Folgt der vierte Streich?
ERC Ingolstadt hofft auf nächsten Sieg bei Meister München und weitere wichtige Punkte im Kampf um die Play-offs

22.02.2024 | Stand 22.02.2024, 20:03 Uhr

Heiß gelaufen: Brandon Kozun erzielte in den jüngsten zwei Spielen jeweils den Siegtreffer für den ERC Ingolstadt. Foto: Traub

Der ERC Ingolstadt hat mit drei Siegen in Folge den Weg aus dem Formtief gefunden. An diesem Wochenende wollen die Panther bei ihren letzten beiden Auswärtspartien der Hauptrunde nachlegen. Im Derby mit Meister EHC München an diesem Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) hat dies in dieser Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bereits dreimal geklappt.



Der Start verlief wild und hektisch. Brandon Kozun war erst wenige Tage zuvor in Ingolstadt angekommen, er hatte nur ein Training mit seinem neuen Team absolviert und immer noch Jetlag. Kurz zuvor war er in einem Trainingscamp des NHL-Teams Colorado Avalanche gewesen, sein letztes Spiel aber lag schon einige Zeit zurück. „Ich war dabei, mich irgendwie zurechtzufinden“, sagt Kozun – und dann auch schon mittendrin im Derby bei Meister München. „Ich kann mich gut daran erinnern, wir haben ihn ein wenig ins kalte Wasser geworfen“, erzählt ERC-Trainer Mark French. „Aber er hat in dem Spiel gleich seine Qualitäten gezeigt.“

Seit seinem Debüt Mitte November hat Kozun 25 Spiele für die Panther absolviert. Nicht immer lief es so gut wie bei seinem vielversprechenden Start. Der Rechtsschütze benötigte eine Zeit, um sich nach 399 Partien in der KHL wieder an die größere Eisfläche und den nordamerikanischen Spielstil der DEL zu gewöhnen, und schlug sich zwischenzeitlich mit Wehwehchen herum. „Es war etwas schwierig für ihn, sich erstens in der Liga anzupassen und zweitens mit unseren Anforderungen im Spiel zurechtzukommen, beispielsweise mit unterschiedlichen Partnern in seiner Sturmreihe zu spielen“, erklärt French.

Kozun erzielt zweimal den Siegtreffer für den ERC



Inzwischen fühlt sich Kozun deutlich wohler – und lief in den vergangenen drei Spielen richtig heiß. Beim 3:2 nach Penaltyschießen in Iserlohn platzte nach zuvor neun torlosen Partien der Knoten. Beim 4:3 nach Verlängerung gegen Düsseldorf sowie beim 3:2 nach Penaltyschießen in Berlin erzielte Kozun jeweils eine Vorlage und den Siegtreffer für seine Mannschaft. Einmal per Knaller in den Winkel, einmal mit einem kaltschnäuzigen Schuss durch die Schoner von Eisbären-Goalie Jonas Stettmer. Damit ist Kozun derzeit der erfolgreichste ERC-Spieler. „Wenn’s läuft, dann läuft’s, das war schon immer so in meiner Karriere“, sagt der 33-Jährige. „Ich habe davor weder besser noch schlechter gespielt, es ist nur einfach so, dass der Puck jetzt den Weg ins Tor findet.“

Auffällig ist, dass der Flügelstürmer in diesen drei Partien nach der Verletzung seines angestammten Partners Andrew Rowe mit Daniel Pietta in einer Reihe spielte. Als Grund für Kozuns Höhenflug will French diese Umstellung allerdings nicht verstehen. Sicher ist jedenfalls, dass der gebürtige Kalifornier mit seiner Erfolgssträhne die Stimmung im Team deutlich verbesserte. „Seit der Länderspielpause herrscht eine richtig gute Moral im Team“, sagt French. „Der jüngste Erfolg hat natürlich dazu beigetragen.“ Kozun glaubt die Mannschaft definitiv in der richtigen Richtung: „Wir wollen zum Start der Play-offs unser bestes Eishockey spielen“, sagt der Stürmer.

Kozun erwartet gegen EHC Partie mit Play-off-Charakter



Bei sechs noch ausstehenden Spielen hat der ERC aktuell zehn Punkte Vorsprung auf Platz elf und kann für die Pre-Play-offs planen. Gerade in der Crunchtime der Saison könnte Kozun noch wichtiger für die Panther werden, schließlich hat der 33-Jährige in sieben Spielzeiten in der KHL oder bei den Olympischen Spielen 2018, als er mit der kanadischen Nationalmannschaft die Bronzemedaille gewann, gelernt, mit hohem Druck umzugehen. „Es ist in den bedeutungsvollen Partien wirklich ein großer Vorteil für die Mannschaft, wenn Spieler die Möglichkeit hatten, eine solche Erfahrung zu machen“, sagt French. „Brandon hat schon viele solcher engen Spiele gemacht. Seine Erfahrung ist sehr wertvoll für uns.“

Bei den jüngsten Erfolgen gegen Iserlohn, Düsseldorf und Berlin haben die Ingolstädter zuletzt bewiesen, dass sie enge Duelle gewinnen können. Kozun erwartet auch in München eine Partie mit Play-off-Charakter – perfekt, um sich an die K.-o.-Runde zu gewöhnen.

Auch bei seinem Einstand in München mussten die Panther im vergangenen November ihre Kampfqualitäten beweisen, als sie nach 98 Sekunden bereits mit 0:2 in Rückstand lagen, am Ende aber noch mit 5:3 gewannen. „Für Freitag ist das allerdings kein Erfolgsrezept“, sagt French und lacht. „Viel lieber wäre es mir, wenn wir gleich einen guten Start haben.“ Mit Kozun on fire könnte auch der vierte Saisonsieg gegen den Meister gelingen.

ERC Ingolstadt in Kürze


Ingolstadt: Casey Bailey steht im ausverkauften Olympia-Eisstadion nach fast vier Monaten Verletzungspause vor dem Comeback. Nach knapp einem Monat wird wohl auch Offensivkollege Travis St. Denis zurückkehren. Enrico Henriquez wird dagegen noch länger ausfallen, Andrew Rowe fehlt ohnehin bis zum Hauptrundenende.

Statistik: Alle drei Saisonderbys haben die Panther gegen ihren letztjährigen Finalgegner gewonnen (2:0, 5:3, 2:1). „Die Münchner wollen sich bestimmt dafür revanchieren. Wir haben auf dem Schirm, dass sie sehr gut gespielt haben in letzter Zeit, und großen Respekt vor ihnen“, sagt ERC-Trainer Mark French.

München: Der Meister kletterte zuletzt, verstärkt mit den neuen Verteidigern Les Lancaster und Emil Johansson, auf den vierten Tabellenplatz. Trainer Toni Söderholm verfügt über die zweitstärkste Defensive, das drittbeste Über- und das zweitbeste Unterzahlteam der Liga. „Wir müssen unsere Top-Form abrufen, denn Ingolstadt spielt mit hohem Tempo und hat gute Einzelspieler“, sagt EHC-Stürmer Austin Ortega. Topscorer ist Jon Blum (6 Tore/27 Vorlagen).