Selbstkritischer Trainer
Mark French räumt Gerüchte über Abgang aus: „Fühle mich dem ERC Ingolstadt verpflichtet“

03.04.2024 | Stand 03.04.2024, 10:58 Uhr

Nach dem Finaleinzug 2023 folgte für Trainer Mark French und die Panther 2024 das Aus schon im Viertelfinale. Foto: Traub

Beim ERC Ingolstadt ist die Aufarbeitung der Saison abgeschlossen, erste Personalien sind verkündet. Nun gewährt Trainer Mark French Einblicke in seine Überlegungen, räumt selbstkritisch Fehler ein und Zweifel an seinem Verbleib bei den Panthern aus. Der 52-jährige Kanadier spricht über...



...sein Gesamtfazit: „Es war und ist frustrierend, dass wir keine Konstanz reinbekommen haben. Das lag an mehreren Dingen. Ein großes Problem war unsere Offensive, und da vor allem das schwächere Fünf-gegen-Fünf im Vergleich zum Vorjahr. Wir haben während der Saison versucht, dem Angriff mit ein paar taktischen Anpassungen zu helfen. Dauerhaft haben diese Anpassungen nicht gewirkt, was zu weiterem Frust geführt hat. Wir sind nicht häufig genug in die gefährlichen Zonen gekommen. Das müssen sich die Trainer ankreiden lassen, aber auch die Spieler.“

...seine Tief- und Höhepunkte der Saison: „Die Partien Ende Dezember, Anfang Januar würde ich gerne noch mal spielen. Vor Weihnachten hatten wir einen guten Lauf, darauf hätten wir aufbauen können. Das haben wir nicht geschafft. Das Team war dann am Boden, da hätten wir Trainer vielleicht mehr machen können, um den Frust nicht zu groß werden zu lassen. Als Höhepunkt nenne ich die Reaktion auf Spiel eins in den Pre-Play-offs gegen Köln (1:5, d. Red.). Diese Leistungen waren bemerkenswert. Auch auf die Einstellung in der Bremerhaven-Serie im Viertelfinale war ich stolz, speziell angesichts der Ausfälle einiger Schlüsselspieler.“

...sein eigenes Frustrationslevel nach Rückschlägen wie der 3:5-Heimniederlage gegen Nürnberg im Oktober: „Ich bin weniger von Niederlagen enttäuscht als von Leistungen. Das Nürnberg-Spiel gehörte dazu, dass ich mitunter recht frustriert war. Wenn man viele Spiele knapp verliert, lastet der Druck auf dem Trainer, die richtigen Lösungen zu finden, um siegreich zu sein. Als Trainer muss man immer Antworten haben, auch wenn man in dem Moment vielleicht mal keine hat. Das frustriert mich, das ist der größte Druck für mich.“

...die Entscheidung für nur zwei Import-Verteidiger zugunsten einer weiteren Lizenz für den Angriff: „Das haben wir intern offen besprochen, da arbeiten wir gut zusammen. Es hat sicherlich nicht so funktioniert wie geplant. Ein dritter Import-Verteidiger hätte die Top-Leute entlasten, Minuten abreißen und die Qualität erhöhen können.“

...die Schwierigkeit, passende Sturmreihen zu finden: „Darüber denken wir immer nach. In den vergangenen beiden Jahren habe ich die Reihen ziemlich schnell umgestellt, wenn es nicht lief. Es kann sein, dass sich eine Reihe einspielt, wenn sie länger zusammenbleibt. Aber ich vertrete eher die Philosophie, etwas zu ändern, wenn es nicht funktioniert.“

...die Tatsache, dass er für Travis St. Denis keine dauerhafte Rolle gefunden hat: „Nach der November-Pause haben wir ihn mit Daniel Pietta aufs Eis geschickt, das war wohl für beide ihre beste Phase. Sie hatten eine gewisse Verbindung, sodass wir in der Bremerhaven-Serie darauf zurückgekommen sind. Aber es stimmt: Es scheint, als hätten wir nie einen festen Platz für ihn gefunden. Travis ist am besten, wenn er mit Biss spielt, aber die Linie zum Unfairen nicht überschreitet. Das weiß er, da hatte er in dieser Saison Schwierigkeiten. Aber in ihm steckt ein guter Spieler. Die richtigen Nebenleute wie in Straubing hatte er hier nicht, darüber müssen wir nachdenken.“

...das schwächelnde Powerplay: „Ein gutes Überzahlspiel mit ein paar Chancen kann auch positive Auswirkungen auf das Spiel Fünf-gegen-Fünf haben. Das war aus meiner Sicht ein Problem, dass wir das zu selten geschafft haben. In den Play-offs war das Powerplay aber ein Lichtblick, weil wir es einfacher gehalten haben.“

...den Vorwurf, er habe die Top-Spieler mit zu viel Eiszeit verschlissen: „Da ist mit Sicherheit was dran. Wir liefen der Musik von Anfang an ein bisschen hinterher, wir brauchten Siege. So haben wir uns speziell auf einige Verteidiger und Torhüter Michael Garteig ein bisschen zu sehr verlassen. Auf lange Sicht ist das bestimmt zu hinterfragen. Devin (Ersatztorhüter Williams, d. Red.) war ein außergewöhnlicher Teamkollege für Garteig. Er hatte zu Beginn mit einer Verletzung zu kämpfen, dazu kam die Tabellensituation. Wir hätten ihn aber häufiger einsetzen sollen, speziell im November und Dezember. Wir hätten ihm mehr vertrauen sollen.“

...den Einfluss und die Doppelbelastung der Champions-League-Teilnahme: „Ich sehe das nur positiv, wir sollten als Klub eine erneute Qualifikation anstreben. Aber aus heutiger Sicht würde ich in der Vorbereitung mehr trainieren lassen, denn dort wird taktisch und konditionell der Grundstein gelegt. Sicher ist es schwieriger, wenn die bedeutungsvollen Spiele früher beginnen, aber wir würden wohl trotzdem im Training mehr Gas geben.“

...den Vorwurf mangelnder physischer Stärke des Teams: „Ist es eine Frage der mangelnden Physis, wenn man gegen bestimmte Teams nicht in die gefährlichen Zonen kommt? Oder liegt es am mangelnden Willen und der Einstellung, wenn man sich nicht durchsetzen kann? Oder ist es eine Kombination aus beidem? Diese Fragen kann man auf jeden Fall diskutieren, und das tun wir auch. Auf jeden Fall braucht man Balance, und man will keine Geschwindigkeit auf Kosten der Physis verlieren.“

...die Konzentration auf Puckbesitz zulasten des Umschaltspiels: „Es ist ein Missverständnis, dass viel Puckbesitz zu mehr Torchancen führt. Sicher hilft es etwa beim Wechseln, aber wir haben es übertrieben. Dass wir häufig den Puck hatten, hat unserer Defensive wahrscheinlich mehr geholfen als unserem Angriff. Ich bin der Ansicht, dass man Offensive eher aus Umschaltmomenten generiert als aus Puckbesitzphasen.“

...die Vertragsverlängerung von Philipp Krauß und seine Erwartungen: „Vor zwei Jahren kam er als 13. Stürmer, jetzt ist er einer für unsere drei Top-Reihen. Gerade in Sachen Einsatz und Zug zum Tor hat er vorbildlich agiert. Man muss die Erwartungen aber bremsen. Er braucht ein gutes Sommertraining, um den nächsten Schritt zu machen.“

...die Gerüchte über einen vorzeitigen Abschied in diesem Sommer, die nach einem DONAUKURIER-Interview aufkamen: „Ich hätte besser auf die Fragen vorbereitet sein sollen. Meine Aussagen zu meinen Kindern und meiner Zukunft waren auf die Zeit nach dem Vertragsende 2025 bezogen. Ich wollte nicht die Botschaft senden, dass ich mich mit Abwanderungsgedanken trage, dafür entschuldige ich mich. Ich fühle mich diesem Klub verpflichtet und möchte hier etwas erreichen.“

...die Zukunft von Co-Trainer Brad Tapper: „Alle guten Trainer möchten irgendwann Chef sein. Brad arbeitet extrem hart und ist mit Sicherheit bereit dafür. Ich würde mich aber freuen, wenn er hier weitermacht.“