Die Rache des Drachen
Seit Play-off-Triumph 2021 kann ERC Ingolstadt nicht mehr gegen München gewinnen

Trotzdem ist neuer Hauptrunden-Punkterekord für die Panther möglich

22.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:22 Uhr

Und es geht schon wieder los: Von Fabio Wagners Schlittschuh sprang der Puck am Dienstag zur Münchner Führung über die Linie, der Torschütze Austin Ortega (Zweiter von links) jubelte mit Ben Smith. Trotz der Ingolstädter Horrorserie gegen den EHC könnten die Panther am kommenden Wochenende gegen Bremerhaven und Berlin eine neue Punkte-Bestmarke aufstellen: Nach 51 Spielen stehen 94 Zähler zu Buche, schon jetzt die zweitbeste Ausbeute in der DEL-Historie des Klubs. Foto: Traub

Doug Shedden hatte wie immer markige Worte gefunden. Nachdem Brandon DeFazios Treffer am 22. April 2021 das Play-off-Aus des Branchenriesen EHC Red Bull München im Viertelfinale besiegelt hatte, fabulierte der damalige Trainer des ERC Ingolstadt davon, „den Drachen getötet“ zu haben.



Offenbar haben ihn die Panther allerdings nur gereizt: Der Münchner Drache ging durch dem Wirkungstreffer zwar kurzzeitig k.o., doch seit jenem April vor zwei Jahren spuckt er beim Anblick der blau-weißen ERC-Trikots Feuer wie nie zuvor – und blieb in mittlerweile acht Duellen unbesiegt. Nach dem 1:3 (0:1, 1:1, 0:1) am Dienstag müssen sich die Ingolstädter eingestehen: Der überlegene Hauptrundensieger der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist derzeit eine Nummer zu groß für den zweitplatzierten ERC.

Keine Sekunde lag der ERC gegen München in Führung

Die Statistik der vier Duelle zwischen Ingolstadt und München in der aktuellen DEL-Saison fällt mehr als eindeutig aus: 0:4 Siege, 7:15 Tore (1:8 im ersten Drittel), 0:12 Punkte. Der eindrucksvollste Beleg der Überlegenheit des Teams von DEL-Rekordtrainer Don Jackson: Fast 200 der insgesamt 240 Spielminuten liefen die Panther einem Rückstand hinterher – und lagen selber keine einzige Sekunde in Führung.

Auch im jüngsten Aufeinandertreffen vor 3779 hoffnungsvollen Fans in der Saturn-Arena nicht. Vor dem 0:1 durch Austin Ortega (10.) waren die flinken Münchner „schon mit vier Mann im Angriff, bevor wir uns sortiert hatten“, analysierte Panther-Coach Mark French: „Sie rücken so schnell nach.“ Dass der Puck schließlich von Fabio Wagners Schlittschuh ins Tor prallte, war dagegen Pech.



Zwar gelang den Ingolstädtern durch den 18. Saisontreffer Frederik Storms der 1:1-Ausgleich (25.), doch nur 52 Sekunden später schlug Ortega per Alleingang erneut zu (26.). Sowohl Storm als auch Trainer Mark French haderten mit einem Foul unmittelbar vor Ortegas Solo, als Daryl Boyle den Puck von Ty Ronning mit Hilfe eines Beinstellens erobert hatte. „Schiedsrichter machen Fehler, das ist okay. Aber es ist nervig und frustrierend, wenn sie es nicht zugeben“, sagte Storm an die Adresse von Roman Gofman und Aleksander Polaczek.

Doch auch French hatte Recht, als er einwarf, dass sein Team die Antwort auf die Fehlentscheidung im folgenden sechsminütigen Powerplay hätte geben müssen. Nacheinander waren Zach Redmond und Andreas Eder auf die Strafbank gewandert, doch kamen die Panther mit einem Mann mehr auf dem Eis kaum einmal in die Powerplay-Aufstellung. „München ist gut darin, einem das Gefühl zu geben, keine Zeit zu haben. Da hätten wir ruhiger spielen müssen“, so French.

Marshall-Ausfall: Am Mittwoch noch keine Diagnose

Zu Beginn des Schlussdrittels sah der 51-Jährige eine Top-Chance von Charles Bertrand und „unsere wohl beste Phase“ im Spiel, danach „haben wir ein bisschen die Struktur und die Positionen verloren“. Weil die Münchner kompakt verteidigten, schafften die Panther keine echte Schlussoffensive mehr. „Es war hart, Lücken zu finden“, gestand Storm. Mit einem Schuss ins leere Tor besorgte Filip Varejcka den Endstand (60.).

Viel schwerer als die Niederlage könnte allerdings der Ausfall Ben Marshalls wiegen: Der Verteidiger musste seinen Comeback-Versuch nach vierwöchiger Zwangspause wegen einer erneuten Unterkörperverletzung vorzeitig abbrechen. Ob der 30-Jährige an diesem Freitag (19.30 Uhr/Saturn-Arena) im fünftletzten Spiel der Hauptrunde gegen die Pinguins Bremerhaven mitwirken kann, stand am Mittwoch noch nicht fest. Sollten am Freitag auch Leon Hüttl (Handblessur) und Niklas Hübner (spielt für Kooperationspartner Ravensburg) noch fehlen, stünden French nur fünf Verteidiger zur Verfügung.

Bis zu den Play-offs sollte sich die Personallage aber entspannen. Und landet der ERC tatsächlich auf Platz zwei, droht ein Wiedersehen mit dem Münchner Drachen erst im Finale.

DK