Gestatten, Tim Kloss
Löwen trotzen gegen Aufstiegskandidat Saarbrücken Widerständen und feiern einen Youngster

21.04.2024 | Stand 21.04.2024, 14:23 Uhr

Ausgleich vor der Heimkurve: 1860-Joker Tim Kloss konnte sein Glück am Samstag kaum fassen. Foto: Imago Images

Das 1:1 (0:1), das sich die Münchner Löwen in Unterzahl gegen den 1. FC Saarbrücken erkämpften, förderte zwei Entdeckungen zutage: Einmal, dass die Sechziger selbst Comeback-Qualitäten besitzen, nicht nur ihre Gegner. Zum anderen hatte ein großes Talent seinen großen Auftritt.

Nur ein einziger Punkt – das war vor dem Saarbrücken-Spiel die Ausbeute der Münchner Löwen in dieser Drittligasaison gewesen, wenn sie in einem Spiel mit 0:1 zurücklagen. Beim 1:1 gegen Sandhausen hatte die Mannschaft mal einen solchen Rückstand ausgeglichen, ansonsten waren es auch in den vergangenen Wochen – Beispiel Regensburg (Gegentor zum 1:1 in der 81. Minute) und Beispiel Ulm (Gegentor zum 0:1 in der dritten Minute der Nachspielzeit) – meist die gegnerischen Mannschaften, die (spät) gegen die Löwen trafen.

Diesmal sei sein Team zurückgekommen, freute sich Trainer Argirios Giannikis, mit diesem Zusatz: „In einem ganz ganz schweren Spiel mit einem ganz ganz schlechten Verlauf.“
Dieser von Giannikis beschriebene Verlauf war in der 84. Minute der Partie mit einem Schlag vergessen. Bei einer Löwen-Ecke schlich sich der eingewechselte Tim Kloss an den hinteren Pfosten, wo der Ball dann auch präzise landete. Kloss, 19 Jahre, seit sieben Jahren Löwe und früher Balljunge im Grünwalder Stadion, köpfte das 1:1 und ließ seinen Emotionen danach ihren Lauf. „Es ist ein unfassbares Gefühl, dass ich hier meine Minuten kriege und dann noch mein Tor schieße, vor der Kurve“, sagte er am TV-Mikrofon. „Dafür spielt man Fußball.“
Dass Kloss seine Minuten (45 plus Nachspielzeit) bekam, war wohl allerdings nicht genau so geplant. Doch Giannikis musste im Laufe der Partie immer wieder reagieren, da es aus Münchner Sicht mehrere aneinandergereihte Unannehmlichkeiten gab. Rechtsverteidiger Kilian Ludewig verletzte sich nach einem harten Einsteigen des Saarbrückers Marcel Gaus, das Schiedsrichterin Fabienne Michel nicht mal als Foul ahndete, er musste mit Verdacht auf Mittelfußbruch runter (29.). Vom Feld musste kurz darauf auch Leroy Kwadwo, weil Michel sein Foul an Simon Stehle als Verhinderung einer klaren Chance und damit mit Rot wertete (44.). Weil Kapitän Jesper Verlaat ebenfalls platzverweisgefährdet war, kam also Kloss als Innenverteidiger, nicht auf seiner eigentlichen Sechserposition.
„Er ist ein sehr viel versprechender Spieler“, lobte Giannikis. „Einer, den wir sehr wertschätzen und dementsprechend weiterentwickeln wollen.“ Das ist auch insofern eine gute Nachricht für die Löwen, da nach jetzigem Stand im Budget für die neue Saison nicht viel Spielraum für Neuverpflichtungen bleibt.
Der Jubel um den Ausgleich in Unterzahl und Kloss’ Premierentor sollten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Löwen nach dem Saarbrücker Konter zum 1:0 durch Kai Brünker (9.), wie Giannikis sagte, „eine komplette erste Halbzeit nicht davon erholt haben“ und gegen den Aufstiegskandidaten einen enttäuschenden Auftritt zeigten. „Doch der Kraftakt nach der Pause wurde belohnt“, freute sich der Trainer. Mit drei ungeschlagenen Spielen in Folge, darunter zwei Unentschieden gegen Top-Teams, habe man jetzt wieder Ergebnisse geliefert.