Sechs Siege in Serie
Früher in Schalding, heute rockt er das Millerntor: Der rasante Aufstieg des Fabian Hürzeler

10.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:12 Uhr

Da stehen selbst die Spieler Spalier: Fabian Hürzeler eilt als Trainer des FC St. Pauli von Erfolg zu Erfolg. Unter seinem Kommando gab es noch keinen Punktverlust und sechs Siege in Serie. −Foto: Imago Images

Vor fünf Jahren hießen seine Gegner noch SV Schalding, Spvgg Hankofen und Wacker Burghausen. Heute zählt Fabian Hürzeler (30) zu den am heftigsten umworbenen Trainertalenten in Deutschland. Seit Dezember leitet der ehemalige Spielertrainer des FC Pipinsried die Geschicke beim Hamburger Kultclub FC St. Pauli in der 2. Bundesliga – und eilt von Erfolg zu Erfolg.

Unter Hürzelers Kommando hat die Mannschaft einen sagenhaften Aufstieg hinter sich: Vor der Winterpause zählten die Freibeuter noch zu den Kellerkindern der Liga. Es folgten: Sechs Siege in Serie, kein einziger Punktverlust, pure Euphorie und ein Trainerwechsel, der sich sofort bezahlt macht. Inzwischen, man mag es kaum glauben, ist St. Pauli im erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten angekommen.

Mit 30 Jahren der Jüngste im Profigeschäft



„Jungvater des Erfolgs“ ist Fabian Hürzeler, der mit 30 Jahren der jüngste Coach im deutschen Profigeschäft ist. Innerhalb weniger Wochen hat er sich bereits einen festen Platz in den Geschichtsbüchern des Kiez-Clubs gesichert. 46 Jahre ist es her, dass der Verein zuletzt sechs Siege in Folge feiern durfte. Und erst einmal gab es den Fall, dass ein Trainer nach Amtsantritt seine ersten sechs Partien allesamt gewinnt (1965 unter Jockel Krause in der Regionalliga Nord).

Die Gründe für den Lauf sind vielfältig. „Der Coach gibt uns Struktur, aber er lässt uns auch Freiheiten“, fasst der australische WM-Teilnehmer Jackson Irvine das aktuelle Erfolgsrezept zusammen. Unter dessen Vorgänger Timo Schultz agierten die Norddeutschen besonders auswärts chronisch erfolglos und konnten 13-mal in Serie nicht gewinnen. Wie die Trendwende gelang? Dazu hat Hürzeler eine klare Meinung. Nach nach dem jüngsten 2:1-Erfolg in Paderborn sagte er: „Wir befinden uns in einem Prozess, da gehört auch Glück dazu. Das haben sich meine Jungs aber erarbeitet. Wir wissen, woran wir sind und dass wir weiter hart arbeiten müssen.“

Schweizer Wurzeln, in den USA geboren



Weil sein Vater vom kleinen Schaffhausen in der Schweiz in die USA auswandert, kommt Hürzeler im texanischen Houston zur Welt und besitzt deswegen neben der deutschen auch die amerikanische und schweizerische Staatsbürgerschaft. Später siedelt die Familie nach München um, wo die Eltern eine stadtbekannte Zahnarztpraxis betreiben. Sprössling Fabian wird beim FC Bayern München ausgebildet und schafft den Sprung in die zweite Mannschaft. Dort wird er unter anderem von Mehmet Scholl trainiert. Ab und an darf er auch bei den Profis reinschnuppern, wo sich im Laufe der Zeit Jupp Heynckes, Pep Guardiola und Louis van Gaal die Klinke in die Hand geben. Sogar in die Nationalmannschaft schafft es Hürzeler, durchläuft von der U15 bis zur U19 alle DFB-Nachwuchsteams.

Nach Stationen in Hoffenheim und beim TSV 1860 München landet Hürzeler 2016 beim FC Pipinsried. Dort darf er sich erstmals als Spielertrainer ausprobieren – und führt den Dorfclub aus dem Landkreis Dachau prompt in die Regionalliga. 2020 kommt das Angebot vom FC St. Pauli, wo er zunächst als Co-Trainer fungiert und im Dezember zum Chefcoach befördert wird. „Es ist ein Privileg, bei einem Verein wie dem FC St. Pauli arbeiten zu dürfen“, sagt er. „Ich habe riesige Lust auf diese Arbeit.“ Wie groß die Leidenschaft ist, kann man an seiner aktuellen Erfolgsbilanz ablesen. Sein nächstes Ziel hat er schon vor Augen: Im Heimspiel gegen Fürth soll am Samstag (13 Uhr) der siebte Sieg in Serie her...

− dpa