Dorfklub ja, aber...
Tigers fahren Krallen für Europa aus: So plant Sportchef Dunham

01.07.2022 | Stand 25.10.2023, 11:06 Uhr

Bereit für die harte Saison 2022/23: Maskottchen „Tigo“ erwartet die Tigers-Profis zum spektakulären Einlauf mit Tiger-Maul, Nebel und Rockmusik ins Eisstadion am Pulverturm. −Foto: Harry Schindler

Von Werner Schötz

Eishockey mitten im Hochsommer – da denkt doch kein Mensch dran, oder? Denkste! Niederbayerns einziger Eishockey-Erstligist, die Straubing Tigers , stecken schon mitten in den Vorbereitungen für die größte Herausforderung der gut 80-jährigen Eishockey-Geschichte in der Gäubodenstadt: ihre erste Saison auf europäischer Ebene in der Champions League plus ohnehin proppenvollem DEL-Spielbetrieb.

In der Hauptrolle: Sportchef Jason Dunham, der wieder einmal das Kunststück fertig bringen muss, mit – im Vergleich zu Großstadt-Klubs wie Berlin, Mannheim, München, Köln oder Düsseldorf – eher „bescheidenen“ Mitteln (geschätzter Etat: ca. 6,5 Mio. Euro) eine nun sogar international konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Das bislang feststehende Line-Up des letztjährgen DEL-Vierten für die Saison 2022/23 (siehe Kasten) liest sich sportlich schon mal recht vielversprechend. Vor allem, dass Topscorer Jason Akeson und Leistungsträger wie Nationalspieler Marcel Brandt, Kapitän Sandro Schönberger, Taylor Leier, Travis St. Denis, Ian Scheid oder Cody Lampl frühzeitig ihre Verträge am Pulverturm verlängert haben, spricht für das inzwischen hohe Standing des früher gern als „Dorfklub“ belächelten DEL-Standortes Straubing – und für das bei vielen Akteuren hochgeschätzte „Familien-Feeling“ rund um den Pulverturm.

Jüngstes Beispiel: Verteidiger Brandon Manning (32), der mit der Erfahrung von über 200 NHL-Partien in seiner ersten Straubing Saison sofort zum Führungsspieler avancierte – und am Dienstag bei den Tigers verlängerte. Mit dem sportlichen Image eines Top-4-Standortes in der „Beletage“ des deutschen Eishockeys konnte Dunham für die kommende Spielzeit auch gestandene DEL-Routiniers und verlässliche Scorer wie Garrett Festerling (36) aus Wolfsburg oder Travis Turnbull (35) aus Schwenningen an die Donau locken bzw. zurückholen – Turnbull war bereits in der Saison 2019/20 ein „Tiger“. Dazu Mark Zengerle (33) von Meister Eisbären Berlin, laut Fachorgan elitesprospects.com ein „schneller Center mit gutem Auge und knackigem Pass“. Oder den jungen Landshuter Goalie Florian Bugl (20) aus der Salzburger Red Bull Hockey Akademie.

Die Kehrseite der Medaille: „Der Erfolg der letzten Jahre macht unsere Spieler natürlich auf dem Markt begehrt und unser Etat ist nicht so üppig – da werden wir immer wieder gute Spieler auch ziehen lassen müssen“, erklärt Dunham das Tigers-Dilemma bei der Kaderplanung. So zog es etwa Andi Eder (26), am Pulverturm zum Topstürmer gereift, zurück zu den „roten Bullen“ in München.

Einige wenige „Baustellen“ gibt es noch im Tigers-Lineup. Offen ist beispielsweise noch die Zukunft von Publikumsliebling und Spielmacher Mike Connolly (32) oder die Besetzung der Nr. 1 im Tor, das zuletzt Tyler Parks exzellent hütete.


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