Halbfinale (am 18. November gegen den TSV 1860 München) eingezogen ist: Wer hätte das den Gelbblauen vor Saisonbeginn ernsthaft zugetraut?

Jetzt, am Samstag (Anstoß um 14 Uhr), steht das Landkreisderby beim TSV Dachau 1865 auf dem Programm. Ein besonderes Spiel, gerade für Wiegert. „Ich arbeite in Dachau – und es liegt zudem noch näher vor meiner Haustür, als es Pipinsried sowieso schon tut“, verrät der 22-Jährige: „Also werden eine Menge Kumpels sowie meine gesamte Familie vor Ort sein. Und sie alle möchten was sehen − nicht zuletzt von mir.“

Einen besonderen Druck verspüre er deswegen aber nicht. „Ich versuche die jetzige Situation so gut zu genießen, wie es nur irgendwie geht“, verrät der Offensivakteur, der vom SC Olching zu den Gelbblauen gekommen war. 58 Landesligapartien hatte Wiegert für seinen vorherigen Verein bestritten, hierbei zehn Treffer erzielt. Keine schlechte Ausbeute. Und trotzdem war er zu Saisonbeginn eher weniger zu den mutmaßlichen FCP-Leistungsträgern für die neue Runde gezählt worden. Eher zu den Ergänzungsspielern mit einem riesigen Potenzial – wie so viele andere im Kader. Sogar Wiegert selbst ging eher demütig an die Sache bei den Gelbblauen heran – um jetzt fast schon verwundert festzustellen: „Es ist tatsächlich krass, wie sich alles für mich entwickelt hat.“

Zugegeben, ein Stück weit hatte er auch Glück. Den wären die Gelbblauen nicht schon zu Saisonbeginn immer wieder von einem immensen Verletzungs- beziehungsweise Krankheitspech geplagt gewesen – wer weiß, ob der 22-Jährige tatsächlich so schnell seine Bewährungschancen bekommen hätte. Andererseits: Er nutzte sie auch sofort. Die erste hiervon ausgerechnet an seinem Geburtstag, dem 11. August – als er bei seinem allerersten Startelfeinsatz eiskalt den wichtigen Treffer zum 1:1-Unentschieden erzielte.

Jung, talentiert, aus der näheren Umgebung stammend, mit einem guten Charakter ausgestattet: Alles Eigenschaften, auf die Maltas sowie Sportdirektor Atdhedon Lushi bei der FCP-Kaderzusammenstellung für 2023/24 großen Wert legten. Weshalb sie eben auch auf Wiegert kamen. Aber nicht nur. Und wie sich jetzt immer mehr zeigt: Die beiden Führungskräfte scheinen ihren Job richtig gut gemacht zu haben. Sogar so gut, dass am Saisonende vielleicht der direkte Wiederaufstieg in die Regionalliga steht? „Wenn’s passiert, dann passiert’s?“, antwortet Wiegert lachend: „Aber zunächst einmal geht’s uns nur darum, eine gute Rolle in der Bayernliga Süd zu spielen und hierbei eine Menge Spaß zu haben.“

Wobei Letzteres bereits jetzt der Fall ist. „Enver und ,Ati‘ haben eine super Truppe mit tollen Typen gebildet, die sich gegenseitig mitreißen“, berichtet Wiegert regelrecht begeistert: „Wir sind weiß Gott nicht nur eine Zweckgemeinschaft, die nur miteinander Fußball spielt. Wir haben außerdem jede Menge Gaudi miteinander – genau so, wie sich das für eine gesunde Mannschaft gehört.“

Neuzugang aus Hawaii für das Mittelfeldzentrum

Apropos gehören: Das tut jetzt auch Luke Kawabe zum FCP. Aufgrund der jüngst erlittenen Langzeitverletzungen von Fabian Willibald sowie Bleron Pirku haben die Pipinsrieder kurzfristig doch nochmals auf dem Transfermarkt zugeschlagen und den auf Oahu (Hawaii) geborenen US-Amerikaner verpflichtet. Der 1,75 Meter große Mittelfeldakteur studiert aktuell in Deutschland. In seinem Heimatland hatte er unter anderem für die Oregon State University in der höchsten amerikanischen College-Liga sowie für den Nachwuchs des MLS-Klubs Orlando City FC gekickt. „Luke hat uns im Probetraining voll und ganz überzeugt. Mit ihm gewinnen wir einen Mann für das Zentrum, den vor allem seine aggressive Spielweise und seine Mentalität prägt“, sagt Maltas über die Neuverpflichtung.

SZ