Sorgen und Nöte der Klubs kennernlernen
„Sind nicht die da oben in München“: BFV-Vizepräsidentin Silke Raml sucht Nähe zur Fußball-Basis

21.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:41 Uhr

Kontinuität und Beharrlichkeit zahlen sich aus: Der BFV hat gerade eine Mädchenfußball-Kampagne in Vorbereitung. Nicht zuletzt ist Silke Raml, BFV-Vize-Präsidentin und SFV-Vize-Präsidentin und Vorsitzende des Ausschusses für Frauen- und Mädchen-Fußball beim DFB, eine „Triebfeder“ für dieses Projekt gewesen. −Foto: Bayerischer Fußball-Verband

Angebote anbieten, sich auf Augenhöhe begegnen, Sorgen und Nöte der Klubs an der Basis kennenlernen und ernstnehmen – der Bayerische Fußball-Verband sucht den Dialog mit den Vereinen. Vizepräsidentin Silke Raml war unterwegs im Kreis Niederbayern West, beim FSV Landau, hat dabei versucht, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Vertrauen zu schaffen: „Wir sind nicht die da oben in München und ihr die da unten, sondern wir sitzen in einem Boot“.

Silke Raml arbeitet am Landratsamt Straubing-Bogen – zu 90 Prozent und 36 Wochenstunden – als Kämmerin. Ein verantwortungsvoller und anspruchsvoller Job. Sie kümmert sich dabei um den gesamten Finanzbereich, stellt den Haushalt auf, macht den Jahresabschluss und ist nach Fortbildungen außerdem für das Personal, die EDV sowie die innere Organisation zuständig. Und sie hat dabei einen Arbeitgeber, der nicht nur ihre fachliche Kompetenz und ihre Zuverlässigkeit wert schätzt, sondern sie auch unterstützt. Nur so kann es gehen.

Denn die 47-Jährige ist nebenher auch noch die Vize-Präsidentin des Bayerischen Fußball-Verbandes, Vize-Präsidentin des Süddeutschen Fußball-Verbandes, die Vorsitzende des Frauen- und Mädchen-Ausschusses beim Deutschen Fußball-Bund und Mitglied der Kommission für Frauenfußball bei der UEFA.

„Alles eine Frage des Zeitmanagements“

„Alles eine Frage des Zeitmanagements. Vieles ist steuern, delegieren und Rückmeldungen einfordern“, klärt Silke Raml auf. „Das eine ist mein Beruf, der hat für mich die oberste Priorität, das andere ist mein Hobby. Ich bin froh darüber, dass ich es habe. Wenn ich das Landratsamt verlasse, kann ich komplett abschalten und gehe in eine andere Welt“. Früher war es sogar eine Dreifachbelastung. Von einem weiteren Trainerengagement musste die B-Lizenz-Inhaberin, die mit dem VfB Straubing den Sprung in die Bayernliga schaffte, jedoch Abschied nehmen.

Schritt für Schritt nach oben. Seit diesem Jahr bewegt sich Silke Raml auf der internationalen Bühne. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich gefragt worden bin, ob ich die Position bei der UEFA übernehmen würde, weil ich gerne mitgestalte und gewisse Bestrebungen nach vorne treiben will. Sich einbringen zu können und die verschiedensten Interessen von kleinen Verbänden zu großen Verbänden in Einklang zu bringen, mit unterschiedlichen Konstrukten umzugehen und diese schließlich zu einem gemeinsamen Ziel zu führen, solche Herausforderungen mag ich.“

Akzeptanz für Frauen- und Mädchen-Fußball erheblich verbessert

Die Akzeptanz des Frauen- und Mädchen-Fußball habe sich erheblich verbessert und die jüngste „Europameisterschaft für einen weiteren Schub gesorgt“. Dies sei auch bei den Neuregistrierungen zu erkennen. „Bundesweit haben wir 25 Prozent mehr nach der Europameisterschaft, verglichen mit 2019, also vor der Corona-Pandemie. Im Bayerischen Fußball-Verband haben wir sogar noch mehr Zuwachs – speziell bei den E- und F-Juniorinnen. Diesen Schwung gilt es mitzunehmen, die Mädels zu behalten und nicht wieder zu verlieren.“

Ihre künftige Funktionärslaufbahn? „Ich würde mittlerweile nichts mehr ausschließen“, sagt Silke Raml selbstbewusst. Sie findet Gehör. Ihre Meinung zählt. Es ist bislang immer so gewesen, dass ihre Arbeit geschätzt und gewürdigt worden ist – und aus diesem Grund hat sie ihr Weg dorthin geführt, wo sie jetzt ist. „Es geht dabei nicht um Posten, sondern darum, an entscheidenden Stellen möglichst viel zu bewegen. Ich sehe mich nicht als Quoten-Frau, weil ich weiß, was ich leiste, dass meine Arbeit anerkannt wird und mir so immer wieder Chancen geboten werden. Und nicht, weil ich die Frau bin, die jetzt gerade da sitzt. Ich habe nicht die Ambition: Da muss ich hin. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte... . Die Basis werde ich aber nicht vernachlässigen.“


Der Artikel ist im Heimatsport Landau erschienen. Den ganzen Text können Sie hier als registrierter Nutzer nachlesen.