„Grandiose Leistung“
HSV-Geschenk, Höllrigl-Ehrung und ein Ende um 3 Uhr früh: FC Ruderting – Deutsche Meisterinnen der Herzen

04.03.2024 | Stand 05.03.2024, 9:54 Uhr

Hier jubelt Deutschlands beste Futsal-Spielerin: Kapitänin Franziska Höllrigl dreht nach ihrem 4:3-Siegtreffer im Spiel um Platz 3 ab. Die Kölnerinnen sind frustriert, der Rudertinger Anhang feiert. − Foto: Simon Schwaiberger

Sie haben ihn zwar nicht mit heimgebracht, den Pokal aus dem Pott. Trotzdem durften sich die Fußball-Frauen des FC Ruderting bei der „Deutschen“ in Duisburg als „Meisterinnen der Herzen“ fühlen.

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Sie haben ein sensationelles Turnier gespielt und nur dank einer höchst unglücklichen 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen Alemannia Aachen das Traum-Endspiel gegen den späteren Titelträger Hamburger SV verpasst. Platz 3 nach einer nochmaligen Energieleistung beim 4:3 gegen die Futsal Panthers Köln war der Lohn. Die Niederbayerinnen konnten erhobenen Hauptes und strahlend nach Hause fahren – ihre Bronzemedaillen glänzten golden.

„Waren insgesamt die beste Mannschaft“



Die Trainer Theresa Hauer und Michael Eder sowie Abteilungsleiterin Johanna Maier waren sich einig: „Wir haben hier überragenden, beherzten Futsal gespielt und waren insgesamt auch die beste Mannschaft. Sehr schade, dass es letztlich nicht fürs Finale gereicht hat. Das hätte sich unser Team wirklich verdient. Aber unter dem Strich war es ein wunderbares Wochenende. Alle Beteiligten können richtig stolz sein.“ Gratulationen gab es auch von höchster Ebene im Bayerischen Fußball-Verband. „Eine grandiose Leistung. Ihr habt die bayerischen Farben perfekt repräsentiert – und Ruderting über die niederbayerischen und bayerischen Grenzen hinaus bekannt gemacht“, freute sich BFV-Vize Silke Raml. Ihr „Chef“, Präsident Christoph Kern, schloss sich an: „Super gemacht: An diese Hallensaison werdet ihr immer gerne zurückdenken.“

Franziska Höllrigl ausgezeichnet



Das ist auch so, wie Franziska Höllrigl bestätigt: „Es war von der Organisation, dem professionellen Rahmen und dem ganzen Ambiente einfach ein tolles Erlebnis. Auch wenn der Halbfinal-K.o. trotz vieler Chancen für uns natürlich sehr bitter war, haben wir uns gegenseitig noch einmal aufgebaut, die letzten Kräfte gebündelt und einen positiven Abschluss des Turniers geschafft“, resümiert die 27-Jährige. Dass die Kapitänin mit sieben Treffern zur Torschützenkönigin und völlig zurecht zur besten Spielerin dieses Events gekürt wurde, wollte sie nicht überbewerten: „Natürlich freut es mich, weil das ja eine Anerkennung von allen Beteiligten ist. Ich werde mich aber nicht wegen der Auszeichnung immer gerne an diese Meisterschaft erinnern, sondern weil es riesiges Erlebnis für unsere ganze Fußballerinnen-Gemeinschaft war.“

Turnierverlauf im Zeitraffer

Schon der Auftakt am Samstag war unfassbar. Im ersten Spiel wurde der SV Diez-Freiendiez gleich mit 7:0 vom Parkett gefegt. Franzi Höllrigl traf fünffach, die weiteren Treffer steuerten Antonia Kaspar und Anna-Lena Parzhuber bei. Das Halbfinale war so gut wie sicher, aber der FCR ließ auch im zweiten Duell gegen die Futsal Panthers Köln mit 2:0 nichts anbrennen. Die blendend aufgelegte Anna-Lena Parzhuber war mit einem Doppelpack Matchwinnerin und machte den Gruppensieg perfekt. Zur Freude des stimmgewaltigen Anhangs, der die Halle zum Beben brachte. Etwa 50 Anhänger waren mitgereist, darunter Bürgermeister Rudi Müller und FCR-Vorstand Kurt Baumgartner.

„Wir haben wirklich nicht damit gerechnet, dass das so super laufen könnte“, staunte auch Trainerin Theresa Hauer am Abend. Ihre Schützlinge hatten dann Zeit, sich etwas zu entspannen und den Fokus auf den großen Endspieltag zu richten. Die Vorfreude war riesig, auch der Spielverlauf im Halbfinale gegen Alemannia Aachen ließ auf einen weiteren Coup hoffen. Nach ausgeglichenem Beginn war Ruderting klar am Drücker, ein Tor wollte aber nicht gelingen. Parzhuber traf erst den Pfosten und schoss später eine Aachenerin auf der Linie an.

Schiri-Pech im Halbfinale



Zwei Minuten vor Schluss die kalte Dusche: Aachen traf zum 1:0, trotz aller Bemühungen sollte der Ausgleich nicht mehr fallen. Der Traum von Endspiel war geplatzt. Auch weil der Ball von Emily Hobelsberger erst Sekundenbruchteile nach der Schlusssirene im gegnerischen Kasten eingeschlagen hatte. „Die Schiedsrichterinnen haben hier keine gute Figur gemacht. Erst haben sie das überfällige sechste Foul, das uns einen Zehnmeter gebracht hätte, nicht gepfiffen. Dann wurde die Uhr ein paar Mal nicht angehalten. Diese Sekunden haben uns am Ende gefehlt“, monierte Johanna Maier.

Obwohl alle im Rudertinger Lager für den Moment recht geknickt waren, rafften sie sich im Duell um Platz 3 nochmals auf. Höllrigl, Julia Hufsky und Emily Hobelsberger schossen im zweiten Vergleich mit den Kölner Panthers eine 3:0-Führung heraus. Der Gegner riskierte dann alles, nahm die Keeperin vom Feld und schaffte tatsächlich noch den Ausgleich. Die Partie drohte zu kippen. Aber da war ja noch Franziska Höllrigl. Sie sorgte 50 Sekunden vor Schluss mit dem 4:3 für das Happy End. Nochmal kurz zum Einordnen: Die Fußballerinnen aus der 3000-Seelen-Gemeinde in Niederbayern hatten die Futsal-Spezialistinnen aus der Millionenstadt am Rhein somit zweimal bezwungen.

HSV überrascht Julia Hufsky



Jetzt war das Lächeln zurück in den Gesichtern der Spielerinnen. Torfrau Theresa Butscher hat sich zwar gegen Köln in einem Zweikampf den Mittelfinger gebrochen, blieb aber gelassen: „Des wird scho wieder.“ Die 27-Jährige wird bereits nächste Woche operiert. Ganz emotional war das Wochenende für Julia Hufsky. Sie feierte am Samstag 31. Geburtstag und wurde am Abend als seit 20 Jahren eingefleischter HSV-Fan von der Hamburger Delegation mit einem Trainingsanzugs-Geschenk überrascht. Der Wunsch vom ganz großen Endspiel gegen den HSV hat sich dann freilich nicht erfüllt.

Ebenfalls nicht optimal war die Heimfahrt. Der Zug mit den Spielerinnen legte erst bei Nürnberg eine Notbremsung hin und rollte spät weiter. In Regensburg drohte die nächste Pause, da ließen sich die Kickerinnen abholen und waren erst um 3 Uhr morgens daheim. Am Wochenende fahren die Rudertinger Frauen ins Trainingslager nach Bad Füssing. Diesmal lieber mit dem Auto.

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