Packung in Pardubice
Nach zuvor makelloser CHL-Bilanz: ERC Ingolstadt kassiert 1:6 in Generalprobe für den Liga-Start

09.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:09 Uhr

Ordentlich Prügel bezogen die Panther am Samstag in Pardubice – in dieser Szene tragen der Ingolstädter Travis St. Denis und sein Gegenüber Tomas Dvorak eine Meinungsverschiedenheit nicht nur verbal aus. Foto: Imago Images

Es gehört zur Tradition beim Eishockeyklub HC Dynamo Pardubice, dass die Fans nach Siegen Lebkuchen aufs Eis werfen – die Stadt ist in Tschechien bekannt für die Produktion des Weihnachtsgebäcks. Am Samstag flogen noch ein paar hämische Worte und Pfiffe für den Gegner hinterher: Der völlig indisponierte ERC Ingolstadt kassierte in seinem vierten Auftritt in der Champions Hockey League (CHL) schon im ersten Drittel vier Gegentore und am Ende ein deftiges 1:6 (0:4, 0:2, 1:0) in Ostböhmen.



Eine knappe Woche vor dem Start der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Eisbären Berlin agierten die Panther, die ihre drei CHL-Partien zuvor glatt gewonnen hatten und immer noch beste Chancen auf die K.-o.-Runde haben, zu fahrig und undiszipliniert gegen den enorm effizienten Meisterschaftsanwärter in Tschechien. „Die mangelnde Disziplin und unsere Unfähigkeit, gegen das Powerplay eines sehr guten Teams zu bestehen, haben das Spiel bestimmt“, analysierte Ingolstadts Trainer Mark French.

Daniel Pietta: „Das war eine Lehrstunde“

„Pardubice hat gutes, schnelles Eishockey gespielt“, meinte Stürmer Philipp Krauß. „Ich würde nicht sagen, dass wir nicht mitgekommen sind, aber sie haben uns am Anfang einfach überlaufen. Auch im zweiten Drittel ging es genauso los. Wir haben zu viele Strafen gezogen.“ Daniel Pietta sprach gar von einer „Lehrstunde“: „Pardubice hat uns nicht in den Rhythmus kommen lassen, wir haben zu viele Strafen gezogen. Ich weiß nicht, ob wir überhaupt mal eine Phase hatten, in der wir überlegen waren“, sagte der Panther-Routinier.

Sowohl der ERC als auch Pardubice haben nun neun Punkte auf dem Konto. Die beiden abschließenden Hauptrundenspiele in der CHL finden im Oktober statt, Ingolstadt empfängt dann den schwedischen Meister Växjö Lakers und Vitkovice Ostrau/Tschechien in der Saturn-Arena.

Vier Gegentore im Auftaktdrittel

Ohne den werdenden Zwillingspapa Charles Bertrand und den überzähligen Noah Dunham geriet der ERC am Samstag vor rund 300 mitgereisten Fans in der Enteria-Arena schon im Auftaktdrittel mächtig unter die Räder. Einen Konter spielten Tomas Urban und Daniel Rakos mustergültig zum 1:0 aus (3.), in Überzahl erhöhte David Cienciala (9.). Devin Williams im Ingolstädter Tor sah dabei nicht ganz glücklich aus.

Die Partie im Liveticker zum Nachlesen

Dann wurde es handfest: Maury Edwards geriet mit NHL-Rückkehrer Lukas Sedlak aneinander, und Travis St. Denis prügelte sich mit Tomas Dvorak derart, dass die Partie für beide mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe beendet war. Mit Ablauf der folgenden Zwei-Minuten-Denkpause für Edwards gelang Robert Ricka der dritte Treffer für Dynamo (14.), ehe der giftige Sedlak, „Spieler des Jahres“ in Tschechien und Pardubices Star, sogar noch das 4:0 besorgte (17.). Auch da machte Williams nicht die beste Figur – vier der insgesamt sieben Torschüsse der überaus effizienten Gastgeber in den ersten 20 Minuten waren drin.

Insgesamt vier Spieldauer-Strafen

Kurz darauf musste auch Ondrej Vala vorzeitig zum Duschen, nachdem er Mat Bodie gegen den Kopf gecheckt hatte. Mit der fünfminütigen Überzahl konnten die sichtlich beeindruckten Panther bis auf einen Versuch von Topscorer Wojciech Stachowiak (21.) allerdings nichts anfangen.

Bei Pardubice sah das Powerplay besser aus: Sedlak (25.) verpasste das 5:0 nach schöner Kombination nur knapp. Dafür legte er den fünften Treffer wenig später in Gleichzahl auf – Cienciala vollendete (28.). Für den ERC traf Patrik Virta immerhin mal den Außenpfosten (29.) – doch weil dann Krauß auf die Strafbank musste und Bodie nach einem Frustfoul ebenfalls vorzeitig Feierabend hatte, gerieten die Panther gleich wieder in (teils doppelte) Unterzahl. Diesmal konnte sich Williams einige Male auszeichnen, auch seine Vorderleute warfen sich in die Schüsse. Urban fand per Abfälscher trotzdem eine Lücke – das halbe Dutzend war voll (33.).

Für Pardubice war die Partie längst zum Trainingsspiel mutiert, nun wurden auch die Dynamos etwas nachlässiger. In Ingolstädter Überzahl verpassten zunächst Mirko Höfflin, Stachowiak und Leon Hüttl den Ehrentreffer (40.), der dann Wayne Simpson nach schönem Querpass von Edwards gelang (41.). Bei einem Unterzahl-Konter verpasste Enrico Henriquez das 6:2 (43.).

Das ungleiche Duell plätscherte nun aus, die Dynamo-Fans in der nur zur Hälfte gefüllten Arena ließen La Ola über die Ränge schwappen. So endete ein gebrauchter Tag für die Panther – mit Lebkuchen.

DK


Dynamo Pardubice: Will – Musil, Ceresnak; Dvorak, Bucko; Vala, Hradek; Bukac – Cienciala, Sedlak, Hyka; Kousal, Zohorna, Mandat; Ricka, Poulicek; Paulovic; Urban, Rakos, Vondracek; Zeman.
ERC Ingolstadt: Williams – Wagner, Zitterbart; Bodie, Hüttl; Maginot, Edwards; Schwaiger, Jobke – St. Denis, Virta, Höfflin; Friedrich, Rowe, Simpson; Krauß, Pietta, Henriquez; Bailey, Stachowiak, Nijenhuis.
Schiedsrichter: Hribik/Prazak. – Tore: 1:0 Rakos (3.), 2:0 Cienciela (9./PP1), 3:0 Ricka (14.), 4:0 Sedlak (17.), 5:0 Ciencala (28.), 6:0 Urban (33./PP1), 6:1 Simpson (41./PP1). – Strafminuten: 16 + Spieldauer Dvorak + Spieldauer Vala/26 + Spieldauer St. Denis + Spieldauer Bodie. – Zuschauer: 4389.