Spielertrainer muss Aufsteiger verlassen
Ära Stadler endet: Wieso Kreisligist Winzer ohne seinen „Sechser im Lotto“ weitermacht

15.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:22 Uhr

Erfolgreiches Gespann: Winzers Kapitän Dominik Tschugg (l.) und Spielertrainer Andreas Stadler. Letzter wird den Verein im Sommer verlassen – unfreiwillig. −Foto: Franz Nagl

Die Meldung kam überraschend, auch für den Betroffenen selbst: Andreas Stadler (42) wird nach der Saison den Straubinger Kreisligisten SV Winzer verlassen müssen – trotz einer starken Entwicklung, die der Klub aus dem Landkreis Deggendorf unter ihm genommen hat. Die Gründe für die Trennung? „Gute Frage“, heißt es aus dem Verein.

Alle Jahre wieder. Jeder Verein lässt nach der Hinrunde das halbe Jahr Revue passieren, bespricht Veränderungen und den Plan für die Rückrunde. Für den Trainer des Straubinger Kreisligisten SV Winzer, Andreas Stadler (42), ist das Routine. Seine Aufgaben: Analysieren, resümieren und optimieren. Seit fast sieben Jahren übernimmt der Trainer aus Forsthart diese Arbeit beim Liga-Neuling – und das mit Erfolg. Nach dem Aufstieg im Sommer und einer soliden Hinrunde in der Kreisliga Straubing kann Stadler stolz aufs ablaufende Jahr sein. Beste Empfehlung für eine Weiterbeschäftigung, könnte man meinen.

Die Verantwortlichen des SV sehen das offenbar anders. In den Planungsgesprächen haben die Vereinsverantwortlichen um den sportlichen Leiter Christian Geier und ersten Vorsitzenden André Müller beschlossen, sich im Sommer von dem Erfolgstrainer zu trennen. Warum nur?

Für Stadler kam die Nachricht aus dem Nichts

„Das ist eine gute Frage“, muss auch Sportchef Geier mit einem Schmunzeln zugeben. „Es hat nichts mit der Leistung zu tun. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass es sich nach sieben Jahren abnutzt und Veränderung her muss“. Eine leichte Entscheidung sei es für die Verantwortlichen keinesfalls gewesen. „Andreas ist das Beste, was uns passieren konnte. Er war wie ein Sechser im Lotto“, schwärmt Geier immer noch von Stadler, der einst beim SSV Jahn Regensburg II und 1. FC Passau in der Bayernliga gespielt hat. Für ihn sei die Nachricht aus dem Nichts gekommen, sagt Stadler: „Es war ein brutaler Schock für mich. Ich bin ja schließlich seit fast sieben Jahren mit Herzblut dabei.“

In einer Sache sind sich die Parteien dennoch einig. Die Hinrunde war zufriedenstellend. Nach 16 Spielen hat die Stadler-Elf 21 Punkte auf dem Konto. Somit überwintert der Kreisliga-Neuling aus Winzer auf einem soliden siebten Platz. „Ich bin als Aufsteiger zufrieden mit dieser Leistung. Wir haben uns trotz vieler Ausfälle gut bewiesen und Moral gezeigt“, sagt der noch bis Sommer amtierende Spielertrainer Stadler. Auch sportlicher Leiter Christian Geier ist froh über die aktuelle sportliche Situation: „Ich bin mit dem ganzen Jahr zufrieden.“

Er trauert nur ein wenig den letzten beiden Spielen vor der Winterpause nach. In denen konnte der Sportverein gegen das Schlusslicht SV Motzing und den Abstiegskandidaten SV Neuhausen/Offenberg nicht gewinnen. Aber halb so schlimm, sagt Geier, die Kreisliga Straubing sei einfach verrückt.

Nach solch einer Hinrunde ist auch die Vorgabe von Trainer und Verein klar: „eindeutig Klassenerhalt“, sagt Stadler, der trotz des Schocks entschlossen ist, seine Zeit in Winzer zu einem guten Ende zu bringen. „Wir wollen den Abstand auf die Abstiegsplätze vergrößern und schnellstmöglich über die 30-Punkte-Grenze hinaus“, ergänzt Winzers Sportchef Geier.

Gespräche mit potenziellen Nachfolgern laufen

Dafür legt er vor allem Wert auf die ersten Partien nach der Winterpause wert: „Die ersten Spiele sind richtungsweisend. Danach wissen wir, wo die Reise hingeht.“ Für dieses Ziel setzt der Verein auf seinen aktuellen Kader. Einige Spieler wie Stephan Spann, Tobias Sonnleitner oder Patrick Zauner werden nach der Verletzungspause im Frühjahr wieder auf dem Platz stehen, externe Neuzugänge seien nicht geplant.

Für die Saison 23/24 befindet sich der SV Winzer bereits in Gesprächen mit Kandidaten für die Stadler-Nachfolge auf dem Trainerstuhl. Konkrete Namen will der Verein noch nicht bekanntgeben. Eine Trainerposition bleibt besetzt: Co-Spielertrainer Thomas Häfner genießt weiterhin das Vertrauen von Vereinsseite.

Unklar ist, wie es mit Stadler im Sommer weitergeht. Im Gespräch mit der Heimatzeitung erzählt er von mehreren Angeboten von höherklassigen Vereinen – Argumente für ein Engagement hat er in Winzer zuletzt genügend gesammelt.