„Wir genießen große Wertschätzung“
Pfaffenhofens Obmann Wolfgang Inderwies lobt die Vereine für ihren Umgang mit den Schiedsrichtern

17.02.2024 | Stand 17.02.2024, 11:00 Uhr

Sieht die Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen auf einem guten Weg: Obmann Wolfgang Inderwies. Foto: Lenz

Es sind zwar nicht ganz so viele wie bei den Ingolstädter Kollegen, doch mit 21 Teilnehmern ist auch der Neulingskurs der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen, der an diesem Wochenende beim BC Uttenhofen stattfindet, gut besucht. Sehr zur Freude von Wolfgang Inderwies, der die Gruppe Pfaffenhofen für die nächsten Jahre gut aufgestellt sieht. An einem Punkt gibt es für den Obmann aber noch Verbesserungspotenzial, wie er im Interview klarstellt.

Herr Inderwies, wie sehen Sie die Entwicklung der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen?
Wolfgang Inderwies: Was die Anzahl der Schiedsrichter angeht, bin ich sehr zufrieden. Als ich 2017 das Amt des Obmanns übernommen habe, hatten wir 80 aktive Unparteiische. Heute sind es 117. Nimmt man die passiven dazu, haben wir über 200 Schiedsrichter.

Was sind die Gründe für diesen Anstieg?
Inderwies: Ein wichtiger Punkt ist, dass unsere Schiedsrichter sehr viel Werbung machen und positiv über den Schiedsrichter-Job sprechen. Natürlich helfen uns auch die Ankündigungen in den Medien, aber ich glaube, dass der persönliche Austausch noch einmal eine andere Wirkung hat. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn ich zehn Leute anspreche, ob sie Schiedsrichter werden wollen, dann ist im Schnitt einer dabei der Ja sagt.

Der Ingolstädter Lehrwart Pascal Lau meint, dass die Spesenerhöhung entscheidend zu diesem Boom beiträgt.
Inderwies: Sicher spielt das mit rein, aber wir hatten auch schon vor dieser Erhöhung viel Zulauf. Letztes Jahr haben wir zwei Kurse angeboten, weil die Resonanz so hoch war.

Was auffällt: Viele junge Menschen wollen Schiedsrichter werden. Beim Neulingskurs in Ingolstadt betrug das Durchschnittsalter 15 Jahre. Wie ist es in Pfaffenhofen?

Inderwies: Auch wir haben außergewöhnlich viele junge Anwärter. Das Durchschnittsalter beträgt ebenfalls 15 Jahre.

Haben Sie eine Erklärung?
Inderwies: Ich glaube, dass viel über Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert. Vor ein paar Wochen hat sich ein Junge vom ST Scheyern angemeldet, ein paar Wochen später sind auf einmal fünf, sechs seiner Teamkameraden dazugekommen, wahrscheinlich weil er Werbung dafür gemacht hat.

Wie wollen Sie gerade die jungen Schiedsrichter bei der Stange halten?
Inderwies: Zunächst einmal muss ich sagen, dass uns heute viel mehr Schiedsrichter bleiben als zum Beispiel noch vor zehn Jahren. Über 50 Prozent der Neulinge bleiben uns erhalten. Ein Patentrezept dafür habe ich aber auch nicht. Natürlich versuchen wir unseren Unparteiischen einiges zu bieten. Vor den monatlichen Pflichtsitzungen organisieren wir zum Beispiel extra Schulungen für die Jüngeren. Im Frühling fahren wir für ein Wochenende auf ein Seminar in Steinerskirchen, das zu Schulungszwecken aber auch zum Teambuilding dient. Wir haben unser Sommerfest, weitere Feiern und machen immer wieder Ausflüge.

Wie zufrieden sind Sie mit den Leistungen Ihrer Schiedsrichter im vergangenen Jahr?
Inderwies: Ich denke, dass wir auf Kreisebene gut aufgestellt sind und einen guten Job gemacht haben. Das sieht man auch daran, dass ich kaum Beschwerden von Vereinen bekommen habe. Was mich ein bisschen wurmt ist, dass nur drei unserer Schiedsrichter höherklassig pfeifen. Andreas Kasenow (FC Ingolstadt) pfeift Landesliga, Niklas Großmann (FSV Pfaffenhofen) und Fabian Anders (FC Geisenfeld) leiten Spiele auf Bezirksebene. Als ich 1998 angefangen habe, hatten wir neun Schiedsrichter in den Leistungsklassen und mit Roland Greth sogar einen Regionalliga-Schiedsrichter. Es wäre schön, wenn es wieder in diese Richtung gehen würde.

Was können Sie dafür tun?
Inderwies: Der Weg nach oben ist leider steinig. Im Kreis Donau/Isar gibt es für unsere vier Gruppen insgesamt pro Jahr nur drei Aufstiegsplätze. Wir haben mit Florian Mennacher (FSV Pfaffenhofen) und Max Rottenwaller (SV Ilmmünster) zwei Schiedsrichter im Förderkader, denen ich den Sprung auf Bezirksebene zutraue. Es gehört auch Glück dazu.

Ein Dauerbrenner ist das Thema Gewalt gegen Schiedsrichter. Wie zufrieden sind Sie diesbezüglich mit dieser Saison?
Inderwies: Sehr zufrieden. Ich kann mich in dieser Saison im Pfaffenhofener Raum an keinen relevanten Fall erinnern, vielleicht war mal ein Schubser oder Wortgefecht dabei, aber es blieb immer alles im Rahmen. An dieser Stelle möchte ich ein Kompliment an die Vereine aussprechen, die fast alle einen super Job machen. Das Verhältnis zwischen Vereinen und Schiedsrichtern ist besser geworden.

BFV-Präsident Christoph Kern betont, dass man nicht nur negative Dinge, die Schiedsrichtern widerfahren sind, herausstellen soll, sondern öfter auch mal Positives erwähnen soll. Haben Sie ein Beispiel?
Inderwies: Es gibt viele, aber es wäre unfair, jetzt einen Verein hervorzuheben. Wie schon erwähnt, genießen unsere Unparteiischen fast überall wo sie hinkommen große Wertschätzung. Dazu zählen so Dinge wie eine kurze Begrüßung, eine saubere Kabine oder ein Wasser in der Halbzeit. Positiv finde ich, dass es in jedem Klub einen Ansprechpartner für die Schiedsrichter gibt, das hilft gerade unseren jungen Unparteiischen.

Wie sind Sie eigentlich zur Schiedsrichterei gekommen?
Inderwies: Das war mit 15: Ich habe in der Jugend-Mannschaft des FSV Pfaffenhofen in der Bezirksoberliga gespielt. Wir waren sehr erfolgreich und durften unter anderem gegen Teams wie Bayern München oder 1860 München ran. Ich war aber nur die Nummer 15 im Kader und kam nicht so oft dran. Dann haben unser ehemaliger Obmann Albert Schnell und der damalige Kreisspielleiter Horst Kaindl mal nach einem Spiel im Sportheim zu mir gesagt: ‘Wenn‘s dich nicht einwechseln, dann wirst halt Schiedsrichter.‘

Und jetzt sind sie schon 38 Jahre dabei.
Inderwies: Weil die meisten Einsätze Spaß machen und ich viele tolle Begegnungen mit Menschen habe. Außerdem fühle ich mich der Gruppe ein Stück weit verpflichtet. Wir haben eine super Gemeinschaft und mit Michael Seidl und Fabian Anders habe ich zwei tolle Stellvertreter, die mir viel Arbeit abnehmen.

Das Gespräch führte
Christoph Enzmann
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