Spitzenspiel in Bremerhaven
ERC-Goalie Garteig über seinen Rekord, Shut-outs, Frische sowie stürmische Pinguins

27.12.2023 | Stand 27.12.2023, 17:36 Uhr

ERC-Goalie Michael Garteig (hier gegen Ice Tiger Cole Maier) parierte in Nürnberg 27 gegnerische Schüsse und kam auf eine exzellente Fangquote von 93 Prozent. Nach dominantem Auftaktdrittel nahmen die Panther vor allem im zweiten Drittel Schwimmunterricht, doch in einer turbulenten Schlussphase brachten sie den Sieg – vor allem dank Garteig − nach Hause. „Wenn wir in den Schlüsselmomenten weniger nachlässig sind, verläuft das Spiel deutlich entspannter“, meinte Trainer Mark French. Foto: Imago Images

Wenn der Tabellenführer den Sechsten empfängt, spricht man normalerweise nicht unbedingt von einem Spitzenspiel. Im Falle des Duells zwischen den Pinguins Bremerhaven und dem ERC Ingolstadt an diesem Donnerstag (19.30 Uhr/Magenta Sport) allerdings schon.



Nach der Deutschland-Cup-Pause Anfang November haben Panther (29) und Pinguins (28) mehr Punkte geholt als alle anderen Teams der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Das liegt zu einem großen Teil an den Torhütern der Kontrahenten: Sowohl der Bremerhavener Kristers Gudlevskis (13 Spiele/92,88 Prozent Fangquote/Gegentorschnitt von 1,60) als auch der Ingolstädter Michael Garteig (12/93,79/1,57) weisen seit der Liga-Unterbrechung Top-Werte auf. Besonders der Kanadier in Diensten der Panther machte auf sich aufmerksam: Zum DEL-Rekord von zehn Shut-outs (Spielen ohne Gegentor) von ERC-Legende Jimmy „The Wall“ Waite aus der Saison 2003/04 ist es für Garteig noch etwas hin, doch immerhin ein Mäuerchen hat der 32-Jährige in dieser Spielzeit schon gebaut.

Mit insgesamt vier Shut-outs führt Garteig die Riege der DEL-Goalies an. Beim 3:2 in Nürnberg am zweiten Weihnachtsfeiertag verpasste er knapp den dritten in Folge, doch mit gut 173 Minuten Weißer Weste stellte Garteig trotzdem eine neue ERC-Bestmarke auf. Zuvor hatte Waite (162 Minuten im November 2005) das ERC-Tor am längsten sauber gehalten.

Herr Garteig, fast 50 Minuten lang sah es so aus, als könnten Sie in Nürnberg nach den Zu-Null-Siegen in Düsseldorf und gegen Straubing Ihren dritten Shut-out in Folge feiern. Haben Sie das zuvor je geschafft?

Michael Garteig: Ich weiß es gar nicht. Im College könnten es mal drei Shut-outs in Folge gewesen sein, aber das ist sehr lange her. Als Profi habe ich das bislang definitiv noch nicht geschafft, ich war nicht mal nah dran. Generell habe ich nicht so viele Spiele ohne Gegentor.

Sind Ihnen solche Statistiken wichtig? Oder weitgehend egal, solange das Team gewinnt?

Garteig: Auf jeden Fall das Letztere. Wenn man über Shut-outs und solche Dinge nachdenkt, lenkt das nur vom Spiel ab, und man gerät in Schwierigkeiten. Ich weiß, dass sich die Dinge von alleine regeln, solange ich meine Leistung bringe. Nach unserem Fehlstart zählen nur Siege. Deshalb konzentrieren wir uns ausschließlich darauf.

Hatten Sie im zweiten Drittel in Nürnberg das Gefühl, dass sich Ihre Teamkollegen ein bisschen zu sehr auf Sie verlassen?

Garteig: Einige haben nach dem Spiel etwas in diese Richtung zu mir gesagt. Ich könnte das gar nicht bestätigen, ich bin währenddessen irgendwie im Tunnel. Wir haben sicher nicht so gespielt, wie wir uns das vorstellen, aber wir haben gewonnen. Das war zu Saisonbeginn nicht so, da hätten wir so ein Spiel wohl verloren. Das ist der Unterschied.

Sie sind der Goalie mit den meisten Einsatzminuten in der gesamten Liga, fast 1800 in 30 Spielen sind es bislang. Wie frisch fühlen Sie sich angesichts dieses Pensums – speziell mit dem aktuellen Spielemarathon im Zwei-Tages-Rhythmus?

Garteig: (lacht) Für mich ist es wie mit den persönlichen Statistiken und dem zweiten Drittel in Nürnberg: Da denke ich einfach nicht drüber nach. Wenn man so viel spielt wie ich in dieser Saison, ist man im Rhythmus. Ich würde aber lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich am Ende des Spiels in Nürnberg recht müde war. In den letzten Minuten gab es einige Chancen, es war turbulent. Aber dafür trainieren und leben wir als Eishockey-Profis, um das zu leisten.

Sie können sich ja auf der zehnstündigen Busfahrt nach Bremerhaven ein wenig ausruhen.

Garteig: (grinst) Oh Gott, ja.

Sind Sie ein guter Busschläfer?

Garteig: Überhaupt nicht. Im Gegensatz zu Wayne Simpson, der mir gegenüber sitzt. Der kann auf so einer Fahrt auch mal sechs Stunden ratzen. Die Väter im Team müssen solche Gelegenheiten nutzen, schätze ich (lacht).

Bremerhaven ist in Top-Form, feierte mit dem jüngsten 4:2 in Iserlohn den sechsten Sieg in Folge und führt überraschend die Tabelle an. Wie kann man die Pinguins schlagen?

Garteig: Sie sind sehr heimstark und spielen als Mannschaft geschlossen zusammen. Wir wissen, dass sie sehr stürmisch aus der Kabine kommen werden, wir müssen die ersten zehn Minuten überstehen.