Trainer-Wut, Top-Reihe und Turniersieg
ERC Ingolstadt holt Vinschgau-Cup − und nähert sich kurz vor Start in Rouen der Champions-League-Form

27.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:46 Uhr

Ein Hattrick gelang Panther-Stürmer Patrik Virta (rechts) am Sonntag gegen Evan Buitenhuis und den HC Innsbruck. „Das erste Spiel war ein bisschen holprig, dafür war das zweite sehr gut. Die Woche hat uns sehr geholfen, als Mannschaft enger zusammenzuwachsen“, fasste Mirko Höfflin das Trainingslager zusammen. Foto: Traub

Der Vinschgau-Cup geht zum vierten Mal nach Ingolstadt: Nach dem 5:2 am Freitag gegen den HC Pustertal haben die Panther mit dem überzeugenden, am Ende aber zu hoch ausgefallenen 6:0 (2:0, 1:0, 3:0)-Schützenfest gegen den HC Innsbruck am Sonntag auch ihr zweites Spiel im Rahmen des Trainingslagers in Südtirol gewonnen – und damit eine erfolgreiche Generalprobe für die Champions Hockey League (CHL) gefeiert.

Trotz starker Goalies, gefährlichem Powerplay, vieler Tore und Patrik Virtas Hattrick lief aber noch nicht alles rund bei den Ingolstädtern vor dem Auftakt am Donnerstag (20 Uhr) im französischen Rouen.

Derart wortkarg hatte der eigentlich so eloquente Mark French in seinem ersten Jahr als Trainer der Panther noch nie geantwortet. „Ich mochte unser erstes Drittel nicht, im zweiten fand ich uns gut, im dritten war unsere Intensität gut“, fasste der 52-Jährige den Auftritt seiner Mannschaft beim 5:2 (0:0, 2:0, 3:2) am Freitagabend gegen den HC Pustertal zusammen. Die Vorbereitung und die Saison seien ein Prozess, man werde das Spiel per Video analysieren, und nein, verärgert über die Leistung sei er nicht, beteuerte French auf Nachfrage – doch sein Gesicht verriet das Gegenteil.

Nur ein gutes Drittel gegen Pustertal

Schon nach dem schwachen ersten Drittel mit einigen Abspiel- und Abstimmungsfehlern sowie wenig Aggressivität sei der Coach in der Kabine überhaupt nicht begeistert gewesen, bestätigten die ERC-Profis, von denen Goalie Devin Williams zunächst als Einziger überzeugte. Im zweiten Durchgang hingegen dominierten die Panther plötzlich und hätten deutlich höher als 2:0 führen können, doch im dritten Drittel schwammen sie gegen den Klub aus der Ice Hockey League wieder gewaltig. Der Ausgleich lag in der Luft, bis Mirko Höfflins 3:1 den ERC erlöste. Zwei Empty-Net-Treffer und ein Pustertaler Powerplay-Tor schraubten das Ergebnis in den Schlusssekunden in die Höhe.

French lässt ERC-Profis schwitzen

Weil einige Panther-Profis nach der Partie auch noch den Zapfenstreich überzogen, besserte sich Frenchs Laune zunächst nicht: Die Eiseinheit am Samstag fiel dementsprechend „intensiv“ aus. Der Sonntag jedoch stimmte den Trainer versöhnlich: Die Innsbrucker, die am Samstag die Nürnberg Ice Tigers beim 4:1-Sieg dominiert hatten, konnten nur im ersten Drittel mit dem ERC mithalten. Virta traf im Powerplay zur Führung (7.) und legte zehn Minuten später das 2:0 nach (17.). Hinten parierte Michael Garteig alles, was auf seinen Kasten flog. „Unsere Torhüter sind wieder eine unserer Stärken“, lobte French sein Goalie-Duo. Zudem hob er die Special Teams als positive Aspekte hervor.

Jan Nijenhuis, der gemeinsam mit Routinier Daniel Pietta und Philipp Krauß stürmte, legte im Mitteldrittel das 3:0 nach (30.). „Pietta soll die jungen Spieler führen, das macht er gut“, fand French. Noch besser funktionierte allerdings die Formation um Höfflin, Travis St. Denis und Virta: Der Finne vollendete in Überzahl seinen Hattrick (49.), ehe Andrew Rowe (51.) und Wayne Simpson (59.) per feiner Einzelleistung auf 6:0 erhöhten.

„Wir haben die Virta-Reihe machen lassen, weil sie auf Anhieb eine gute Chemie entwickelt hat“, sagte French. „Wir haben auf der Bank darüber geredet, dass es sich leicht anfühlt, miteinander zu spielen“, berichtete Virta, und Höfflin ergänzte: „Irgendwie haben wir die gleichen Ideen, den gleichen Spielstil. Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß.“ Allerdings, so der Finne, könne man sich für Lorbeeren in der Vorbereitung später nichts mehr kaufen.

Das größte Verbesserungspotenzial besteht laut Höfflin in der defensiven Zone: schnellere Scheibengewinne, sauberer Aufbau, mehr Ordnung, mehr Tempo. „Wir können vor allem im Rückwärtsgang einiges optimieren“, meinte auch Virta, „aber die Offensive ist bislang da.“

An diesem Montag steht das traditionelle Golfturnier des ERC auf dem Plan, am Dienstag ist frei. Am Donnerstagmorgen fliegt der Panther-Tross dann nach Rouen. Bei den angeschlagenen Charles Bertrand und Colton Jobke besteht Hoffnung auf einen Einsatz, Enrico Henriquez fällt aus.

ERC - HC Pustertal 5:2

ERC Ingolstadt: Williams – Jobke, Zitterbart; Schwaiger, Maginot; Bodie, Hüttl; Wagner, Edwards – Friedrich, Stachowiak, Bailey; Dunham, Rowe, Simpson; Krauß, Pietta, Nijenhuis; St. Denis, Virta, Höfflin.
Tore: 1:0 Pietta (31./PP1), 2:0 Stachowiak (35.), 2:1 Andergassen (47./PP1), 3:1 Höfflin (58.), 4:1 Wagner (59./EN), 4:2 Sill (60./PP1), 5:2 St. Denis (60./EN). - Strafminuten: ERC 10/ Pustertal 16.

ERC - HC Innsbruck6:0

ERC Ingolstadt: Garteig – Bodie, Hüttl; Wagner, Edwards; Maginot, Zitterbart; Schwaiger – Höfflin, Virta, St. Denis; Dunham, Rowe, Bailey; Friedrich, Stachowiak, Simpson; Krauß, Pietta, Nijenhuis.
Tore: 1:0 Virta (7./PP1), 2:0 Virta (17.), 3:0 Nijenhuis (30.), 4:0 Virta (49./PP1), 5:0 Rowe (51.), 6:0 Simpson (59.). - Strafminuten: ERC 12/ Innsbruck 14.