Kahn und Salihamidzic im Fokus
Immer mehr Kritik an den Bayern-Bossen – und erste Vermutungen: Für Brazzo könnte es eng werden

17.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:30 Uhr

Der Vul-Kahn brodelt: Oliver Kahn macht beim Spiel gegen Hoffenheim auf der Tribüne seinem Ärger Luft. −Foto: imagoimages

Ein paar dürre Zeilen auf Twitter - mehr war Oliver Kahn „der nächste Rückschlag“ gegen Hoffenheim nicht wert. Der Vorstandsvorsitzende tobte auf der Tribüne der Allianz Arena, vor ein Mikrofon stellte er sich ebenso wenig wie Sportchef Hasan Salihamidzic. In der größten Krise der jüngeren Vereinsgeschichte mit dem drohenden Aus in der Champions League geben die Bosse kein gutes Bild ab – und das seit Monaten.



Kahn hat sich seit einem Auftritt bei Bild-TV am 3. April nicht mehr den kritischen Fragen gestellt. Nicht nach dem Pokal-Aus gegen den SC Freiburg (1:2), auch nicht nach dem bitteren 0:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse bei Manchester City. Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) droht gegen den englischen Meister das Aus, von Kahn gibt es dazu Durchhalteparolen in den Sozialen Medien.

Die Außendarstellung überlassen die Bosse wie in der allzu kurzen Ära Julian Nagelsmann dem Trainer. Thomas Tuchel erlebt „intern“ einen „hochprofessionellen und sehr ruhigen Klub mit guten Kommunikationsprozessen und klaren Verantwortlichkeiten“. Es sei „gut was los“, sagte er, „aber im positiven Sinne. Hier drinnen ist der Fokus auf Sport gerichtet.“

FC Hollywood“ ist zurück

Gut was los – das ist maßlos untertrieben, der FC Bayern der chaotischen Saison 2022/23 übertrifft spielend selbst jenen „FC Hollywood“ aus den Zeiten der Profis Lothar Matthäus und Stefan Effenberg. Kahn, Salihamidzic und Präsident Herbert Hainer sind für das traurige Gesamtbild mitverantwortlich.

Nagelsmann wurde über Monate mit schwierigsten Themen alleine gelassen. In seinem zweiten Jahr musste sich der junge Coach dann von seinen Vorgesetzten anhören, er sei ein „Trainertalent“, müsse „lernen“ und brauche „Hilfe“ – ausreichend erhalten hat er diese offensichtlich nicht.


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Exemplarisch zeigte sich die Schwäche in der Münchner Chefetage bei der Trennung von Nagelsmann. Noch Mitte Februar stützte erst Salihamidzic, dann Kahn den Trainer. Anfang März sprach Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß von einer „Kampagne“ gegen den Coach, vier Tage vor dem Rauswurf ließ sich Hainer noch zitieren, man plane „langfristig“ mit ihm.

Mane-Verpflichtung erscheint als Show-Transfer

Als Nagelsmann Geschichte war, verwunderte Salihamidzic mit der Aussage, er habe „bis zur letzten Sekunde“ an den Trainer geglaubt. Der Wechsel zu Tuchel wurde bis heute nicht schlüssig erklärt, seine Wirkung scheint bereits verpufft. Auch, weil Tuchel einen wenig ausgeglichenen Kader vorgefunden hat.

Die aktuelle Torflaute führt natürlich auch dazu, dass schon vor dem allseits erwarteten Europa-K.o. der Bayern gegen Man City intensiv über die von Sportvorstand Hasan Salihamidzic verantwortete Kaderaufstellung in der Offensive debattiert wird. „Die Balance stimmt überhaupt nicht, es fehlt ganz eindeutig ein guter Stürmer, der geht den Bayern total ab“, schreibt der frühere Bayern-Profi Thomas Helmer in seiner kicker-Kolumne. Der Verlust von Robert Lewandowski wurde komplett unterschätzt, die Verpflichtung von „Weltstar“ (Salihamidzic) Sadio Mane erscheint heute als Show-Transfer. „Wir haben Spieler, wenn die ein anderes Level haben und in Topform kommen, wissen wir, wie viele Tore sie machen können“, wehrt sich Salihamidzic.

Zur Erinnerung: Der Münchner Chef-Kaderplaner heimste im vergangenen Sommer nach dem Abschied von Torgarant Lewandowski noch viel Lob ein für seine Transfers wie den von Stürmerstar Mané oder Abwehr-Ass de Ligt. Inzwischen hat der Vorstand um Oliver Kahn erkannt, dass im kommenden Sommer nachgebessert werden muss, gerade auf der Mittelstürmer-Position. Viele Namen von echten Neunern werden gehandelt, von Tottenhams Harry Kane über Frankfurts Randal Kolo Muani bis zu Neapels Victor Osimhen.

Seit Oktober 2020 wurden fünf Außenverteidiger geholt

Seit Oktober 2020 wurden außerdem fünf (!) Außenverteidiger verpflichtet (Cancelo, Blind, Mazraoui, Richards, Sarr), von denen keiner dauerhaft funktionierte. Allein für die Abwehr, in der aktuell nur Matthijs de Ligt und Benjamin Pavard überzeugen, gaben die Bayern seit 2019 rund 240 Millionen Euro aus. Auch ein echter, stabiler Sechser fehlt. Dafür gibt es einen „Maulwurf“, der ständig Interna an die Presse durchsticht.

Im Sommer dürfte es mal wieder einen Umbruch geben. Tottenhams Harry Kane, der Frankfurter Randal Kolo Muani oder Victor Osimhen (SSC Neapel) werden als Neuner gehandelt. Braucht es auch eine Veränderung in der Chefetage?

Im Falle der ersten titellosen Saison seit 2012 bliebe Nagelsmann „nicht das einzige Opfer“, schreibt der kicker über Salihamidzic: „So viel ist sicher.“

− sid/red


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